

A, B, C – wie im Alphabet wird der Abriss der Carolabrücke erfolgen. Aber ganz so simpel ist es dann doch nicht. Bevor irgendwer die Brücke entfernt, muss sie ein letztes Mal gesichert werden. Das Unternehmen Hentschke Bau muss die Carolabrücke abstützen. Denn nichts will die Stadt so sehr vermeiden wie einen nochmaligen unkontrollierten Fall in die Elbe und das anschließende wochenlange Herausfischen von tonnenschweren Betonteilen. Das ist nach den erneuten Spanndrahtbrüchen vor allem in Höhe von Pfeiler D aber ein immer wahrscheinlicheres Szenario.
Besonders der Kragarm an Pfeiler D wird jetzt eilig mit einem Hub-Ponton abgestützt, bevor schmalere Stützen den Ponton ersetzen und wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit zulassen. »Wir vermeiden jede unnötige Erschütterung, die noch zum Einsturz führen könnte«, erklärt Thomas Alscher, Geschäftsführer von Hentschke Bau. Deshalb ruhen die Arbeiten am Zug C.
Der Plan ist, die Carolabrücke so mit Pontons herauszuheben, wie man die Waldschlößchenbrücke über Pontons eingehoben hat. »Für uns ist das insofern Neuland, dass wir den Prozess jetzt anders herum denken«, sagt Alscher. In Berlin hat Hentschke Bau jüngst eine Brücke über den Teltow-Kanal genau nach dieser Technologie eingehoben. Die spannende Frage in Dresden wird aber sein, ob die Träger dabei in sich zusammenbrechen. Schließlich muss Hentschke Bau die Träger dazu heraussägen. »Die Gedanken machen wir uns durchaus«, so Thomas Alscher. »Es muss genau überlegt werden, wo das passiert, außerdem werden wir Bohrpfähle am Terrassenufer zur Stabilisierung einbringen, denn keiner weiß, was man der Kaimauer zumuten kann.«
Prüfingenieure berechnen das Szenario gerade. Für die Dresdner wird die Anreise der Pontons ein sichtbares Zeichen sein, dass es losgeht - und die schicken die Tschechen. In 4 Teilen werden sie angeliefert und am Terrassenufer zusammengebaut. Dafür muss die Weiße Flotte ihre Schiffsanleger abbauen.
20 Zentimeter sollen die Brückenträger angehoben werden bevor es sicher an Land geht. Das eigentliche Ausheben der Brückenzüge dauert 2 Wochen und findet im Juni statt. Der kritischste Moment ist allerdings der Wechsel der Brücke von den Pontons an Land. Selbstfahrende modulare Fahrzeuge nehmen die Brückenzüge auf der Altstädter Seite auf und lagern sie über eine Abstapel-Konstruktion am Ufer ab. Dort kann die Brücke in Ruhe zerkleinert werden. Anfangen wird Hentschke Bau stromaufwärts mit Zug A, dann folgt Zug B und ganz zuletzt Zug C, der noch gefährlich in der Elbe hängt. Die beiden Schrägen werden klassisch abgebrochen und fallen diesmal gleich in Lastschiffe.
Soweit der Plan. Die Risiken bleiben ein zu niedriger Wasserstand der Elbe. Bomben, die plötzlich auftauchen und ein Bauwerk, das möglicherweise ganz anders reagiert als gedacht. Die Dresdner Bohrgesellschaft sondiert das Areal daher nochmals mit Drohnen und ab 17. März werden die letzten Teile der Baustraße, die noch 10 Meter auf der Altstädter Seite in die Elbe hineinragt, beseitigt. Das alles kostet – die Stadt bleibt aber bei »bis zu 18 Millionen« in ihren Schätzungen.
OB Dirk Hilbert hat nochmals dem Bund geschrieben, der solle sich an den Kosten beteiligen. Schließlich sichere ein Staatsvertrag den Tschechen den Zugang zum Meer und die Elbe ist eine Bundeswasserstraße. Ein Antwort gibt es noch nicht - nicht mal eine Eingangsbestätigung von Pförtner, witzelt Hilbert. Weder dem Minister noch einem Staatssekretär war Dresden bisher eine persönliche Antwort wert - bisherige Absagen kamen von der Arbeitsebene. Ob sich das mit einer neuen Regierung ändert, bleibt abzuwarten.