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Carola Pönisch

Generation Nichtschwimmer?

Der DLRG Landesverband Sachsen e.V. warnt zusammen mit den Interessenverbänden in der Schwimmausbildung vor einer unaufhaltbaren Welle an Nichtschwimmern in Sachsen und fordert umsetzbare Konzepte.
Im vergangenen Jahr gab es auf Beschluss des Dresdner Stadtrates neun zusätzliche Kurse für Kinder der 2. Klasse. Das soll in diesem Schuljahr wiederholt werden. Foto: Pönisch

Im vergangenen Jahr gab es auf Beschluss des Dresdner Stadtrates neun zusätzliche Kurse für Kinder der 2. Klasse. Das soll in diesem Schuljahr wiederholt werden. Foto: Pönisch

Schwimmen ist wie Radfahren: Man verlernt es nicht mehr. Doch was, wenn man es gar nicht erst gelernt hat? So wie viele Tausend Kinder in Sachsen, die 2019/20 und 2020/21 jeweils in der 2. Klasse waren bzw. es gerade sind und coronabedingt keinen Schwimmunterricht absolvieren können? So wie die jetzigen Zweitklässler, die eine Schwimmhalle letztmalig irgendwann im Oktober 2020 von innen gesehen haben? Allein in Dresden betrifft das Problem 5.535 Kinder (2. Klasse in GS sowie 2., 3. und 4. Klasse in Förderschulen). »Jedem Kind ein Angebot zum Schwimmen lernen« Die Frage ist: Bleibt das Schwimmen lernen jetzt Sache der Eltern oder kann der Unterricht in irgendeiner Form nachgeholt werden? Die Antwort aus dem Landesamt für Schule und Bildung klingt sehr ernüchternd: »Selbst wenn es für die Schwimmhallen und damit auch für das Schulschwimmen eine Öffnungsperspektive geben sollte, wird die verbleibende Zeit bis zum Schuljahresende nicht ausreichen, um die im sächsischen Lehrplan festgeschriebenen Lernziele für alle Kinder zu erreichen. Schwimmhallen brauchen unter anderem  eine 10- bis 14-tägige betriebliche und hygienisch begründete Vorlaufzeit bis zur Öffnung ihrer Häuser. Deshalb wird es für das Schulschwimmen in diesem Jahr in der Regel keine Benotung geben können.« Zwar sieht das Landesamt die Wiederaufnahme des Schwimmunterrichts noch immer als primäres Ziel in diesem Schuljahr, das noch bis Mitte Juli läuft. Zwar hofft man in diesem Amt noch auf Schwimmkurse, die in den Ferien von Vereinen und Badbetreibern angeboten werden, und zeigt sich »optimistisch, dass es für jedes Kind der jetzigen 2. Klassenstufe ein Angebot geben wird, das Schwimmen zu erlernen« – doch wie realistisch ist dies? Nichtschwimmerwelle und fehlende Bäderkapazität Beim DLRG Landesverband Sachsen e.V. sieht man jedenfalls  Sachsen bereits als »Land der Schlechtschwimmer«. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass nach einer Umfrage aus 2017 bereits damals 59 Prozent der befragten Eltern ihren Nachwuchs als nicht sichere Schwimmer einschätzten und diese Zahl nun signifikant angestiegen sein dürfte. Das Problem besteht grundsätzlich auch in der sächsischen Bäderlandschaft. In einer aktuellen statistischen Auswertung mit Bezug auf den Deutschen Bäderatlas sowie der Feinerhebung des Sächsischen Schwimm-Verbands e.V. fasst der Bäderbestand innerhalb des Freistaates Sachsen 320 Bäder (Hallenbäder, Freibäder, Naturbecken). Davon sind 118 Hallenbäder für die Schwimmausbildung geeignet, davon wiederum allerdings 23 aktuell im Schließungsprozess oder wegen Baumaßnahmen geschlossen. Stadtrat will zusätzliche Schwimmkurse Der Stadtrat hatte bereits im Juni 2020 beschlossen, kostenlose Schwimmkurse für Zweitklässler zu organisieren, deren Schwimm-unterricht coronabedingt ausgefallen war. Neun Kurse gab es bis Oktober, dann kamen die zweite und dritte Coronawelle. Bis heute sind Dresdens Bäder zu. Es ist zwar löblich, dass der Stadtrat nun im Mai erneut beschloss, im Sommer zusätzliche Schwimm-Lern-Kurse anzubieten. Doch im Moment herrscht eher das Prinzip Hoffnung: Mit der Rückkehr der Schulen in den Regelbetrieb könnte Schwimmen endlich wieder auf dem Stundenplan stehen.


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