Roberto Rink/ck

Was schwebt da über dem Hauptbahnhof?

Dresden. Das Dach des Hauptbahnhofs hat durch die Witterung arg gelitten und Risse bekommen. Jetzt wird es mit einer neuen Glasfasermembran versehen.

Da schwebt sie im nächtlichen Himmel über dem Dach des Dresdener Hauptbahnhofes: Die erste Rolle der neuen Glasfasermembran.

Da schwebt sie im nächtlichen Himmel über dem Dach des Dresdener Hauptbahnhofes: Die erste Rolle der neuen Glasfasermembran.

Bild: R. Rink

Die Deutsche Bahn (DB) lud zu einer eher untypischen Zeit Journalisten und Fotografen an den Dresdner Hauptbahnhof ein. Was sollte da nun passieren? Es ist 22 Uhr, wird denn da noch gearbeitet? Ja, denn gerade in den Abendstunden, wenn am Hauptbahnhof ein wenig Ruhe eingekehrt ist, können die Bauarbeiten endlich starten. Ein großer Kran ist auf der Bayerischen Straße aufgebaut, daneben befinden sich 16 riesige Rollen.

 

Risse durch Schneelast

 

Diese Rollen werden in den nächsten Monaten, bis November dieses Jahres, mit einem 100 Meter hohen und 224 Tonnen schweren Kran auf das Dach des Hauptbahnhofes gehievt und dann langsam ausgerollt. Denn das alte Membrandach hat über die Jahre gelitten und ist besonders durch die Schneemassen des Winters 2010/2011 an vielen Stellen gerissen. Vor allem betroffen waren dabei die Trichter, in denen sich der Schnee sammelte.

etzt ist es endlich soweit und der Austausch der defekten Membran kann beginnen. Die erste Rolle ist am 2. Juli auf das Dach des Hauptbahnhofes gehoben worden. Sie wiegt 700 Kilogramm und misst sechs mal 18 Meter. Die Rollen haben unterschiedliche Maße. In den nächsten Tagen werden diese dann ausgerollt. Das Material, teflonbeschichtete Glasfasermembran in einer Dicke von 0,8 Millimeter, ist im Grunde das gleiche wie bei der alten Dachhaut. Stararchitekt Sir Norman Foster hatte das lichtdurchlässige Materiel damals gewählt, um den Bahnhof einerseits natürlich auszuleuchten und andererseits der Architektur Leichtigkeit zu verleihen. Dabei sind auch viele tragende Elemente der Konstruktion entfernt worden.

 

Skylights sollen Trichter entlasten

 

Damit es zukünftig zu keiner Rissbildung – besonders an den Stellen der Trichter – kommt, werden diese durch sogenannte Skylights abgedeckt. Der Schnee wird sich direkt auf diesen Stahl-Glas-Abdeckungen ablagern. Zudem wird die Faserrichtung der Membran nicht mehr längs, sondern an der kurzen Seite verlaufen und dadurch mehr Lasten aufnehmen können.

Die Aufgabe der Montage ist sehr anspruchsvoll und wird von speziell ausgebildeten Höhenkletterern ausgeführt. Dafür werden für den gesamten Zeitraum die Außengleise und Bahnsteig 1 ruhen. Ansonsten werden die Arbeiten »unter dem rollenden Rad« ohne größere Einschränkungen für die Bahnreisenden durchgeführt werden. Die gesamte Maßnahme soll 2025 abgeschlossen sein. Dabei wird eine Fläche von 33.000 Quadratmetern neu gedeckt. Das entspricht vier Fußballfeldern. Der Freistaat Sachsen und die DB investieren rund 44 Millionen Euro für die Erneuerung des Hallendachs.

 

Modernisierungsprogramm

 

Die Erneuerung des Bahnhofsdachs am Hauptbahnhof ist Teil eines umfassenden Modernisierungsprogramms der Bahnhöfe der DB mit Unterstützung des Freistaates Sachsen. Durch attraktive, komfortable und barrierefreie Stationen sollen mehr Menschen für die Bahn begeistert werden. Diese Maßnahme am Dresdner Hauptbahnhof bildet den Auftakt für das neue »Bahnhofsmodernisierungsprogramm Sachsen«.

Ende April ist dafür vor Ort die Rahmenvereinbarung durch den Vorstandsvorsitzenden der DB Station&Service AG, Bernd Koch, und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) unterzeichnet worden. Insgesamt werden 82 Millionen Euro für das Modernisierungsprogramm in Sachsens Bahninfrastruktur investiert. Dafür sollen unter anderem die Barrierefreiheit ausgebaut sowie den Reisenden bessere Informationen und einladendere Bahnhofsgebäude zur Verfügung gestellt werden.

 

 


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