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B. Branczeisz / rob

Die Albertbrücke wird mit Nussschalen schick gemacht

Dresden. Dresden säubert seine historischen Bauten jetzt konsequent von Graffiti-Schmierereien.

Dresden geht mit Nussschalen gegen Graffiti an der Albertbrücke vor. Klingt kurios? Ähnlich wie beim Sandstrahlen wird ab jetzt mühsam entfernt, was Schmierer an dem ehrwürdigen Bauwerk angerichtet haben. Allerdings sehr viel behutsamer und ohne alles in die Luft zu blasen. Dafür wird verschiedenes Strahlgut aufgespritzt, unter anderem Nussschale. Das ist äußerst mühsam. Eine Opferschicht wie bei Beton aufzubringen, komme hier nicht infrage. Denn Sandstein muss atmen. Die Schriftzüge verblassen nur allmählich. Ganz weg bekommt man sie nicht. Die Stadt kann nur hoffen, dass die Zeit ein wenig mithilft und - die Vernunft der Dresdner.

 

Problem mit Graffiti

 

Der Erste Bürgermeister, Detlef Sittel, erklärte bei einem Vor-Ort-Termin, dass er sehr viel von Street Art und Kunstgraffiti hält. Doch was hier zu sehen ist - er zeigt auf die Albertbrücke - sei schlicht Schmiererei. "Haben wir mit Graffiti ein Problem? Ja." Dresden gebe Millionen für die denkmalsgerechte Sanierung von Brücken aus! "Das ist kultureller Anspruch dieser Stadt, so präsentieren wir uns unseren Gästen und so leben wir selbst", so Detlef Sittel. Wollen wir das als Stadtgesellschaft? In Dresden wurden 2020 immerhin 2.142 illegale Sprüher erwischt. Die Dunkelziffer ist natürlich um ein Vielfaches höher. Im Vergleich zu 2019 waren das aber bereits 365 Fälle mehr und damit ein Zuwachs von 20,5 Prozent. Dadurch entstanden 2020 Kosten von 86.119 Euro für die Entfernung von illegalem Graffiti. Neben den weltweit bekannten Elb-Brücken ist augenscheinlich die Äußere Neustadt gerade besonders betroffen.

 

Unterschiede bei Stadtteilen

 

Die Stadt macht durchaus Unterschiede. "Es gibt Bereiche im Hechtviertel oder der Inneren Neustadt, da würden wir nicht so agieren", so Sittel. Gleichzeitig hat sich Graffiti auch als Kunstform der Urban Art in der Kunstszene Dresdens etabliert. Zahlreiche Graffiti-Projekte werden durch die Stadtbezirksförderung unterstützt. Neben vielen freien Künstlern tragen Initiativen und Vereine dazu bei, Graffiti jungen Leuten als legale Ausdrucksform nahezubringen. Dieser Ansatz wird durch die über das gesamte Stadtgebiet verteilten weiteren legalen Sprühflächen (Legal Plains) intensiv unterstützt. Aber gegen die Verschandlung markanter historischer Bauten will die Stadt jetzt vorgehen.

 

Dafür hat sie sich einen starken Partner gesucht: Die Service GmbH der Deutschen Bahn. Deren Bereichsleiter Jens Ehlemann, kennt sich da aus - und er hat neueste Technologien im eigenen Haus. Der Dresdner Stadtrat hat in diesem Jahr eigens 150.000 Euro zur Verfügung gestellt und die Stadtverwaltung beauftragt, illegales Graffiti an städtischen Objekten wie Sportstätten oder Spielplätze im 26er-Ring und an den Brücken im Stadtzentrum nachhaltig zu entfernen. Ende November, Anfang Dezember, wenn der neue Haushalt beraten wird, müssen die Stadträte dann entscheiden, ob sie die Gelder weiterhin ausgeben oder sogar aufstocken wollen. Dann könnte der derzeitige Rahmenzeitvertrag mit der Deutschen Bahn verlängert werden.


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