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Ostern: Leben, Hoffnung, Zuversicht

Trotz Corona-Pandemie geht der Blick Richtung Osterfest. Thomas Köhler, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Niederlausitz, dazu im WochenKurier-Interview. Es geht um Hoffnung, Zuversicht und um das neue Leben von Ostern.
Thomas Köhler, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Niederlausitz. Foto: © Dietmar Seidel

Thomas Köhler, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Niederlausitz. Foto: © Dietmar Seidel

Ostern im Jahr 2021: Die Menschen dürfen in diesem Jahr wieder in die Kirchen gehen. 2020 war das coronabedingt verboten. Wie wichtig ist es, dass gerade zu diesen christlichen Hochfesten die Menschen wieder gemeinsam Gottesdienste im Gotteshaus feiern können? Menschen brauchen Hoffnung, um Leben zu können. Ostern ist das Fest der Hoffnung, der Hoffnung, dass das Leben weitergeht. Gerade in dieser Zeit der Pandemie und den immer größer werdenden Belastungen durch die Einschränkungen wird die Osterhoffnung in den Gottesdiensten weitergesagt und gelebt. Die Christen feiern Ostern mit der Auferstehung Jesu die Überwindung des Todes und die Aussicht auf ein ewiges Leben im kommenden Reich Gottes. Was ist für Sie der Kern der Osterbotschaft? Am Karfreitag gedenken Christen an den Tod Jesu am Kreuz. Ostern feiern wir, dass der Tod nicht das Ende ist. Jesus ist von seinen Jüngerinnen und Jüngern als der Lebendige erfahren worden. Ein Engel sagt Frauen, die den Leichnam Jesu salben wollen: „Fürchtet euch nicht! Er ist auferstanden.“ Welche Kraft und welche Hoffnung können die Menschen im Kirchenkreis Niederlausitz aus dieser Osterbotschaft ziehen – gerade auch mit Blick auf die Corona-Pandemie? Auch wir erleben eine Zeit, in der wir den Eindruck haben, dass es mit dem Sieg über die Pandemie nicht vorangeht. Es gibt viel zu wenig Impfungen. Menschen müssen ihre Geschäfte weiter geschlossen halten. Ein normaler Schulunterricht ist nicht möglich. An ein normales Leben mit einem Gaststättenbesuch und Urlaub ist nicht zu denken. Hier sagt mir Ostern: Es gibt Leben, wo ich nur noch Tod sehe. Es gibt Hoffnung, wo ich nur Verzweiflung erlebe. Es gibt Zuversicht, auch wenn ich sie nicht erkenne. Meistens verfliegt die Osterfreude bereits nach Ostermontag, der Alltag geht wieder los. Doch wie kann man sich diese Fröhlichkeit über das gesamte Jahr erhalten? Es gibt Menschen, die strahlen eine Grundfröhlichkeit aus. Zugleich erleben wir alle in unserem Leben Zeiten, in denen uns das Leben schwer fällt. Zu den kommenden Feiertagen gehört neben dem Osterfest auch der Karfreitag. Das bedeutet für mich, dass man nicht immer fröhlich sein kann. Aber es geht darum, sich in Zeit der Verzweiflung die Botschaft von Ostern zusagen zu lassen, auch wenn gerade nicht Ostern ist. Der auferstandene Jesus Christus ist die zentrale Figur des Christentums. Inwieweit hat es ihn als historische Figur wirklich gegeben und wie wichtig sind handfeste Beweise überhaupt für das gesamte Christentum? Es gibt kaum Zweifel, dass es Jesus als historische Figur nicht gegeben hat. Seine Lebenszeit am Anfang unserer Zeitrechnung ist bekannt. Auch wo er gewohnt hat, was er getan hat und wie er gestorben ist. Ob damit alles, was von ihm berichtet ist, historisch ist, sei dahingestellt. Beweise sind jedoch nicht so wichtig. Wichtiger ist das Vertrauen darauf, dass Jesus neu den Glauben an Gott weitergesagt und gelebt hat. Wer an Jesus glaubt, sagt damit, dass er sein Leben nach diesem Menschen ausrichten will. Warum wissen