

Friedrich August II., Sohn des berühmten August des Starken, ist ein sehr empfindlicher Typ. Er mag es gemütlich, angenehm temperiert und ist die Luft um ihn herum zu feucht, schrillen die Alarmglocken. Auch Erschütterungen mag der größte Kunstmäzen seiner Zeit überhaupt nicht gern. „Art Guardian“ heißt der Leibwächter für das Gemälde des Kurfürsten. Das ist ein hochentwickelter innovativer Klimasensor, der zum Schutz von historischen Kulturgütern eingesetzt wird. Produziert wurde das Gerät von einem der 16 hochspezialisierten Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. Das vollautomatische intelligente System misst in Ausstellungsräumen Temperatur, Lichtfaktor und Luftfeuchte, auch dann, wenn das Bild als Leihgabe in ein anderes Museum verreist. So ist es möglich, wertvolle Gemälde vor dem Verfall zu bewahren. Auf einem handelsüblichen Tablet können die Daten weltweit verfolgt und kontrolliert werden. Schon seit 25 Jahren betreiben Fraunhofer-Institute intensive Forschungen zum Erhalt von Kulturgegenständen. 2008 entstand eine Allianz mit Kultureinrichtungen, um bei der Restaurierung und Konservierung von Kunstwerken zusammen zu arbeiten. So werden aktuell im Japanischen Palais die mehr als ein Jahrhundert alten Holzelemente des Damaskuszimmers restauriert. „Es ist verzaubernd, was bei der filigranen Behandlung der einzigartigen Wandverkleidung alles zum Vorschein kommt“, sagt der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen, Hartwig Fischer. In den nächsten drei Jahren will Fraunhofer in einem Modellprojekt neue Methoden zur Sicherung solcher kulturhistorischer Werke entwickeln, denn nicht jedes alte Kunstwerk kann einfach so mit Wasser und Putzlappen gesäubert werden. Das Projekt umfasst verschiedene Themen, wie den Umgang mit Schadstoffen oder Staub sowie deren Auswirkungen auf Gegenstände in Ausstellungsräumen oder Depots. Bis 2018 wollen die beteiligten Partnerinstitute auch 3D-Verfahren zur umfassenden Schadens- und Materialanalyse umsetzen, also ein Röntgengerät für Skulpturen sowie Werkstoffe für die Wiederherstellung von Glasobjekten und kriegsgeschädigter Handschriften erfinden. Im Fokus stehen neben naturwissenschaftlichen auch sozioökonomische Aspekte. „Wie umfangreich darf eine Restaurierung zerstörter Kulturgüter überhaupt sein oder ist es wichtiger, verblasste Spuren und Schäden für die nächsten Generationen sichtbar zu lassen? Und rechnet sich das überhaupt“, fragte Sachsens Kulturministerin Eva-Maria Stange zur Projektpräsentation. 1,5 Millionen Euro stellt Fraunhofer für die kommenden drei Jahre zur Verfügung. Die Forschungen sind interdisziplinär angelegt und sollen im Ergebnis anwendbare Methoden liefern, um wertvolle Kunstwerke dauerhaft zu erhalten. Sie haben internationale Strahlkraft. Italienische Wissenschaftler, die den Verfall der antiken Stadt Pompeji stoppen wollen, haben sich bereits in Sachsen über innovative Möglichkeiten der Konservierung informiert. „Es ist faszinierend, was wir mit den jetzt bereits gewonnenen Erkenntnissen leisten können“, so die Kulturministerin weiter. So wurde kürzlich eine neue Restaurierungskammer für Handschriften an der Universitätsbibliothek in Betrieb genommen. Generaldirektor Thomas Bürger lobt die Zusammenarbeit mit Fraunhofer und weist auf die Bedeutung der Digitalisierung und Erkennung alter Schriften hin. „Tradition braucht Innovation. Die Forschung hilft, Verborgenes sichtbar und Zerstörtes wieder nutzbar zu machen.“ Bürger hofft, dass mit Hilfe von speziellen Verfahren Jahrhunderte alte vergilbte Dokumente im Bestand der Bibliothek, die im Zweiten Weltkrieg im Keller des Japanischen Palais lagerten und durch Löschwasser stark beschädigt worden, irgendwie noch zu retten sind.