Seitenlogo
sst

Calaus Bürgermeister blickt ins Jahr 2020

Auf gehts ins Jahr 2020. Calau hat viel vor. Bürgermeister Werner Suchner spricht darüber im WochenKurier-Interview. Es geht um Herausforderungen, Investitionen und um ein 150-jähriges Jubiläum.
Werner Suchner ist Bürgermeister in Calau, einer 7?700-Einwohner starken Kleinstadt in der Lausitz. Foto: sts

Werner Suchner ist Bürgermeister in Calau, einer 7?700-Einwohner starken Kleinstadt in der Lausitz. Foto: sts

Calau im Jahr 2020: Welchen Charakter wird das neue Jahr für Calau haben?
Es wird wieder ein arbeitsreiches aber auch erfolgreiches Jahr werden. Wir haben viele Maßnahmen, die im vergangenen Jahr begonnen wurden und 2020 fertig gestellt werden. Zudem kommen in diesem Jahr weitere Projekte hinzu. Sicher werden uns als Stadt auch die überregionalen Themen wie etwa der Klimawandel und der Fachkräftemangel zunehmend stärker beschäftigen. Was sind die drei größten Herausforderungen, die im neuen Jahr auf die Stadt zukommen?
Dazu zählt die Herausforderung, mit den begrenzten finanziellen Mitteln im Haushalt 2020 maximale Ergebnisse zu erreichen. Es gibt eine große Vorhabensliste, die im aktuellen Haushalt nicht komplett dargestellt werden konnte. Wir haben eine Auswahl getroffen und hoffen, dass wir mit der Notwendigkeit und der Dringlichkeit richtig liegen. Diese Herausforderung wird aber auch in den nächsten Jahren so bestehen. Als zweite Herausforderung sehe ich die Digitalisierung innerhalb der Verwaltung. Dabei müssen wir viele Prozesse auf den Weg bringen, die durch den Bürger digital bearbeitet und genutzt werden können. Hierfür müssen wir als Verwaltung personell und technisch einiges an Vorarbeit leisten. Die dritte Herausforderung ist die Fertigstellung der Innensanierung des Robert-Schlesier-Hauses unserer Grund- und Oberschule. Die Baumaßnahme läuft seit Sommer 2019. Der erste Bauabschnitt im Haus 1 steht kurz vor dem Abschluss und jetzt gilt es, das Haus 2 zu sanieren. Das ist ein logistischer Aufwand, da teilweise Schüler in Containern unterrichtet werden. Bis zu den Sommerferien soll die Maßnahme abgeschlossen sein, so dass im neuen Schuljahr der Unterricht wieder im Schulgebäude erfolgen kann. Wie viel Geld nimmt Calau im Jahr 2020 in die Hand, um in die Stadt zu investieren?
In unserem Haushalt sind für dieses Jahr Investitionen in Höhe von 4,8 Millionen Euro verankert. Davon entfallen 3,8 Millionen Euro in Tiefbau- und Hochbaumaßnahmen. Zirka eine Millionen Euro gehen in den Erwerb von Schultechnik oder Fahrzeugen. Wo liegen im neuen Jahr die Schwerpunkte der Investitionen?
Das ist zum einen die Innensanierung des Robert-Schlesier-Hauses mit 1,6 Millionen Euro in diesem Jahr. Die Gesamtinvestitionen in das Gebäude belaufen sich auf 2,4 Millionen Euro. 75 Prozent hat das Land gefördert. Im Schulbereich werden wir beginnen, entsprechende Umsetzungen im Rahmen des Digitalpaktes vom Bund auf den Weg zu bringen. Zurzeit erarbeiten wir mit der Schule ein IT-Konzept, wo es besonders um die Technik in den Schulgebäuden geht. Zudem investieren wir weiter in unsere Freibadtechnik und werden in diesem Jahr für 230 000 Euro die Pumpen- und Steuerungstechnik erneuern. Am 15. Mai wollen wir mit unserem Freibad und der neuen Technik, in die wir seit 2018 insgesamt rund 500 000 Euro investiert haben, dann in die neue Saison starten.
Weiterhin haben wir vor, für 510 000 Euro zwei neue Fahrzeuge für die Feuerwehr anzuschaffen. Zudem werden wir im Ortsteil Saßleben für 57 000 Euro einen weiteren Tiefbrunnen für die Löschwasserversorgung bauen. Welche wichtigen Maßnahmen wird es 2020 im Straßenbau geben?
Hier wollen wir insgesamt knapp 1,7 Millionen Euro investieren. Ausgebaut werden sollen die Poststraße oder die Joachim-Gottschalk-Straße. Hier müssen wir uns noch entscheiden, mit welcher Straße wir in diesem Jahr beginnen. Beide sind im Planungszeitraum 2020 bis 2023 enthalten. Vorplanungen für beide Straßen gibt es, so dass wir wissen, was auf uns zu kommt. 660?000 Euro stehen dafür im Haushalt. Hier hoffen wir auf eine 75-prozentige Förderung vom Land. Weiterhin führen wir für 370?000 Euro eine Reparaturmaßnahme an der Ortsverbindungsstraße zwischen Saßleben und Kalkwitz durch. Das sind ungefähr 200 Meter Straße inklusive eines Brückenbauwerkes, welches wir erneuern müssen. Zudem startet  für 420?000 Euro der erste Bauabschnitt des Radweges von Calau noch Mlode. Dieser soll in seiner Fortführung einmal direkt nach Lübbenau führen. Hierfür sind Bundesfördermittel von bis zu 90 Prozent zugesagt. Wir investieren in den Ausbau der Brandschutzwege in Wäldern mithilfe von Landesfördermitteln. Für 150?000 Euro ist eine Brückensanierung im Gemeindeteil Bathow geplant. Wie ist der aktuelle Stand beim Projekt Aussichtsturm »Calauer Schweiz« und was erhoffen Sie sich von diesem neuen Angebot, das die Stadt Calau gemeinsam mit dem Amt Altdöbern zukünftig vermarkten will? Träger des Projektes ist das Amt Altdöbern. Der Turm liegt ja auf der Gemarkung Luckaitztal. Wir als Stadt Calau waren in den Vorbereitungen immer mit eingebunden. Der Turm an sich ist fertig gestellt. Im Frühjahr sollen noch die Außenanlagen angelegt, Sitzmöglichkeiten geschaffen und Infotafeln aufgestellt werden. Am 25. April wird die Eröffnung sein. So ein Aussichtsturm hat immer einen besonderen Reiz. Für die Region ist der Turm ein touristisches Highlight und eine Ergänzung zu den hier bestehenden Angeboten wie dem Witzerundweg in Calau oder dem Schloss Altdöbern. Wir hoffen, dass wir mit dem Aussichtsturm auch eine zusätzliche Aufmerksamkeit in den Tourismusgebieten Spreewald und Lausitzer Seenland erzeugen und Touristen aus diesen Gebieten hierherlocken. Und diese besuchen dann im besten Fall nicht nur den Turm, sondern nutzen auch weitere Angebote im Calauer und Altdöberner Raum. Wir rechnen natürlich auch damit, dass dann in den Gaststätten im Umfeld vermehrt Gäste einkehren. Der Turm selbst ist zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen. Er liegt nur zirka zwei Kilometer vom Fernradweg Niederlausitzer Kreisel entfernt.
 