wir so wenig über diesen wichtigen Menschen der Weltgeschichte? Jesus hat im damals letzten Winkel der Weltgeschichte gelebt. Es gab keinen Historiker, der sich für ihn interessiert hat. Er wurde wie viele andere von den Römern als Aufrührer gekreuzigt. Auch das war keine Erwähnung wert. Als erster nichtchristlicher Zeuge hat wohl der jüdische Historiker Flavius Josephus von ihm geschrieben. Das war um das Jahr 90. Zugleich sind die Nachrichten von den christlichen Zeugen, die Nachrichten der Bibel nicht ohne Wert. Diese stammen zum Teil aus einer Zeit nur wenige Jahre nach Jesu Tod. Als Superintendent des Kirchenkreises sind Sie tief im Glauben verwurzelt. Wie haben Sie sich der Figur Jesus genähert und was war aus Ihrer Sicht seine größte Leistung? Meine erste Erinnerung an Jesus und wohl auch meine Erstbegegnung ist ein Kinderbuch über die Weihnachtsgeschichte, das mir meine Mutter vorgelesen hat. Später habe ich die Bibel gelesen, zudem manche Bücher von Forschern über ihn. Am wichtigsten waren und sind mir aber Predigten von Menschen, die davon reden, was dieser Jesus mit ihnen gemacht hat. So hat Martin Niemöller, ein U-Boot-Fahrer und späterer Pfarrer, bei allen Entscheidungen sich selbst immer wieder gefragt: „Was würde Jesus dazu sagen?2 das bewegt mich. Laut Bibel haben zuerst Frauen die leere Grabkammer von Jesus entdeckt. Warum wird das dort speziell erwähnt und waren wirklich keine Männer mit dabei? Wir haben nur die Berichte der Bibel. Die verschiedenen Autoren sind sich hier einig. Es waren die Frauen, die zuerst die Osterbotschaft gehört haben. Das ist überraschend, da man eigentlich Männer, zum Beispiel die Jünger Jesu, erwarten würde. Diese Überraschung führt mich dazu, diesen Berichten zu glauben. Können Sie etwas zur Herkunft des Wortes »Ostern« sagen? Sprachwissenschaftler haben die weit verbreitete These mit der Verbindung zur germanischen Göttin »Ostara« bereits widerlegt. Es fällt auf, dass in vielen Sprachen dieses Fest mit dem Bezug auf das jüdische Fest, an dem Jesus gekreuzigt wurde, „Pascha“ oder ähnlich genannt wird. Das gilt selbst für den plattdeutschen Begriff „Paasken“. Nur im Englischen und im Deutschen hat sich das Wort „Ostern“ durchgesetzt. Offensichtlich gibt es hier eine Beziehung. Ganz sicher ist es nicht, woher das Wort kommt. Wahrscheinlich gibt es eine Beziehung zum griechischen Wort „Eos“, das „Morgenröte“ bedeutet. Im Indogermanischen gibt es auch eine Beziehung zum „hell werden“. Wahrscheinlich ist über den Zeitpunkt der Auferstehung, den die Bibel mit „als gerade die Sonne aufging“ benennt, die Bezeichnung Ostern entstanden. In der aufgeklärten Welt verbinden viele Leute das Osterfest vor allem mit bunten Ostereiern, einen fleißigen Osterhasen und mit Geschenke-Suchaktionen durch den Garten. Inwieweit torpediert diese parallele Strömung das christliche Osterfest? Viele christliche Feste korrespondieren mit Volkstraditionen. Das ist so mit den Geschenken am Weihnachtsfest oder dem Weihnachtsbaum. Diese Traditionen halten das Fest lebendig und im Bewusstsein. Klar muss nur sein, dass die Traditionen nicht das Fest selbst sind, sondern auf das Fest hinweisen. Solange wie das Osterfest das Fest der Auferstehung ist und nicht zum „Hasen“-Fest wird, freue ich mich an allem, was dieses Fest umgibt. Ein Schlusswort…? Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr das neue Leben von Ostern in unserem Alltag erleben. Mögen wir im nächsten Jahr wieder ein ganz normales Osterfest feiern können.


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