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Carola Pönisch

Was tun, wenn die Sirene heult?

Viermal im Jahr, immer am 2. Mittwoch eines Quartals, gehen in Dresden die Sirenen an. Der Probealarm wird stets angekündigt. Doch was ist im Ernstfall? Wer kann die Signaltöne deuten? Wo kann man sich informieren?
210 Sirenen sind im Stadtgebiet Dresden auf Dächern installiert. Die Grafik zeigt die Tonfolge. Je zwölf Sekunden schrillen die Sirenen bei Probe und Feuer, sechsmal fünf Sekunden bei Gefahr.           Grafik: asc

210 Sirenen sind im Stadtgebiet Dresden auf Dächern installiert. Die Grafik zeigt die Tonfolge. Je zwölf Sekunden schrillen die Sirenen bei Probe und Feuer, sechsmal fünf Sekunden bei Gefahr. Grafik: asc

Im Mittelalter  waren es die Türmer, die die Feuerglocke läuteten, um Alarm zu schlagen. Drohte Gefahr durch feindliche Truppen, wurden in größeren Gebieten sogenannte Kreidfeuer angezündet, um die Menschen zu warnen. Im 19. Jahrhundert rannten bei Bedarf Feuerläufer von Dorf zu Dorf, um weitere Löschspitzen herbeizuschaffen, wenn die eigene nicht ausreichte oder gar keine vorhanden war.  Vor 200 Jahren erfunden, nach 1990 um die Hälfe reduziert Sirenen gibt es erst seit ihrer Erfindung 1819 durch den Physiker  Charles Cagniard de la Tour. Dass es sie heute, 200 Jahre später und im Digitalzeitalter, immer noch (besser: wieder) gibt, hat zumindest hier in Sachsen auch etwas mit der Jahrhundertflut von 2002 zu tun. Denn plötzlich merkte man, dass eine flächendeckende Warnung der Bevölkerung nicht mehr überall möglich war. Denn nach der Wende wurden tausende Sirenen von deutschen Dächern abmontiert und der Katastrophenschutz 1992 zur Ländersache erklärt. Doch inzwischen sind die modernen Alarmschläger zumindest hier längst zurückgekehrt. 210 Sirenen, die auch »reden« können

Allein in Dresden sind derzeit 210 Sirenen installiert, ihre Neuanschaffung bzw. Umrüstung auf moderne Funktechnik hat über zwei Millionen Euro gekostet, das Dresdner Alarmsystem gilt dafür als eines der modernsten bundesweit. Viermal im Jahr wird mittels Probealarm getestet, ob die Technik funktioniert. Dann erklingt ein zwölf Sekunden langer Ton mit der Durchsage »Das ist ein Probealarm«.  Bei Feueralarm sind es drei Töne je zwölf Sekunden mit zwölf Sekunden Pause dazwischen. Droht Gefahr, heulen die Sirenen eine Minute lang, und zwar mit sechs Tönen zu je fünf Sekunden Dauer und je fünf Sekunden Pause. Ergänzt werden kann dieser Alarm mit Durchsagen (hinterlegte Au-diodateien), die konkret vor Hochwasser, Unwetter, Schadstoffausbreitung, Gefahren im Trinkwasser oder einer anderen Gefahr warnen. Letzteres würde im Ernstfall so klingen: »Achtung, hier spricht  Ihre Feuewehr – Schalten Sie Ihr Radio ein und achten Sie auf Durchsagen«. Weitere nötige Audiodateien, Ad-hoc-Ansagen oder die Einspeisung von anderen Audioquellen werden zentral in der Sireneneuerzentrale vorgehalten und bei Bedarf per BOS-Funk zur Sirene übertragen. Die Dresdner Sirenen erklingen flächendeckend, können aber auch einzeln und in ad-hoc gebildeten Gruppen ausgelöst werden. Zudem sind sie redundant abgesichert, quasi mit doppeltem Boden. Sie können also per Funk, digitalem Auslöser (POCSAG) oder an der Sirene selbst eingeschaltet werden. Bleibt zuguterletzt die Frage: Wie erfahren die Bürger, wie sie sich bei Gefahr zu verhalten haben? Da wird es etwas kompliziert. Denn natürlich gibt es heutzutage dafür das »Merkblatt Sirenen«, das in allen Rathäusern ausliegt. Mehr hier: www.dresden.de/media/pdf/feuerwehr/katastrophenschutz/merkblatt_sirenen.pdf


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