Vor Dresdens Toren entsteht ein neues Gymnasium
Die letzte Hürde ist geschafft! Der Bau des neuen Freien Gymnasiums an der Köhlerstraße in Weinböhla kann beginnen. Der Generalunternehmervertrag über 14 Millionen Euro mit der Firma Goldbeck ist unterzeichnet. Vier Millionen fördert der Freistaat. Für Schulleiter Florian Foltin die beste Nachricht kurz vor Weihnachten. »Wir freuen uns sehr auf den Bau.« Seit 2021 lernen die Mädchen und Jungen in modern eingerichteten Containern – bis das Schulhaus 2026 stehen soll, wird sogar noch einmal erweitert. Der Zuspruch ist groß. Die Schüler kommen natürlich zunächst aus Weinböhla, das bislang nur eine Grund- und Oberschule hatte. Sie kommen aber auch aus Radebeul, Coswig, Moritzburg und sogar Großenhain. Zwei Klassen nimmt die Schule jedes Jahr auf. Man will bewusst klein und fein bleiben – aber nicht unter sich. Offenheit und Humanismus gehören ebenso zum Schulkonzept, wie digitales und individuelles Lernen.
Das Weinböhlaer Gymnasium ist ein Mittelweg zwischen dem Schulversuch »Universitätsschule TU Dresden«, wo es keine Noten gibt und die Schüler sich die Lernbausteine selbst suchen, und der staatlichen Schule mit Frontalunterricht. Jeder Schüler hat hier ein eigenes iPad – das erleichtert den Schulrucksack und macht medial fit. Geschrieben wird aber in Hefter, denn die Handschrift ist wichtig. Über eBook gibt‘s Übungssoftware und Erklärvideos, die Lernplattform heißt Scobees. Nach einem 20-Minuten-Einstieg in den Tag gibt es die Aufgaben als Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit. Die Resultate werden auf der Lernplattform hochladen, der Fachlehrer gibt dazu ein persönliches Feedback.
Die derzeit 24 Lehrer sehen sich wie an der Universitätsschule als Lernbegleiter. Den Schülern stehen individuell gestaltete Arbeitsplätze zur Verfügung, aber auch Sitzsäcke, Stehtische oder Sofas. Wer wohin geht und was gerade erledigt, kommt auf die Aufgabe und den eigenen Status an. Wer sich an Regeln hält, mitarbeitet und die Gruppe nach vorn bringt, hat mehr Freiheiten in den Abläufen – aber auch mehr Verantwortung. Das triggert die jungen Leute vielleicht manchmal mehr als eine Note, die es hier genauso gibt wie an jeder anderen Schule. Klasse 8 ist derzeit der höchste Jahrgang – die Jahrgänge wachsen mit. Unterrichtsbeginn ist 8.30 Uhr – nicht um auszuschlafen, sondern wegen der Busverbindungen.
Das Freie Gymnasium in Weinböhla ist eine der Antworten auf Silicon Saxony. Die Chipindustrie braucht kreativen Nachwuchs und erhofft sich von diesem Schulmodell der »Rahn Education«, die an 40 Standorten unterschiedliche Schule betreiben, offenbar genau solche Mitarbeiter. Kein Wunder, dass hier die drei Profile – Sprachen, Sport und MINT-Fächer – mit dem Paket Mathe, Astronomie, KI, Informatik und Physik angeboten werden. Das wird der Schulbau auch eindrucksvoll widerspiegeln – mit einer eigenen Sternwarte mit modernen Teleskopen und dem deutschlandweit ersten versenkbaren Trampolin in der neu entstehenden Dreifeldhalle, die die Gemeinde bauen wird.
Englisch in erhöhter Stundenzahl, ab der 6. Klasse Französisch oder Spanisch. Latein, eventeuell bald chinesisch – so sind die Schüler international aufgestellt. Sogar einen Weinberg haben die Schüler mithilfe des Lions Clubs angelegt. An einem Freien, sprich Privat-Gymnasium, zahlen die Eltern Schulgeld: entsprechend deren Einkommen beträgt es zwischen 100 und 499 Euro im Monat. Die Stiftung von Rahn Education vergibt aber auch Stipendien. Für die Schule ist das unumgänglich, denn der Zuschuss vom Freistaat ist geringer, als für Schüler an staatlichen Schulen.