

Was Jens Pietzonka seinen Gästen derzeit offeriert, dürfte für eine deutsche Weinbar ziemlich einmalig sein. Nein, es ist nicht nur der Preis für ein 0,1l-Glas Wein, der bei 125 Euro liegt. Echte Weinkenner zahlen und genießen das ohne mit der Wimper zu zucken. Es ist die Tatsache, dass der Inhaber der Weinzentrale auf der Hoyerswerdaer Straße diesen Wein erstens überhaupt führt und zweitens glasweise im offenen Ausschank anbietet. Wir sprechen von einem exklusiven Vosne Romanée 1er Cru Cuvée Duvault-Blochet 2008 aus der Domaine de la Romanée-Conti. Das Weingut gilt als eines der besten und berühmtesten der Welt, dessen Weine fast immer als Sepkulationsobjekte oder Wertanlagen in diversen Kellern landen. Zudem gibt es nur ganz wenige ausgewählte Importeure, so dass der Wein im Handel so gut wie gar nicht erhältlich ist. Der Durchschnittspreis pro Flasche liegt aktuell bei 1373 Euro. Warum also legt Jens Pietzonka die zwei Flaschen, die er kaufen konnte, nicht einfach für sich beiseite? Weil er eine Mission hat. Und die heißt »Ich möchte meinen Gästen die Chance bieten, derart außergewöhnliche Weine zu probieren, die sich flaschenweise nur die Wenigsten leisten können.« Das Publikum dafür hat er durchaus in seinem Lokal, neben Leuten mit dicken Geldbörsen auch solche, die für einen weinseligen Abend bei Pietzonka sparen, dann aber auch richtig genießen können. Ohne ein spezielles Verfahren wäre der Glasausschank der teuren Weine für Pietzonka finanziell allerdings nicht möglich. Hier kommt die zweite Einmaligkeit ins Spiel: Das in den USA entwickelte Coravin-System. Eine dünne Hohlnadel wird durch den Korken geschoben und die Flasche mit dem Edelgas Argon abgedichtet, was den Oxidationsvorgang verhindert. Der Wein läuft durch die Nadel ins Glas, und sobald sie entfernt wird, verschließt sich der Korken wieder. Auf diese Weise bleiben geöffnete Flaschen lange haltbar. Weshalb der Sommelier neben dem sagenumwobenen Wein zwei weitere edle Burgunder als sogenannten Dreier-Flight anbieten kann – dann zu drei »wönzigen Schlöckchen« von je 0,05l und insgesamt 95 Euro.