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Rainer Könen/mlh

Ein Krokodil im Baggersee?

Ottendorf-Okrilla. In diesem Sommer zieht es viele an die Seen des Ottendorfer Kieswerks. Trotz Badeverbots und anderer lauernder Gefahren.

Das verlockende Nass der Baggerseen verspricht an heißen Sommertagen Abkühlung. Dass das Baden hier gefährlich ist, wird dabei schnell ignoriert.

Das verlockende Nass der Baggerseen verspricht an heißen Sommertagen Abkühlung. Dass das Baden hier gefährlich ist, wird dabei schnell ignoriert.

Bild: R. Könen

Ob ein Krokodil die Lösung wäre? Vielleicht sollte sich der Geschäftsführer des Ottendorfer Kieswerks (KBO), Thomas Gruschka, damit einmal beschäftigen. Analysieren, wie die Reaktionen bei den ungebetenen Badegästen ausfielen, wenn eine solche Kreatur in einem der Baggerseen des Kieswerks gesichtet würde. Hielte das vom Besuch der Gewässer ab? Möglicherweise. Vermutlich nicht. Wahrscheinlicher dürften in diesem Falle erst recht viele Menschen die Baggerseen ansteuern, um zu sehen, was dran ist an dieser Geschichte, die so phantastisch nicht unbedingt sein muss. Tauchen doch in der Sommerzeit in manchen deutschen Seen Alligatoren und Krokodile auf. Manchmal sind es sogar echte Reptilien. Man erinnere sich nur an den Kaiman Sammy aus dem rheinischen Dormagen, der vor Jahren bundesweit für Schlagzeilen sorgte.

 

Der Reiz des Verbotenen

 

In den Sommermonaten werden die an der Peripherie von Ottendorf gelegenen Baggerseen alljährlich zu einem Bade-Hotspot. Dabei »ist das Baden hier absolut verboten«, so Thomas Gruschka. Verbotsschilder weisen darauf hin. Aber offensichtlich scheint es der Reiz des Verbotenen zu sein, der die Badelustigen anzieht. Dabei sei das doch lebensgefährlich, so der Geschäftsführer. An etlichen Stellen der tiefen Baggerseen gibt es - auch unter Wasser - Kanten und Böschungen, die man von außen nicht sieht. Wenn der aufgespülte Sand ins Rutschen komme, so Gruschka weiter, »wird man von der ausgelösten Strömung unter Wasser gezogen«. Davor warnen die Verantwortlichen des Werkes ständig. In den zurückliegenden Jahren waren dort bereits einige Menschen ertrunken. Das Unternehmen hatte zuletzt die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, das Betriebsgelände weiträumig mit Zäunen und Erdwällen abgesperrt. Ein Sicherheitsdienst kontrolliert seitdem auch, ob gegen das Betretungsverbot verstoßen wird. Unterstützung gebe es auch von den Königsbrücker Behörden, so Gruschka, und die Polizei kontrolliere in den Sommermonaten häufiger als sonst. Davon unbeeindruckt, hält das an heißen Sommertagen jedoch kaum jemanden ab, dort zu baden. An Wochenenden sind es oft Hunderte, die sich da tummeln. Baggerseen wie die des Ottendorfer Kieswerks üben seit Generationen eine große Faszination aus. Das macht es nicht einfach, Badeverbote durchzusetzen, zumal das Baden zu einer Art Gewohnheitsrecht geworden ist. Dennoch hofft Geschäftsführer Thomas Gruschka, dass die bisher getroffenen Maßnahmen des Unternehmens, das Badeverbot durchzusetzen, langfristig Wirkung zeigen. Und wenn nicht? Nun ja, vielleicht könnte da ein Krokodil mehr ausrichten. Selbst wenn es sich nur um ein Phantom-Reptil handelte.


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