Mit dem Sozialpädagogen Enrico Kullick hat die Stadt Calau seit diesem Jahr erstmals einen Mitarbeiter für Kinder- und Jugendbeteiligung mit Sitz im Rathaus. Was versprechen Sie sich von dieser Stelle? Enrico Kullick ist Mitarbeiter des Freien Jugendhilfe Niederlausitz e.V. und arbeitet seit dem 1. Januar 2020 zusätzlich noch bei uns im Rathaus ein paar Stunden. Wir haben ja seit über zehn Jahren mit Klaus Winzer einen ehrenamtlichen Kinder- und Jugendbeauftragten in Calau. Die Teilzeitstelle von Enrico Kullick ist jetzt neu, obwohl das Thema für unsere Stadt selbst nicht komplett neu ist. Da sind in der Vergangenheit bereits Projekte über die Freie Jugendhilfe gelaufen, wobei Kinder und Jugendliche schon in Verwaltungsvorgänge eingebunden worden sind. Aufgrund des Gesetzes zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, dass wir jetzt umsetzen müssen, haben wir überlegt, wie wir das noch verbessern und erweitern können. Ich selbst verspreche mir von dieser neuen Stelle einen breiteren Kontakt zu Kindern und Jugendlichen unserer Stadt. Vielleicht gewinnen wir dadurch weitere junge Menschen, die sich für ihre Stadt einsetzen wollen. Enrico Kullick wird auch den Kontakt zum PaulFahlisch-Gymnasium in Lübbenau und zum Bohnstedt-Gymnasium in Luckau halten, wo ja auch Calauer zur Schule gehen, die wir sonst nicht direkt über unsere Calauer Kinder- und Jugendarbeit erreichen. Und er wird für ein stärkeres Verständnis für Kinder- und Jugendbeteiligung in der Gesellschaft werben und auf diese Möglichkeit aufmerksam machen. Wichtig ist dabei, dass Kinder und Jugendliche nicht nur ihre Wünsche äußern können, sondern dass sie in diesem Prozess auch ein Demokratieverständnis entwickeln und erfahren, wie es ist, um eine Sache demokratisch und sachorientiert zu ringen und welche Spielregeln es dabei zu beachten gibt.
 
