

Im November stieß Andrea Rudolph, Kustodin für Alltagskultur im Stadtmuseum Dresden, bei einer Recherche auf einen auf den ersten Blick unscheinbaren »Dresdner Becher«, der bei einer norddeutschen Kunstauktion angeboten wurde. Auf den zweiten Blick stellte sich heraus, dass es sich um ein sehr frühes Judaika-Zeugnis aus Dresden handelt, nämlich um einen sogenannten Kiddusch-Becher. Solche Becher braucht es am Vorabend des Schabbat für das feierliche Abendessen, bei dem Segenssprüche (Kiddusch) über Wein und Schabbatbrote ausgesprochen werden. Der Becher stammt aus der Werkstatt von Carl David Schrödel. Sein Vater Carl Heinrich Schödel, geb. um 1679, begründete die Goldschmiedefamilie Schrödel, die verschiedene Hofjuweliere stellte und bis in die 1830er Jahre als Hofjuwelier tätig war. Carl David Schrödel, um 1712 geboren, erhielt 1756 seinen Meisterbrief. Er wurde als Goldarbeiter und Hofjuwelier geführt und starb 1773 in Dresden. Der Becher ist ein wichtiger Erwerb für die Judaica-Sammlung des Stadtmuseums, vor allem, da materielle Zeugnisse aus dem Dresden des 18. Jahrhunderts sehr selten sind. Er läutet das große Jubiläumsjahr ein, welches auch im Stadtmuseum Dresden 2021 eine Rolle spielen wird: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.