Die Vereinsstätten von Kamenz Can Dance, SV Einheit Kamenz, Tomogara und OSSV Kamenz zieren seit einer Woche große Banner. Sie sollen auf die Not der Sport- und Kulturvereine aufmerksam machen, in die sie durch den erneuten Lockdown geraten.
»Gesund bleibt man nur mit Sport und Kultur«, ist sich Mario Steinmetz sicher. Umso mehr wurmt den Kamenz Can Dance Chef, was aufgrund des Ende Oktober beschlossenen »leichten Lockdowns« jetzt mit dem Breitensport passiert. Denn der ruht - mindestens - bis Ende November. »Wir wollen die von der Politik beschlossenen Entscheidungen nicht ohne Weiteres hinnehmen«, ergänzt er, denn die Auswirkungen für das sportliche und kulturelle Vereinsleben gehen weit tiefer als dass man sich vier Wochen lang nicht treffen dürfe.
Perspektive geht verloren
»Gerade wir als Kamenz Can Dance leben von Wettkämpfen und Auftritten, davon, uns intensiv darauf vorzubereiten. Das schweißt das Team zusammen, bewirkt Gemeinschaft und bietet gerade den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive«, schildert der Tanzlehrer. Ein Online-Training kann das nicht ersetzen, zumal nicht in allen Haushalten ausreichend Platz und schnelles Internet für das Üben daheim verfügbar sei. Zu Hause fehlen das Team, der Ansporn und zunehmend auch die Perspektive.
Bereits der erste Lockdown im Frühjahr traf die Tänzer hart, wollten sie im März doch ihr Tanztheaterprogramm »Verborgene Schönheit« im Kamenzer Stadttheater aufführen. »Für das Stück, das von Liebe, Zeit und Tod handelt, haben wir bereits viel positives Feedback erfahren«, erzählt Mario Steinmetz. Deshalb stand fest: Leicht angepasst sollte »Verborgene Schönheit« jetzt im November erneut aufgeführt werden. Doch daraus wird aufgrund der aktuellen Beschränkungen nichts. Dem Verein gehen damit erneut wichtige Einnahmen verloren.
Finanzielle Sorgen
Dabei habe man erst über den Sommer hinweg einiges an Geld in Hygienekonzepte und deren Umsetzung investiert, damit das Training im Tanzhaus überhaupt wieder anlaufen kann. »Es ist auch die finanzielle Angst, die uns zunehmend umtreibt«, sagt Mario Steinmetz, denn laufende Kosten müssen die Sportvereine auch während des Lockdowns bedienen. Wenn aufgrund der wiederholten Schließungen Mitglieder aus den Vereinen austreten oder Sponsoren wegbrechen, wird der finanzielle Spielraum für die Vereine eng.
Bisherige Förderprogramme, die hier helfen sollen, seien zu kompliziert und würden erst greifen, wenn der Verein kurz vor dem Aus stünde, meint der Tanztrainer. Er fordert deshalb dringend eine Überarbeitung der Förderprogramme. »Wir investieren während der Corona-Pandemie immense Arbeit, um Trainer und Mitglieder zu halten. Da braucht es nicht auch noch finanzielle Nöte. Die Vereine müssen wenigstens ihre Miete zahlen können.« Er wünscht sich deshalb, dass die Kamenzer Banner für ein Aufhorchen sorgen. Dass viele Passanten das Ansinnen der Vereine weitertragen und die Politik vor neuen Beschlüssen endlich auch diejenigen anhört, die von den Entscheidungen betroffen sind.