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André Schramm

Das Ende der Mega-Landmaschinen?

Der Hunger der Welt wird immer größer, die Landmaschinen werden es auch. Studenten und Ingenieure der TU Dresden haben ein anderes Konzept für die Zukunft auf unseren Äckern gefunden. Kleine, modulare Helfer, die niemals müde werden.

 18 Meter lang, über vier Meter hoch und 3,50 Meter breit – das sind die beeindruckenden Maße eines Mähdreschers, der dem Stand der Technik entspricht. Das Riesending ist, wenn man so will, die Antwort auf den steigenden Bedarf an Rohstoffen für unser täglich Brot und hat ein Nachwuchsproblem. „Das ist das Ende der Fahnenstange. Für größere Landmaschinen ist auf unseren Straßen einfach kein Platz mehr“, sagt Prof. Thomas Herlitzius, Direktor des Instituts für Naturstofftechnik der TU Dresden. Dort forscht man an neuen Konzepten für eine effizientere Landwirtschaft, seziert aber auch aktuelle Agrartechnik, baut sie nach und testet ihre Funktion bis auf Erdkrümelgröße. Dass die Megamaschinen schon in naher Zukunft an ihre natürlichen Grenzen stoßen werden, davon ist man in den betagten Hallen an der Dresdner Bergstraße nicht erst seit gestern überzeugt.

Roboter vs. Schädling

Vor etwa sieben Jahren wurde deshalb das Projekt „ELWOBOT“ ins Leben gerufen, eine Art Plantagen-Roboter, der u.a. voll automatisch durch Obstplantagen steuert und dabei Blätter mit Pflanzenschutz berieselt. „Ziel ist es, den Einsatz von Chemie zu verringern und den Menschen von monotonen Arbeiten zu befreien“, so Prof. Herlitzius weiter. In ersten Feldversuchen konnte der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegenüber bisherigen Methoden um 50 Prozent reduziert werden. „Möglich wurde das, weil der Roboter erkennt, wo viele Blätter hängen und wo nicht“, so der Experte. Perspektivisch soll das 1,5 Tonnen schwere Vehikel sogar in der Lage sein, zwischen gesunden und kranken Pflanzen zu unterscheiden. Die Chemiekeule wäre dann 90 Prozent kleiner als heute.
Durch seine modulare Bauweise sei die Maschine vielseitig einsetzbar, zudem könne sie mit anderen Robotern und dem Anwender kommunizieren. Heißt: Auch in Zukunft wird der Landwirt noch gebraucht. Trotz seiner ausgewieften Sensorik kann der „ELWOBOT“ eine Sache nicht – denken.

Imagepflege

Ein Stück weit verstehen sich die Dresdner Forscher auch als positive Instanz für eine Branche, die erfahrungsgemäß eher Negativschlagzeilen in den Medien macht. „Lediglich ein Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeitet in der Landwirtschaft. Die Diskrepanz zwischen Realität und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist ziemlich groß“, sagt Prof. Herlitzius. Die Landwirte selbst, seien gespalten gegenüber neuen technischen Entwicklungen. „Viele Bauern stecken tief im Tagesgeschäft. Für sie zählt was heute, morgen und vielleicht noch nächste Woche ansteht. Da braucht man schon Überzeugungskraft“, sagt der Institutsdirektor.   Milliarden-Markt Dabei werden auf dem Landtechnik-Markt in Deutschland jedes Jahr rund neun Milliarden Euro verdient. Etwa drei bis vier Prozent davon fließen in die Forschung zurück. Eine Dresdner Erfindung wurde bereits zur Serienreife gebracht. Ein System zur Erkennung des Verschleißgrades eines Hexlertrommel-Messers. Das Verfahren bestimmt sehr genau, wann das Schneidegerät erneuert werden muss. Verbaut wird die Dresdner Entwicklung vom amerikanischen Landmaschinenhersteller John Deere.  


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