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Radebeuler DDR-Museum in Gefahr

Wie heute bekannt wurde, leidet das Radebeuler DDR-Museum unter einem dramatischen Besucherrückgang. Die Situation sei existenzbedrohlich, heißt es. Was fehlt sind Tagestouristen, vor allem aus Dresden.
Museums-Chef Hans Joachim Stephan an der MS "Radebeul". Foto: Archiv

Museums-Chef Hans Joachim Stephan an der MS "Radebeul". Foto: Archiv

Das Radebeuler DDR-Museum Zeitreise - enger Kooperationspartner der hiesigen Volkssolidarität - ist in eine existenziell bedrohliche Schieflage geraten. Diese hängt mit einem drastischen Besucherrückgang im vergangenen Jahr zusammen. Verschiedene Ursachenanalysen führen das Gästeminus von 14.000 Personen vor allem auf eine breite Verunsicherung der Bevölkerung infolge der sozialpolitischen Situation im Land zurück. Diese zeigt sich unter anderem in dem anhaltenden Zulauf der Pegida-Demos im benachbarten Dresden, wodurch die Landeshauptstadt und ihre gesamte Umgebung einen Imageschaden erlitten hat, teilte die Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen e.V. mit.In der Folge bleiben Tausende Tagestouristen aus der sächsischen Landeshauptstadt weg (Dresdner Übernachtungszahlen 2015 minus 3 Prozent), die sonst den Weg nach Radebeul fanden. Mit dieser traurigen Bilanz folgt das DDR-Museum einer Reihe anderer Einrichtungen. Dochwie Anfang Januar eine Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE im sächsischen Landtag zutage brachte, wird der Anteil der Tagestouristen statistisch nicht erhoben. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Entwicklung steht damit bislang aus. Dass einige große Einrichtungen von einem Einbruch der Besucherzahlen verschont blieben, lässt sich oft durch deren komfortable Situation erklären, der schwierigen Lage mit Sonderausstellungen begegnen zu können. Gleiches zu tun, ist dem DDR-Museum in Radebeul wegen fehlender finanzieller Ressourcen zurzeit nicht möglich. Das DDR-Museum Zeitreise ließ jedoch nichts unversucht: Zum 1. Januar 2016 reagierte es zum einen mit einer Erhöhung des Eintrittspreises in jeder Preisgruppe um 50 Cent. Zum anderen baute es Personal ab. Mittlerweile ist das Team bei sechs Öffnungstagen pro Woche auf fünf Mitarbeiter und zwei Ehrenamtliche geschrumpft. Sie übernehmen alles von der Aufsicht bis zur Reinigung. Doch die schwierige Lage hält an. "Es darf nicht passieren, dass Radebeul sein DDR-Museum verliert", sagt Frank Stritzke, Chef der Volkssolidarität Elbtalkreis-Meißen. "Es ist zehn Jahre gut gelaufen", betont Museumsleiter Hans Joachim Stephan. "Von 1000 Besuchern übt mal einer Kritik. Sonst ist der Tenor durchweg positiv." Aktuell sind vielfältige Aktivitäten in Vorbereitung, die das Ziel verfolgen, dem Haus wieder steigende Besucherzahlen zu bescheren. Im Mittelpunkt steht die Bildung eines Förderkreises mit Ehrenamtlichen, die weitere Mitstreiter suchen, Netzwerke schaffen, Sponsoren akquirieren, öffentlichkeitswirksame Aktionen erarbeiten und Veranstaltungen organisieren wollen. Als prominente Unterstützer konnten unter anderem bereits Entertainer Hartmut Schulze-Gerlach ("Muck"), Biathlonlegende Frank-Peter Roetsch und Opernsänger Gunther Emmerlich gewonnen werden. Bundesweite Bekanntheit erlangte das DDR-Museum unter anderem im Jahr 2011 durch einen Besuch des Hollywood-Schauspielers Tom Hanks sowie durch die Ausstattung diverser Film- und Fernseh-Produktionen. So waren zum Beispiel sowohl in dem Mehrteiler "Der Turm" als auch in vielen MDR-Sendungen der Reihe "Damals war's" ausgewählte Möbel und Accessoires aus dem Radebeuler Fundus zu sehen. Dabei entwickelten sich die Besucherzahlen von unter 10.000 im Eröffnungsjahr auf knapp 60.000 im Rekordjahr 2011. Danach pendelte sich das Gästeaufkommen bei etwa 55.000 ein. Dieser Andrang hielt an bis 2014. Im Letzten Jahr lag das Gästeminus bei 14.000.


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