Auf welche kulturellen Höhepunkte können sich Calauer und ihre Gäste in diesem Jahr besonders freuen? Wir feiern in diesem Jahr das 150-jährige Jubiläum der Feuerwehr in Calau. Dazu wird es am 12. September eine Festveranstaltung in der gesamten Innenstadt geben - in Verbindung zum Jubiläum 25 Jahre Kreisfeuerwehrverband Oberspreewald-Lausitz, der sich in das Fest einbringen wird. Die Planungen dazu laufen. Es wird an dem Tag unterschiedliche Präsentationen von alter und hochmoderner Feuerwehrtechnik geben sowie Vorführungen bestimmter Einsatzsituationen. Natürlich wird es auch einige Überraschungen geben, die wir an dieser Stelle noch nicht verraten wollen. Vorher findet vom 13. bis 16. August unser beliebtes Stadtfest in Calau statt. Und auch die Caleg Schrank- und Gehäusebau GmbH wird in diesem Jahr feiern. Sie begeht ihr 30-jähriges Bestehen sowie 75 Jahre Produktion am Standort. Dafür gibt es am 19. September einen Tag der offenen Tür. Als neues Format starten wir in diesem Jahr zudem mit dem 1. »Kunst Raum (K) Calau«. Vom 1. Mai bis 30. Juni können sich dabei Künstler mit ihren Werken in den Geschäften präsentieren. Zurzeit läuft die Bewerbungsphase für die Künstler.
 
2020 ist ein Schaltjahr und hat 366 Tage. Wir bekommen also einen zusätzlichen Kalendertag geschenkt. Wie werden Sie diesen nutzen? Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Doch ich werde diesen Tag nicht einfach so in den Zeithaushalt integrieren und ungewürdigt vergehen lassen. Ich werde mir überlegen, wie ich diesen Tag im Laufe des Jahres einem schönen Projekt widmen kann.
 
Seit Sommer 2019 können Einwohner anhand des Maerker-Portals Calauer Infrastrukturprobleme online melden. Wie wird diese Möglichkeit angenommen? Das Portal läuft ordentlich, wird gut angenommen und ist eine sehr schöne Beteiligungsform. Es ist für uns eine große Unterstützung - gerade im Hinblick auf Straßenschäden und Straßenbeleuchtung. So müssten zum Beispiel abends Mitarbeiter durch die Straßen fahren, und schauen, welche Lampen defekt sind. Da schauen jetzt die Bürger selbst hin und können uns jederzeit fehlerhafte Beleuchtungen melden. Im Schnitt haben wir einen Eintrag am Tag. Das haben wir arbeitsmäßig mit der entsprechenden Reaktionszeit gut im Griff. Maerker ist hilfreich und sinnvoll und hat sich gut eingespielt.
 
Inwieweit beeinflusst das aberkannte Mandat vom Stadtverordneten Benjamin Suchner die Arbeit des erst im Juni 2019 neu formierten Stadtparlaments?
Diese Geschichte beeinflusst schon sehr die Arbeit in der Stadtverordnetenversammlung. Nachrückerin Melanie Gierach hat sich einer anderen Fraktion angeschlossen. Benjamin Suchner war bei der SPD. Melanie Gierach geht jetzt zu den Linken. Damit verändert sich das Kräfteverhältnis der Fraktionen. Die Linken haben einen Sitz mehr, die SPD einen Sitz weniger. Das hat Auswirkungen auf die Ausschussbesetzung und auf die Zugriffe zu den Ausschussvorsitzenden. Das bedeutet, dass ein gutes halbes Jahr nach der konstituierenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung das gesamte Prozedere zur Ausschussbesetzung und der Ausschussvorsitze erneut durchzuführen ist. Es wird also gewisse Veränderungen geben. All diese Vorgänge werden die politische und sachorientierte Arbeit nicht beschleunigen.
 
Ihr letztes Wort…? Da wo Menschen auf Augenhöhe, respektvoll und sachorientiert miteinander arbeiten werden Motivation, positive Ergebnisse und ein gutes soziales Klima sein. Ich schaue wirklich besorgt auf das Klima in unserem Land. Aggressivität und fehlende Empathie finden sich heute bereits im Kindes- und Jugendalter. Da müssen wir versuchen, gegenzusteuern und es als Erwachsene entsprechend vorleben. Kinder und Jugendliche lernen am Vorbild. Wenn wir Erwachsene nicht in der Lage sind, vernünftig miteinander umzugehen, können wir es von unseren Kindern erst recht nicht erwarten. Wo das in einer Gesellschaft hinführt mag ich mir gar nicht ausmalen.


Weitere Nachrichten aus Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Meistgelesen