

Tiere wecken ja manchmal das beste im Menschen. Die Gänse von Weinböhla haben das vollbracht. Zehn »Teams« aus Einzelpersonen und Familien räumen im Wechsel jeden Tag die Hinterlassenschaften von »Dieter« und »Auguste« weg. Jedes Team putzt eine Woche lang den beiden Freigängern im Ehrenamt hinterher: Plätze und Fußwege werden gesäubert. Aller zweieinhalb Monate ist ein Team wieder dran. Sogar einen Dienstplan gibt es dafür!
Landschaftsbauer Uwe Gebhardt ist Initiator der außergewöhnlichen Putztruppe. Auch er wollte die Gänse wieder im Ort. Generationen watscheln seit Jahrzehnten durch Weinböhla. Bis zu jenem denkwürdigen Tag, als die Hinterlassenschaften auf Kritik stießen. Da wurden sie vom Dorfanger verbannt. Doch den Weinböhlaern fehlten sie: ein Quak, ein Flügelschlag, das lustige Watscheln und das Schmunzeln der Passanten. Gänsevater Hartmut Schlechte wusste sich keinen Rat. Seine Gänse waren ein Politikum. Dem einen sind sie das Wahrzeichen von Weinböhla, dem anderen kitschige Sozialromantik mit ekligen Hinterlassenschaften. Genau um die ging es. »Dieter« und »Auguste« unternahmen längere Spaziergänge in den Ort als ihre Vorgänger. Die führten sie bis vors Reisebüro. Wenn es duster wird, fühlen sich die beiden magisch vom Bildschirm im Schaufenster angezogen. Dann ist Fernsehzeit. Auch die Schaufenster des Sanitätshauses haben es den beiden angetan. Denn hier spiegeln sich die beiden so gern im Fensterglas und hinterlassen dabei dann auch das ein oder andere. Das dürfen sie nun wieder – dank der der vielen Weinböhlaer und ihrem Herz für die Gänse.