Rainer Könen/mlh

Angst vor dem coronalen Novemberblues

Der Teillockdown trifft auch den Amateurfußball. Bei Rödertaler Klubs fragt man sich, wie es weitergehen soll.
Das Stadion bleibt im November leer, nicht einmal die Amateurfußballer dürfen hier trainieren, legt die neue Corona-Schutz-Verordnung fest. Foto: G. Altmann/Pixabay

Das Stadion bleibt im November leer, nicht einmal die Amateurfußballer dürfen hier trainieren, legt die neue Corona-Schutz-Verordnung fest. Foto: G. Altmann/Pixabay

In der vergangenen Woche wurde beim TSV Wachau, dem Fußball-Kreisoberligisten, noch einmal trainiert. Fast alle Spieler konnte Coach Dietmar Rösler auf der Sportanlage um sich versammeln. »Wir alle haben dieses Training sehr genossen«, erzählt der 56-Jährige. Weil es die vorerst letzte Übungseinheit war.

Denn mit Fußballspielen ist für die Wachauer wegen des Corona-Teillockdowns vorerst Schluss. Im gesamten November wird bundesweit der Amateur- und Freizeitsport eingestellt. Es finden keine Wettkämpfe statt, Schwimmbäder, Sporthallen und -plätze sind geschlossen. In den kommenden Novemberwochen können sich die Freizeitkicker nur individuell fithalten.

Motivationskünste des Coaches gefragt

Da sind in Wachau in den nächsten Wochen wieder die Motivationskünste von Coach Rösler gefragt. »Ich werde meine Jungs fürs Joggen und heimische Workout begeistern müssen«, so Rösler. Beim Arnsdorfer FV hatte man in der vergangenen Woche, als der Teil-Lockdown angekündigt wurde, rasch reagiert, den Trainings- und Spielbetrieb eingestellt, die Platzanlage mit einem Bauzaun abgesperrt. Für die Kicker des FV Ottendorf-Okrilla kommt die aktuelle Zwangspause zur Unzeit. Die Schützlinge von Trainer Marko Haubold sind derzeit Spitzenreiter in der Kreisliga. Trainer Marko Haubold glaubt nicht, dass der Spielbetrieb in diesem Jahr noch einmal aufgenommen wird. »Kann ich mir nicht vorstellen«, so Haubold weiter. Mit etwas Glück »können wir vielleicht zu Beginn des nächsten Jahres wieder Fußball spielen.« Haubolds Sorge derzeit: »Ich schließe nicht aus, dass in dieser Situation einige Vereinsmitglieder mit dem Fußball aufhören werden.« Bereits im Frühjahr war im Amateurbereich wegen der Corona-Krise die Saison 2019/20 abgebrochen worden. Nun gerät auch die aktuelle Spielzeit zunehmend in Gefahr.

11.500 Freizeitsportler in Zwangspause

Kein Wunder, dass in diesen Tagen in der Geschäftsstelle des Westlausitzer Fußball-Verbandes das Telefon von Gojko Sinde nicht mehr still steht. Die Vereinsoberen der 84 im Verband organisierten Sportvereine wollen von Geschäftsstellenleiter Sinde wissen, wie es nun weitergehe. Der von Bund und Ländern verhängte vierwöchige Teil-Lockdown dürfte sich sicher auch auf die hiesigen Amateurvereine auswirken, wenn auch nicht in so existenziellem Ausmaß wie im Profifußball. Rund 11.500 Freizeitsportler seien im Bautzener Landkreis von dieser Zwangspause betroffen, so Sinde weiter. Man müsse jetzt abwarten, Geduld haben und schauen, wie sich die pandemische Situation in den nächsten Wochen in Deutschland entwickeln werde, so Sinde. Der von durchdachten Hygienekonzepten der Vereine spricht, von der optimistischen Aufbruchstimmung, mit der viele Klubs vor einigen Wochen in die neue Spielzeit gegangen waren. Sindes Wunsch und Hoffnung: Dass dieser Teillockdown nicht der Knockdown für den Amateursport im Landkreis wird. In Wachau wird man in den kommenden Tagen wohl wieder Spieler des TSV beobachten können. Beim Joggen durch den kleinen Ort. Denn eines will Wachaus Trainer Dietmar Rösler, wollen auch die anderen Übungsleiter der Vereine auf gar keinen Fall: Dass ihre Kicker in den kommenden Wochen in einen coronalen Novemberblues geraten. Mit regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft kann man dem sicher entgehen.


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