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Erhalt der Pressevielfalt muss Ziel sein

Sachsen. Sachsens Ministerpräsident bringt längst überfälligen Antrag zur Unterstützung von Zeitungsverlagen in den Bundesrat ein.

Bereits die Steigerung des Mindestlohnes 2019 hatte verherrende Auswirkungen auf die Zustellbranche und damit auf Zeitungsverlage. Nicht alle konnten sich der Kostenexplosion erwehren. Es fand eine so genannte »Marktbereinigung« statt. Der Corona-Virus veränderte die lokale Wirtschaftswelt zusehends. Langjährige Kunden- und Partnerkooperationen brachen weg, Anzeigenaufträge gingen zurück. Die existentielle Grundlage für kostenlose Presseerzeugnisse, wie auch den WochenKurier, wurde damit empfindlich beschnitten. Es folgten Kurzarbeit und weitere Papierpreissteigerungen, teils in überdurchschnittlichen Dimensionen. Bis hin zum Worst-Case-Szenario, der Papierknappheit als Konsequenz aus dem Ukraine-Konflikt. Verlage kämpfen nicht erst seit Beginn der Pandemie ums Überleben. Und es steht die nächste empfindliche Herausforderung bevor. Im Oktober steigen die Löhne für Boten erneut. Eine kostendeckende Produktion rückt damit in weite Ferne. Das Zauberwort könnte »Digitalisierung« heißen. Aber ist das wirklich die Lösung aller Probleme?

 

Verlässliche Konstante in der Pandemie

Der WochenKurier hielt allen Unwegbarkeiten bislang stand, erschien über die gesamte Corona-Pandemie hinweg bis heute lückenlos, bot lokalen Wirtschaftskunden, verwaltungstechnischen Institutionen und Ministerien eine Plattform für ihre Informationen und hält bis dato auch eine flächendeckende Verbreitung aufrecht. Eine große Verantwortung im Zusammenspiel des gesellschaftlichen Lebens! Dieser Relevanz wurde bislang jedoch nicht seitens der Gesetzgebung Rechnung getragen. Nun ist es Fünf vor Zwölf und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer wagt einen ersten Vorstoß. In einem Antrag zur Entschließung des Bundesrates für den Erhalt der Pressevielfalt macht er sich für eine innovationsoffene und plattformneutrale Förderung der flächendeckenden Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen stark. In seiner Forderung heißt es unter anderem: »Freie Medien sind ein wesentliches Element unserer demokratischen Ordnung, ein besonders schützenswertes Kulturgut und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor mit einer herausgehobenen Verantwortung. Die Presse spielt in unserer Demokratie eine zentrale Rolle für die Information der Öffentlichkeit und die demokratische Meinungsbildung.« Kretschmer betont im Weiteren, »dass Deutschland gerade in Zeiten von Fake News, Desinformation, Deepfakes und Verschwörungstheorien weiterhin eine leistungsfähige Medienlandschaft braucht, die gekennzeichnet ist von journalistisch selbständiger Tätigkeit, investigativer Recherchetätigkeit und einer lückenlosen flächendeckenden regionalen und lokalen Berichterstattung.«

 

Strukturwandel auf dem Zeitungsmarkt

»Deutschland ist ein Land der Zeitungs- und Zeitschriftenleser. Täglich erscheinen 316 Tageszeitungen mit weit über eintausend lokalen Ausgaben in einer gedruckten Gesamtauflage von über 12 Millionen Exemplaren. Daneben kommen 16 Wochenzeitungen mit 1,63 Millionen Exemplaren und sechs Sonntagszeitungen mit einer Auflage von 1,53 Millionen heraus... Die Digitale Transformation läuft, wird aber erst mittelfristig zu Kompensation führen, weil es sich weiterhin als schwer gestaltet, digitale Inhalte zu verkaufen.« Zudem können sich drei Viertel der Leser nicht vorstellen, dauerhaft ihre Zeitung nur noch als E-Paper zu lesen. »Es besteht die Gefahr, dass ältere Menschen, die ihren Zeitungskonsum nicht digitalisieren wollen oder können, abgehängt werden. Ein Wegfall von gedruckten Medien könnte mit einem Ausschluss bestimmter Zielgruppen von Informationen einhergehen«, heißt es weiter.

Lesen Sie den ausführlichen Antrag zum Erhalt der Pressevielfalt in unserer Bildergalerie. 


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