Christoph Pötzsch

Was wird eigentlich Pfingsten gefeiert?

„Pfingsten sind die Geschenke am geringsten … während Ostern, Geburtstag und Weihnachten etwas einbrachten.“ Dieser Reim von Bertolt Brecht erklärt das heutzutage fast völlig unverständliche Pfingstfest auf eigene Weise.
Die Pfingstrose hat übrigens nichts mit dem Fest zu tun, sie blüht lediglich um die Zeit des Pfingstfestes herum. In diesem Jahr stehen wegen des bisher kalten Frühlings allerdings nur wenige Pfingstrose in voller Blüte. Foto: Pönisch

Die Pfingstrose hat übrigens nichts mit dem Fest zu tun, sie blüht lediglich um die Zeit des Pfingstfestes herum. In diesem Jahr stehen wegen des bisher kalten Frühlings allerdings nur wenige Pfingstrose in voller Blüte. Foto: Pönisch

Gedanken zum Pfingstfest von Christoph Pötzsch Wenn die Geschenke am geringsten sind, kann es nur bedeuten, dass andere Feste wichtiger sind. So ist das auch, denn Ostern und Weihnachten gelten im Kirchenjahr als bedeutender. Aber ganz ohne Geschenke sollte es zu Pfingsten auch nicht abgehen, denn dieses Fest ist eigentlich ein Geburtstag – der Geburtstag der Kirche. Erklären kann sich das aus dem Geschehen im Todesjahr von Jesus Christus. Diejenigen, die er um sich geschart hatte, waren nun allein. Sie hatten seine Hinrichtung am Kreuz erlebt, die unfassbare Auferstehung am Ostersonntag und schließlich seine Himmelfahrt. Nun waren sie ohne Chef. Dazu hatten die ersten Christen zusätzlichen Stress. Das Land um Jerusalem war von den Römern okkupiert, die mit eiserner Hand regierten. Begriffe wie Befreier oder Erlöser fielen da auf höchstes Misstrauen. Aber auch in ihrer jüdischen Gesellschaft wurden die Christen nicht so recht angenommen. Jahrhundertelang hatten die Juden auf den Erlöser, den Messias gewartet. Und nun behaupteten diese Christen, es sei eben dieser Jesus gewesen, und er habe unter ihnen gelebt. Für viele Juden dieser Region war dieser Gedanke unerträglich. Der Erlöser als Kleinkind in einer armseligen Krippe? Und als Verbrecher hingerichtet? So standen die Christen mit ihrem Glauben an diesen Jesus ziemlich allein. Am jüdischen Erntedankfest Schawuot, 50 Tage nach dem Pessachfest, traf sich nun die jüdische Welt in Jerusalem, um zu feiern. Die ausgegrenzten und schief angesehenen Christen hatten sich in einen Saal zurückgezogen. Und dort vollzog sich das sogenannte Pfingstwunder. Im Saal erhob sich ein Sturm. Und auf jeden der Anwesenden setzte sich ein Feuerschein. Plötzlich begannen sie unerklärlicherweise in fremden Sprachen zu sprechen, so dass die massenweise angereisten Juden alles in ihren verschiedenen Sprachen und Dialekten verstehen konnten. Mit diesem Tag begann der Zulauf. Am ersten Tag bereits sollen über 3.000 Leute zur Taufe gekommen sein. Und die ersten Christen verstreuten sich nun in alle Winde, predigten und gründeten Pfarrgemeinden. Es entstand diese Welt, die wir heute haben: christliche Gemeinden allerorten. So gilt Pfingsten heute als der „Geburts“-tag der Kirche. Und Künstler weltweit, die Pfingstmotive malen und gestalten, bedienen sich bis heute der Farben rot und gelb, um damit das Feuer über den Köpfen der ersten Christen zu zitieren. Der Pfingstmontag findet immer 50 Tage nach Ostersonntag statt


Meistgelesen