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Orang-Utan-Haus in Europa einzigartig

Dresden. Seinen Namen hat das neue Affenhaus wegen seiner Optik schon weg: der Donut.

Das neue Orang-Utan-Haus ist gerade erst im Rohbau fertig - da hat es schon seinen Namen im Dresdner Volksmund weg: Donut. Dresdens OB Dirk Hilbert schwärmte am Montag zum Richtfest, der Rundbau habe die Anmutung des Kolosseums. Am Ende nannte er den 20-Millionen-Bau selbst den "Donut". Der riesige Betonbau lässt das künftige Domizil der Orang-Utans im Dresdner Zoo schon heute erahnen: Im "Kringel", um im Bild des beliebten Gebäcks zu bleiben, befinden sich zahlreiche Außengehege und Anlage, die neben den Orang-Utan-Zuchtpaaren auch zahlreichen anderen Tieren aus den Regenwäldern Südostasien ein Zoo-Zuhause bieten.

Innen ist tatsächlich Luft - eine Art Dschungel für die Menschenaffen, die hoch in die Bäume klettern können, sich im Gestrüpp verbergen und vor allem vor Lärm und Zugluft geschützt sind und doch von den spazierenden Zoobesuchern auf einem Rundweg über zwei Etagen beobachtet werden können. Der ungestörte "Blick in den Regenwald, ohne die Tiere zu beunruhigen" war den Machern wichtig. Jens Krauße, Architekt der Gruppe Heinle, Wischer und Freie Architekten erklärt das Besondere des Ensembles: Ein Außengehege in der Mitte eines Baus - sowas gibt es bislang nirgendwo in Europa. "Wir wollten etwas machen, wo die Orang-Utans ihre Ruhe haben, wo ihr Lebens-Umfeld auf die Besucher wirkt", sagt er. Da macht Dresden vielleicht einiges besser als Leipzig, das zuletzt mit seinem Orang-Utan-Gehege in die Schlagzeilen geraten ist. Die Besucher können in Dresden unsere näheren Verwandten über zwei Etagen bestaunen - der Dschungel im Inneren ist mit riesigen Foliendächer überspannt. Im Unterschied zum herkömmlichen Glasdach gedeihen darunter die Pflanzen üppig, weil es die UV-Strahlen gut durchlässt - und die Besucher können schon von Weitem die hangelnden "Waldmenschen" unter der Kuppel sehen.

Wer möchte kann nicht nur um den Dschungel herumgehen, sondern auch mittendurch, denn das neue Affenhaus ist auf einen der alten Hauptwege von Peter Joseph Lenné gesetzt, die zusammen den großen Rundweg im Zoo ergeben. Dieser Rundweg des Zoos führt nun als Dschungelpfad durch den neuen Rundbau hindurch. 20 Millionen Euro kostet das Orang-Utan-Haus, drei Millionen mehr als ursprünglich geplant. Bei Baukostensteigerungen von aktuell 30 Prozent ist der Bauherr "Zoo" heutzutage noch im Limit des Möglichen. Trotzdem muss das Geld irgendwo herkommen. Nicht nur die Stadt hat 1,5 Millionen dazugegeben - die Zoofreunde haben als Verein 650.000 Euro eingeworben, eine Riesen-Leistung. Für den Zoo ist der Neubau seit 160 Jahren die größte Investition.

Aufsichtsrat Detlef Sittel, der seit 28 Jahren selbst gern mit der Familie in den Zoo geht und nicht nur von Berufswegen, wiederholte in seiner Rede eine Frage, die sich vielleicht mancher stellt: Wann ist der richtige Zeitpunkt für so einen Neubau? Seine Antwort: Genau jetzt. Denn man braucht gerade in dieser Zeit auch Projekte, die Zuversicht geben. Kaum etwas löst doch so spontane Begeisterung aus, wie die Worte: "Wir gehen in den Zoo." Außerdem soll es etwas Erschwingliches bleiben, etwas für die ganze Familie. So sind wohl auch die Worte von OB Hilbert zu verstehen: "Der Zoo gehört zu Dresden wie der Zwinger oder der Striezelmarkt!" Die Zoofreunde haben zum Richtfest schon mal Zukunftspläne mit Zoo-Chef  Karl-Heinz Ukena besprochen. An der Außenanlage der Giraffen müsste dringend etwas passieren...


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