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Carola Pönisch

Dresden, einst Bollwerk gegen Luther

Am 31. Oktober wird auf dem Neumarkt ein großes Reformationsfest gefeiert. Genau 500 Jahre zuvor hat Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg genagelt. Kurz zuvor war er sogar zweimal in Dresden, doch hier stand man dem Reformator erst einmal skeptisch gegenüber.
Das Luther-Denkmal erwacht am 31. Oktober zum Leben: Beate Damm, Schulpfarrerin am Kreuzgymnasium, wird während des Festes Reformator „interviewen“. Jan Deicke erzählt wahre und erfundene Geschichten über Luther, Moderator Stephan Bischof spricht mit Bischof Michael Dube aus Simbabwe sowie Jugendlichen aus Tansania, Indien und Papua-Neuguinea über Reformation.              Foto: Pönisch

Das Luther-Denkmal erwacht am 31. Oktober zum Leben: Beate Damm, Schulpfarrerin am Kreuzgymnasium, wird während des Festes Reformator „interviewen“. Jan Deicke erzählt wahre und erfundene Geschichten über Luther, Moderator Stephan Bischof spricht mit Bischof Michael Dube aus Simbabwe sowie Jugendlichen aus Tansania, Indien und Papua-Neuguinea über Reformation. Foto: Pönisch

Typisch Dresden. Erst mal dagegen. Steckt das in den Genen? Vielleicht. Obwohl: Dieser Martin Luther hat ja die Welt damals schon ziemlich revolutioniert mit seinen kühnen Thesen. Von wegen Ablasshandel sei Schwindel, die Mächtigen in der katholischen Kirche ein Haufen machtgeiler, korrupter Typen. Das gefiel nicht jedem. Dem Dresdner Herzog Georg (der Bärtige) gefiel das überhaupt nicht. Er ließ um 1523, als hier an der Elbe die ersten Luther-Bibeln auftauchten, selbige beschlagnahmen. Und weil um 1524 auch in Dresden die Kunst des Buchdruckens Fahrt aufnahm, ließ er Schriften gegen Luthers Gedanken drucken. Bis zu seinem Tod 1539 hatte der Herzog Dresden als Bollwerk gegen Luther verteidigt. Den ersten vollständigen protestantischen Gottesdienst feierte man in hier erst am 6. Juli 1539 – zweieinhalb Monate, nachdem der Bärtige verstorben war. Zwei Originale. Ring und Mundbecher Der Reformator selbst weilte wohl nur zweimal in der Stadt an der Elbe, im April 1516 und im Juli 1517. Das erste Mal besuchte er ein Kloster, das zweite Mal predigte er hier. Dennoch gibt es zwei persönliche Dinge, die im Vorgewölbe des Historischen Grünen Gewölbes zu finden sind: Ein Mundbecher und ein Siegelring Luthers, der die sogenannte Lutherrose zeigt. Allerdings soll der Reformator diesen Ring kaum getragen haben, er war wohl zu groß geraten, weil der Goldschmied annahm, der Ring würde eine behandschuhte Fürstenhand zieren. Luther in Dresden. Auf Spurensuche So richtig geehrt wurde der große Reformator in Dresden eigentlich erst Ende des 19. Jahrhunderts. 1879 wurde in der Neustadt der Martin-Luther-Platz angelegt und bebaut, zwischen 1883 und `87 die Luther-Kirche errichtet. Die diente der gleichnamigen Kirchgemeinde, die 1887 aus der zu großen Dreikönigskirchgemeinde heraus gebildet worden war. In Mode kamen in jener Zeit offenbar auch große Denkmale für den großen Reformator, hier an der Elbe wurde ein solches 1885 aufgestellt. In Bronze gegossen vom Dresdner Kunst- und Glockengießer Christian Albert Bierling nach einem Entwurf des bekannten Künstlers Ernst Ritschel. Interessantes Detail: Um es finanzieren zu können, hatten die Initiaroen 1883 zu einer Spende für das Denkmal aufgerufen. Der Lutherstein am Hotel de Saxe, ebenfalls am Neumarkt, dürfte weit weniger bekannt sein. Ein weiterer Luther findet sich am Fuß des Turms der Versöhnungskirche in Striesen und in Pieschen an der Fassade eines Hauses auf der Mohnstraße sind Porträts von Luther und Melanchtons zu finden. Außerdem wächst und gedeiht seit 2012 eine Luther-Linde an der Rampischen Straße Ecke Schießgasse. Und über die 95 extra wegen ihm gezüchteten Apfelbäume namens "Martin Luther" hätte sich selbiger sicher gefreut - drei Stück wachsen seit einigen Tagen in Radebeuler Erde. Im Buchmuseum der SLUB (Zellescher Weg 18) sind vom 27. Oktober bis 29. Januar in der Ausstellung „Wie Luthers Worte fliegen lernten" eine große Zahl Originalhandschriften (Briefe, Manuskripte) Martin Luthers und seiner Mitstreiter zu sehen. Mehr zum Reformationsfest am 31. Oktober auf dem Neumarkt lesen Sie in nebenstehendem Beitrag (li. )


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