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Uwe Schieferdecker

2024 ist das »Jahr der Romantik«

Dresden. Caspar David Friedrich gehört zu den bedeutendsten Malern der Romantik. Im Jahr 2024 – dem »Jahr der Romantik« – feiert Dresden seinen 250. Geburtstag.

Geboren wurde Caspar David Friedrich als Sohn eines Seifensieders im Jahr 1774. Seine Geburtsstadt war das pommersche Greifswald, welches damals noch zu Schweden gehörte. Doch zum Meister wurde er erst in Dresden, wohin der 24-Jährige nach Studien in Kopenhagen als Schüler von Adrian Zingg und Johann Christian Klengel kam. Überlieferungen zu einer adligen Herkunft der Familie sind dem Reich der Legende zuzuordnen. »Einen Seifensieder« schimpften die Mecklenburger ungebildete Zeitgenossen, das war der Familie wohl peinlich. Der frühe Verlust der Mutter und das Erleben des Ertrinkens seines kleineren Bruders prägten den Langzeitstudenten, machten ihn zeitlebens schwermütig.

 

Großer Durchbruch in Dresden

 

In den Mauern der Residenzstadt Dresden fand Friedrich seine Heimat. Richtig wohl fühlte er sich vor allem in der Natur – ob im Elbsandsteingebirge, dem Plauenschen Grund oder an der pommerschen Ostseeküste. Anfangs bevorzugte er Tuschezeichnungen und Aquarelle. 1805 erhielt der junge Maler auf Goethes Verfügung den ersten Preis der Weimarer Kunstfreunde. Danach wandte sich Friedrich der Ölmalerei zu. Mit dem »Tetschener Altar« gelang ihm 1808 der künstlerische Durchbruch. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Dresdner Maler Gerhard von Kügelgen. In dessen Dresdner Wohnung auf der Hauptstraße 13 befindet sich das 1981 eröffnete Museum der Romantik. Hier erinnert ein eigener Saal an Caspar David Friedrich.

Während der napoleonischen Ära steigerte der Maler eine national freiheitliche Gesinnung zu einem regelrechten Franzosenhass. Sein kleines Atelier am heutigen Terrassenufer entwickelte sich zu einem patriotischen Zentrum, in dem sich unter anderem Heinrich von Kleist, Ernst Moritz Arndt und Theodor Körner trafen.

Die wachsende Anerkennung als Maler spiegelte sich 1816 in der Ernennung zum Mitglied der Dresdner Kunstakademie wider. Seiner 1818 geschlossenen Ehe mit der 19 Jahre jüngeren Caroline Bommer erwuchsen drei Kinder. Glücklich machte ihn das nicht.

Schwer traf Friedrich der Mord an Kügelgen 1820. Dem Freund widmete er 1822 das Werk »Kügelgens Grab«. Es ist dieser einzigartige Zauber der Stille, der seine Bilder durchströmt. So auch sein Meisterwerk »Das Große Gehege« von 1832, welches in der Dresdner Galerie hängt.

 

Fast vergessen

 

Um 1830 entwickelte der Maler eine ausgesprochen produktive Schaffensphase. Doch Friedrich, der eingangs die deutsche Romantik wesentlich geprägt hatte, blieb zunehmend hinter der aktuellen Kunstentwicklung des Realismus zurück. Schlimmer noch, neben gesundheitlichen Einschränkungen geriet der große Romantiker bereits zu Lebzeiten in Vergessenheit. Das Königshaus wie die Akademie konnten mit seiner seltsamen Schwermut einfach nichts anfangen. Heute hoch verehrt, vermochte der Künstler kaum noch ein Bild zu verkaufen, in das Haus An der Elbe 33 zog Armut ein. Selbst die Nachlassauktion nach seinem Tod in 1840 brachte so gut wie keine Einnahmen. Als der Norweger Andreas Aubert Ende des 19. Jahrhunderts in der Gemäldegalerie nach dem Hauptwerk »Zwei Männer in Betrachtung des Mondes« fragte, konnte sich nur ein älterer Galeriediener erinnern. Mit einem Lächeln zog er ein Spinnweben-verhangenes Gemälde aus dem Depot.

Das 20. Jahrhundert entdeckte Caspar David Friedrich wieder. Die Nationalsozialisten nutzten »CDF« für ihre propagandistischen Zwecke. Zum 200. Geburtstag brachten die Dresdner Kunstsammlungen 1974 eine aufsehenerregende Exposition. Nun, 50 Jahre später, erinnern Dresden und Greifswald, Hamburg und Berlin in aufwändigen Ausstellungen an den großen Romantiker.

 

Kultur-Tipp: »Caspar David Friedrich. Wo alles begann.« – 24. August 2024 bis 5. Januar 2025 in den Städtischen Kunstsammlungen Dresden (Albertinum)


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