

Er steht noch etwas wacklig auf den Beinen, wie er da so mit Hilfe zweier Unterarmstützen läuft. Doch dass Christian Vogt überhaupt stehen und laufen kann, das grenzt an ein Wunder. Und zwar an ein technisches, kein medizinisches. Denn der 38-Jährige ist seit seinem Motorradunfall vor acht Jahren querschnittgelähmt ab dem ersten Lendenwirbel abwärts. Sein weiteres Leben würde er eigentlich im Rollstuhl verbringen. Doch das kam für Christian überhaupt nicht in Frage, seit er während der Reha in Kreischa gesehen hat, was möglich ist, wenn man nur genug Willen und Kampfgeist mitbringt. Christian kämpft. Fällt hin. Steht auf. Will mehr. Die Dresdner Firma Orthopädie- und Rehatechnik ist eine von bundesweit acht zertifizierten Firmen, die Betroffene mit dem C-Brace® Beinorthesensystem versorgen darf. Die Orthese, von außen auf das Bein geschnallt, besteht aus Oberschenkel- und Unterschenkelschale sowie Fußteil und einer computergesteuerten Gelenkeinheit. In der steckt ein Hydraulikzylinder, der die Kraft für die Beinbewegung liefert sowie jede Menge schlaue Sensortechnik. Die errechnet zum Beispiel blitzschnell, ob der Träger stehen bleiben oder laufen oder steigen will. Selbst einen drohenden Sturz erkennt das hochsensible Computersystem, in Bruchteilen von Sekunden kann es stabilisierend eingreifen. »Stand and Swing Phase Control Orthosis« nennt sich das von der Otto Brock Health Care Deutschland entwickelte System und bedeutet, dass die Orthese die Schwung- und Standphase des Gehens kontrolliert. »Angewendet werden kann es allerdings nur von Querschnittgelähmten, die noch freistehen (mit Orthese) und ihre Beine aus der Hüfte heraus nach vorn schwingen können«, sagt Orthopädiemeister Markus Buro. Rückabwicklung der Streichliste. Das steht an: Christian Vogt ist nicht nur einer der ersten Querschnittgelähmten, die mit dem C-Brace®-System stehen und laufen können. Er ist auch bis jetzt der Einzige, der die Orthesen an beiden Beinen trägt. Rund 9.000 Schritte hat er damit seit der ersten Testphase im November schon absolviert. »Er ist ein Kämpfer«, lobt ihn Markus Buro. Denn einfach umschnallen und loslaufen ist natürlich trotz aller computergesteuerten Sensorik nicht möglich. Dazu bedarf es viel Training, noch mehr Armkraft und immer wieder eine gehörige Portion Motivation. Denn natürlich klappt nicht alles sofort, natürlich muss Vogt unheimlich viel üben. Dreimal pro Woche geht er zur Reha in seinem Heimatort bei Jena, unzählige Male ist er im umgebauten Auto nach Dresden zu den Orthopädiemeistern und seiner Therapeutin Claudia Buro gefahren. »Der Aufwand lohnt sich«, sagt der 38-Jährige. Und hat längst begonnen, seine Streichliste rückabzuwickeln. Also Dinge in Betracht zu ziehen, die als Rollstuhlfahrer einfach unmöglich, jetzt aber wieder in greifbarer Nähe sind. »Mein nächstes Ziel? Auch den Rollator in die Ecke stellen, nur noch mit Stützen laufen«, sagt er zuversichtlich. Ein zweites Video (Treppensteigen) gibt's auf unserem YouTube-Kanal. Ein drittes Video (Aufstehen aus dem Rollstuhl + Laufen gibt's auf unserer Facebook-Seite.