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Ein Tattoo als Zeichen der Trauer

Dresden. Auf Initiative des Sonnenstrahl e.V. ist ab heute in Dresden eine bewegende Ausstellung rund um Trauertattoos und ihre Bedeutung für ihre Träger zu sehen.

»Trauertattoo – Unsere Haut als Gefühlslandschaft« lautet der Titel einer bewegenden Ausstellung in der Runden Ecke des Riesa e.V. (Adlergasse 12 / Wachsbleichstr. 4a). Sie wird bis 30. April gezeigt und kam auf Initiative des Sonnenstrahl e.V. nach Dresden. Der Verein betreut Familien mit Kindern und Jugendlichen, die an Krebs erkrankt sind. Nicht alle gewinnen den Kampf gegen diese heimtückische Krankheit.

Psychologe Remo Kamm-Thonwart arbeitet in der Beratungsstelle des Vereins und betreut auch verwaiste Eltern und Geschwister. Er machte die Beobachtung, dass die Art und Weise zu trauern nicht nur individuell sehr verschieden ist, sondern sich auch in einem kulturellen Wandel befindet. »Nach dem Verlust eines geliebten Menschen sind viele Trauernde auf der Suche nach einem eigenen Ritual für die Erinnerung an den Verstorbenen«, so Kamm-Thonwart. »Immer mehr Menschen lassen sich in der Trauer tätowieren. Sie wollen damit das Andenken an den Verstorbenen immer bei sich tragen, ihre Trauer für andere aber auch sichtbar machen.«

 

Eine besondere Art von Trauer-Bewältigung

 

Die Ausstellung zeigt Fotos und die Geschichten von Menschen in Trauer und ihre Trauertattoos. Konzipiert wurde sie durch Katrin Hartig, Journalistin und zweite Vorsitzende des Bundesverbandes Verwaister Eltern und trauernder Geschwister Deutschland e.V., gemeinsam mit der Künstlerin Stefanie Oeft-Geffarth.

In Gesprächen mit den tätowierten Trauernden und Fotoshootings sammelten beide viel Material zum Phänomen von Tattoos im Kontext der Trauer. Neben den Interviews und der fotodokumentarischen Arbeit erfolgte eine wissenschaftliche und kontextuelle Einordnung der Erfahrungsberichte, welche gesammelt in dem Buch »Trauertattoo - Unsere Haut als Gefühlslandschaft« veröffentlicht wurden. Die gezeigte Wanderausstellung ist ein weiterer Teil des Projektes und war bereits an mehreren Orten in Deutschland zu sehen. Mehr Infos zur Ausstellung und zum Buch gibt's unter: https://trauertattoo.jimdofree.com

Die Ausstellung und das Buch haben nicht nur zum Ziel, Menschen die Möglichkeit aufzuzeigen, Trauer durch diese Form des Ausdrucks zu bewältigen, sondern sollen auch ein besseres Verständnis für Tätowierungen als Mittel der Trauerbewältigung schaffen. Denn manchmal mag ein Tattoo, das möglicherweise kulturell immer noch abwertend betrachtet wird, ein tief verwurzeltes menschliches Bedürfnis verdeutlichen.

 

Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 16 bis 19 Uhr öffentlich zugänglich, der Eintritt frei


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