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Überraschung: Pillnitzer Kamelie doch nicht aus Asien?

Wissenschaftler haben das Erbgut der Pillnitzer Kamelie entschlüsselt und sind dabei auf interessante Fakten gestoßen.
Foto: Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten

Foto: Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten

Die Kamelie im Schlosspark Pillnitz ist eine der ältesten, die es in Europa gibt. Sie ist über 230 Jahre alt, fast neun Meter hoch und ihr Durchmesser beträgt gut elf Meter. Ab Februar blüht sie jährlich neu auf und verwandelt sich in ein kaminrotes Farbenmeer. Bisher gingen Wissenschaftler und Botaniker immer davon aus, dass die Pflanze aus Japan zunächst nach London gebracht wurde und nach 1780 in Dresden aufblühte. Sicher und belegt war diese Theorie jedoch nicht. Um Gewissheit zur Herkunft zu erlangen, haben Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden sich der Frage angenommen und dabei erstaunliche Erkenntnisse gewonnen. Die Geschichte der Pflanze im Pillnitzer Schlosspark muss nun wohl neu geschrieben werden. Die Studie war im November 2012 vom Staatsbetrieb der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen in Auftrag gegeben wurden und mit 53.000 Euro auch finanziert wurden. "Die Erforschung der Geschichte unserer historischer Parks und Gartenanlagen ist nicht nur unser Satzungsauftrag, sondern für uns eine Herzensangelegenheit", sagt Geschäftsführer Dr. Christian Striefler. Zur Klärung der Herkunft der Pillnitzer Kamelie wurde zunächst deren Erbgut entschlüsselt. "Das ist eine sehr aufwendige, aber auch spannende Sache. Es gibt weltweit bis jetzt nur wenige vollständig genetisch entschlüsselte Pflanzen. Wir betreiben hier also Grundlagenforschung", erklärt der Projektleiter Dr. Stefan Wanke. Nach der Entschlüsselung der DNA konnten spezifische Marker mit denen anderer Kamelien aus verschiedenen Regionen Europas und Asiens über das am Institut für Botanik entwickelte Markersystem verglichen werden. Dem Team standen Proben aus den Sammlungen in Campobello (Portugal), Caserta (Italien), Japan, China, dem Botanischen Garten Greifswald und den Botanischen Sammlungen der TU Dresden und dem Landschloss Pirna–Zuschendorf zur Verfügung. Bei diesem Abgleich stellten die Forscher große genetische Ähnlichkeiten zwischen den ältesten europäischen Kamelien in Pillnitz, Greifswald, Campobello und Caserta fest. Mit diesen Entdeckungen können die Wissenschaftler die sogenannte Thunberg-Legende über die Herkunft der Pillnitzer Pflanze widerlegen. Danach sei die Pillnitzer Kamelie eines von insgesamt vier Exemplaren, die vom schwedischen Arzt und Botaniker Carl Peter Thunberg von seiner Asienreise nach Kew Gardens gebracht wurden. Da die genetischen Ähnlichkeiten mit drei anderen Herkunftsorten nun nachgewiesen ist, gilt diese These als unwahrscheinlich. Eine weitere historische Legende, die besagt, dass die Kamelie aus Japan stammt, konnte ebenfalls nicht bestätigt werden. Die Suche geht nun also weiter. Für die endgültige Klärung der Herkunft sind weitere Forschungen nötig.


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