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Erntebeginn bei Spreewälder Gurken

Die Ernte der berühmtesten Gurken der Welt ist angelaufen. Coronabedingt stehen die Betriebe der Schutzgemeinschaft „Spreewälder Gurken“ in diesem Jahr vor besonders großen Herausforderungen, berichtet Melanie Kossatz, Geschäftsführerin des Spreewaldvereins e.V..

Trotzdem entspreche die Größe der Anbaufläche mit rund 500 Hektar dem Niveau des Vorjahres. Davon werden auf zirka 50 Hektar Bio-Einlegegurken geerntet, heißt es. »Geerntet wird in einigen Betrieben seit voriger Woche. Bei den Bio-Gurken begann die Ernte eine Woche früher. Hochgerechnet mit den üblichen Hektarerträgen könnte am Ende der Erntesaison ein Ertrag von insgesamt 30 000 Tonnen Einlege- und Schälgurken zu Buche stehen. Aber die Situation ist 2020 außergewöhnlich“, informiert Kossatz.
 
Kühle Witterung verzögert Gurkenernte
Auch in diesem Jahr hätten die Eisheiligen im Mai mit bis zu minus 6 Grad am 12. Mai für Frostschäden auf den Gurkenflächen gesorgt, die bereits bestellt waren. Punktuelle Nachpflanzungen beziehungsweise Aussaat je nach Lage der Flächen waren die Folge. Kossatz: „Im Gegensatz zum Vorjahr blieb die Witterung bis Mitte Juni hinein relativ kühl und verzögerte das Wachstum der Gurken. Lokale Starkregenereignisse verstärkten zudem die uneinheitliche Entwicklung der Gurkenschläge und die Anfälligkeit der Bestände gegenüber Krankheiten. Insbesondere der falsche Mehltau führt stellenweise zu Ernteeinbußen.“ Der Erntebeginn habe sich in diesem Jahr wetterbedingt um etwa eine Woche verzögert. „Das kam insbesondere den Anbaubetrieben entgegen, die den Bedarf an notwendigen Erntehelfern bis dahin noch nicht für die Erntesaison sichern konnten. Allein der Einsatz ukrainischer Erntehelfer ist noch problematisch. Für die Ukraine besteht noch eine Reisewarnung. Ukrainer, die nach Deutschland einreisen, müssen erst einmal 14 Tage in  Isolationsquarantäne“, erzählt Melanie Kossatz und fügt an, dass gegenwärtig die Betriebe Gespräche mit den Gesundheitsämtern mit dem Ziel führen, für die ukrainischen Erntehelfer eine Arbeitsquarantäne zu ermöglichen.   3.000 Helfer pro Jahr benötigt Insgesamt würden Spreewälder Anbau- und Verarbeitungsbetriebe rund 3.000 Helfer jährlich bei der Ernte und Veredlung der Spreewälder Gurken benötigen. Spreewälder Einlegereien und Konservenbetriebe verarbeiten ausschließlich heimische Rohware aus dem regionalen Vertragsanbau. Frisch vom Feld werden die Einleger und Schälgurken in neun Konservenbetrieben nach traditionellen Spreewald-Rezepturen veredelt.
 
Insgesamt für Deutschland registriert die Sauerkonservenindustrie eine verstärkte Nachfrage der Kunden im Lebensmitteleinzelhandel, heißt es. Kossatz: „Der lange Stillstand der Gastronomie steigert den Bedarf der Verbraucher an Lebensmitteln. Andererseits rechnet die Sauerkonservenindustrie mit einer Verknappung des Angebots von Einlegegurken. Einige Anbaubetriebe in Deutschland haben bereits aus Sorge vor einem Mangel an Arbeitskräften weniger angepflanzt. In der Tat ist die Verfügbarkeit der benötigten Anzahl an Erntehelfern noch nicht gesichert. Gerade jetzt mit der beginnenden Gurkenernte steigt der Bedarf an Erntehelfern.“ Da sei die Entscheidung der Bundesregierung und weiterer EU-Mitgliedsstaaten, die Einreise von Saisonkräften seit Mitte Juni wieder zu ermöglichen, gerade recht gekommen. Und dann kommt noch „Corona“
 
Und die Corona-Krise erschwere die Erntebedingungen. Die besonderen Anforderungen bei Vorsorge, Hygiene, Arbeitsschutz und Unterbringung zum Schutz vor Ansteckung mit dem Sars-CoV-2-Virus würden von den Anbauern und Verarbeitern aufwändige Maßnahmen erfordern. „Das erhöht den Kostendruck für die Branche erheblich. Da werden die Forderungen an den Handel, für ein authentisches Produkt, wie Spreewälder Gurken, faire Preise zu bezahlen, lauter und mehren sich. Die Spreewälder Anbauer werden jedenfalls auch unter den erschwerten Bedingungen in diesem Jahr alles daran setzen, die Lieferverträge zu erfüllen, weil sie einen fairen Umgang bevorzugen“, sagt Melanie Kossatz.
 
Wenn sich allerdings im Endergebnis für den Landwirt der Gurkenanbau nicht als rentabel erweise, werde er sich grundsätzlich vom Gurkenanbau verabschieden und sich anderen, weniger personalintensiven Kulturen im Ackerbau zuwenden. „Und wer einmal mit Gurkenanbau aufgehört hat, fängt damit nicht wieder an. Damit stünden auch Spreewälder Gurken vor einem Dilemma. Hoffen wir das Beste!“, blickt Melanie Kossatz in die Zukunft. (PM/Spreewaldverein e.V.)


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