Carola Pönisch

Permanent eingelagert

Dieses Kunstwerk namens »Permanenter Neuanfang« hat die Gemüter vieler Dresdner erregt. Nun soll die umstrittene Installation abgebaut und im Lapidarium der Stadt eingelagert werden.
Stand seit April 2017 auf dem Neumarkt Dresden. Am 29. April wurde der "Permanente Neuangang" abgebaut und im Lapidarium der Stadt eingelagert. Foto: Pönisch

Stand seit April 2017 auf dem Neumarkt Dresden. Am 29. April wurde der "Permanente Neuangang" abgebaut und im Lapidarium der Stadt eingelagert. Foto: Pönisch

Eine ausgefahrene Hebebühne in schrägem Rosa, auf dem Podest eine löchrige Kugel, ein Arm mit Hammer in der Hand und ein langes Stück irgendwie verknotetes Metall – was es bedeuten soll und warum es »Permanenter Neuanfang« heißt wissen wohl nur die beiden Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth, die das Teil erschufen. Fast genau zwei Jahre lang stand das Gebilde auf dem Neumarkt. Erregte es anfangs noch lautstarke Proteste, gingen die meisten Dresdner nur noch kopfschüttelnd daran vorbei, Touristen warfen fragende Blicke darauf. Nun ist die Installation abgebaut. Doch anders als die noch viel umstritteneren hochkant gestellten Busse, die der deutsch-syrische Künstler Manaf Halbouni ein »Anti-Kriegs-Denkmal« nannte und nach Dresden auch in Berlin vor dem Brandenburger Tor platzierte, bleibt der »Permanente Neuanfang in Dresden. Neuanfang im Lapidarium. Permanent eingelagert Das demontierte Kunstwerk hat seinen Platz im Lapidarium der Stadt gefunden, »bis über die weitere Verwendung entschieden wird«, wie Stadtsprecher Karl Schuricht informiert. Es liegt hier neben anderen Kunstwerken aus dem öffentlichen Raum (und aus realsozialistischer Zeit), die nach 1990 abgebaut, aber nicht zerstört wurden. Das Lapidarium (Bezeichnung für eine Sammlung aus Steinwerken wie Skulpturen, Sarkophage, Epitaphe, Meilensteine, Grabsteine) befindet sich in der ehemaligen Zionskirche an der Hohen Straße/Ecke Nürnberger Straße. Die Kirche wurde im Februar 1945 stark beschädigt, ihre Ruine wurde notdürftig gesichert und von der Zionsgemeinde bis Ende der 1970-er Jahre genutzt. Als die Gemeinde 1982 ihre neue Kirche auf der Bayreuther Straße weihte, fiel das Ruinengrundstück der Stadt zu. Die beräumte und sicherte das Gemäuer  zwischen 1994 und 1996, versah die Ruine mit einem Dach und nutzt es seither zum Einlagern historischer Bauteile, die nach der Zerstörung des Dresdner Stadtzentrums gesichert worden waren. Sicher gelagert. Für die Ewigkeit. Und die Wiederverwendung Inzwischen sind mehr als 7.000 historische Objekte hier eingelagert. In den 1950er Jahren wurden die meisten davon zunächst an unterschiedlichen Orten deponiert, unter anderem im Palais Großer Garten, den Gewölben unter der Brühlschen Terrasse, im Schloss und im Taschenbergpalais.  Mit Beginn des Wiederaufbaus des Residenzschlosses 1985 stellte sich zunehmend die Frage nach angemessener Unterbringung der Fundstücke und so fiel damals schon die Wahl auf die Zionskirche. Mittlerweile sind sämtliche provisorische Lapidarien aufgelöst und alle Fundstücke in der Südvorstadt gelagert, archiviert und wissenschaftlich erfasst. »Auch Denkmäler aus neuerer Zeit werden hier verwahrt oder bis zur Wiederverwendung zwischengelagert«, weiß Stadtsprecher Karl Schuricht. Der »Permanente Neuanfang« dürfte aktuell der bekannteste Neuzugang sein.


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