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»Physikalisch gesehen steht die Zukunft fest«

Wissenschaftskabarettist Vince Ebert gastiert am Freitag, 12. April, 20 Uhr, im Weltspiegel in Cottbus. Vor seinem Gast-Auftritt spricht er im WochenKurier-Interview über den absoluten Nullpunkt, Klimawandel und Rambazamba-Typen.
Wissenschaftskabarettist Vince Ebert freut sich auf Cottbus. Foto: ©Michael Zargarinejad

Wissenschaftskabarettist Vince Ebert freut sich auf Cottbus. Foto: ©Michael Zargarinejad

Was sagen Sie als Wissenschaftler: Wie ist der aktuelle Höhenflug der Eintracht aus Frankfurt zu erklären? Immerhin wohnen Sie in der Stadt der Adler-Träger, die zurzeit Fußball-Europa verzaubern. Das Institut für Kognitions- und Sportspielforschung der Sporthochschule Köln hat mal errechnet, dass der Erfolg einer Tor-Aktion zu 40 Prozent vom Zufall bestimmt wird. Das heißt: Trotz stetiger Professionalisierung wird im Fußballspiel auch in Zukunft ein immenser Unsicherheitsfaktor stecken. Dieses Jahr trifft bei der Eintracht offenbar alles zu. Ich hoffe, das bleibt noch länger so. Jetzt kommen Sie nach Cottbus. Hier spielt der örtliche Fußballverein in der 3. Liga. Kann Wissenschaft helfen, besser Fußball zu spielen?
In einer ›Wissen vor Acht‹ Folge habe ich mal erklärt, wie man den perfekten Elfmeter verwandelt. Falls da Interesse besteht, kann ich dem Cottbuser Trainer gern einmal die Aufzeichnung zukommen lassen. Was die Zukunft bringt, weiß niemand. Nur die Zukunft selbst. Und Sie. Was ist Kern Ihres Programms »Zukunft Ist The Future«?
Physikalisch gesehen steht die Zukunft fest. Da gibt‘s eine gute und eine schlechte Nachricht: Die schlechte: Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass es mit unserem Universum kontinuierlich bergab geht. Und spätestens seit Rammstein von Heino gecovert wurde, ist das jedem klar. Anderseits besagt der dritte Hauptsatz: ›Man kann den absoluten Nullpunkt niemals erreichen.‹ Und das macht Mut. Egal, wie beschissen es uns geht, es ist immer noch Luft nach unten. Ihr Titel Wissenschaftskabarettist verbindet zwei gegensätzliche Bereiche: Wissenschaft und Kabarett. Wie schaffen Sie es, beide Felder zu verbinden, um am Ende daraus Kleinkunst zu modellieren?
In der Wissenschaft geht es – wie im Kabarett auch – die Perspektive, den Blickwinkel zu wechseln und daraus neue Erkenntnisse zu bekommen. Relativitätstheorie etwa besagt, dass die Zeit abhängig vom Ort mal schneller und mal langsamer vergeht. Oder wie es Einstein formuliert hat: Eine Minute hängt empfindlich davon ab, auf welcher Seite der Klotüre man sich befindet. Ihr Kabarettisten-Kollege Eckart von Hirschhausen – ebenfalls Wissenschaftskabarettist -  steht auf der Bühne, um die Menschen über ihren Körper aufzuklären. Was ist Ihr Antrieb?
Mir geht es um die Faszination die Welt um uns zu beobachten und dabei Fragen zu stellen: Warum ist der Himmel blau? Wieso ist die Nacht schwarz? Warum sollte man keinen gelben Schnee essen? Ist die Wissenschaft wirklich ein Instrument, das Wissen schafft oder verunsichert die Wissenschaft eher, weil der Mensch oft die Zusammenhänge nicht begreift?
Wer seriös Wissenschaft betreibt, muss ganz oft erkennen und zugeben, dass wir viele Dinge (noch) nicht wissen. Und das frustriert vielleicht einige. Wie kam das Leben auf die Erde? Was war vor dem Urknall? Warum und womit schnurren Katzen? Das alles ist bis zum heutigen Tage nicht geklärt. Und warum kotzen die immer nur auf den Teppich und nie auf’s Parkett? Als Physiker haben Sie gelernt, mit Fakten zu arbeiten, zu prüfen und zu hinterfragen. Grundzutaten, die auch für das menschliche Zusammenleben einen hohen Stellenwert haben sollten. Wie betrachten Sie die aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft hinsichtlich der Aktivitäten an den äußersten Rändern des politischen Spektrums?
Fake News und den Hang zu Verschwörungstheorien gibt es tatsächlich in allen politischen Lagern. Vermutlich, weil vermeintlich einfache, simple Erklärungen besser ankommen als komplizierte. Und weil Gefühle oft Fakten schlagen. Doch Gefühle lösen in den seltensten Fällen Probleme. Man sagt ja gern: ›Der Glaube versetzt Berge.‹ Ich denke, das stimmt nicht ganz. Bagger versetzen Berge. Zurück zur Zukunft: Erfahren die Cottbuser in Ihrem Programm, wie lange uns noch bleibt, bis die Menschheit keine Zukunft mehr hat?
Seit 30 Jahren ist es ja bei uns in Deutschland 5 vor 12. Und dieser Grundpessimismus steckt in uns drin. Evolutionär gesehen hat der Steinzeitmensch deswegen überlebt, weil er immer mit dem Schlimmsten gerechnet hat. Die fröhlichen Rambazamba-Typen, die sich gesagt haben ›Ach komm, so schlimm wirds ja nicht werden‹ – die sind verhungert oder erfroren. Salopp gesagt haben wir uns unsere Zukunft durch eine gute deutsche Dauerdepression erkauft. Wie bewerten Sie die Warnungen aus der Fachwelt, die den Untergang der Welt aufgrund des Klimawandels herbeireden? Haben wir einen Klimawandel?
Dass der Mensch einen Einfluss auf das Klima hat, ist wissenschaftlich recht gut belegt. Dennoch ist die derzeitige Klima-Panik für mich schwer nachvollziehbar. Denn Panik löst keine Probleme. Und die hysterischen Forderungen der vermeintlichen Klimaschützer tun es auch nicht. Ein Land, das noch nicht einmal fähig ist, einen Flughafen zu bauen, möchte allen Ernstes die Globaltemperatur auf zwei Grad stabil halten. Abseits der Bühne engagieren Sie sich für Kinder und Jugendliche. Sie haben etwa eine wissenschaftliche Familienshow ins Leben gerufen und setzen sich dafür ein, dass mehr mathematisch-naturwissenschaftliches Grundwissen vermittelt wird. Warum ist Ihnen das wichtig?
Weil ich davon überzeugt bin, dass die großen Herausforderungen der Zukunft nur mit wissenschaftlichen und technischen Know how zu lösen sind. Nehmen Sie etwa den Modeschöpfer Rudolf Mooshammer. Der ist vor 14 Jahren mit einem Telefonkabel erdrosselt worden. Das wäre heute rein technisch überhaupt nicht mehr möglich. Zukunft ist das, was kommt. Und das ist in wenigen Tagen Ostern. Wie verbringt ein Wissenschaftskabarettist das Osterfest? Ich verbringe ein paar Tage an der Côte d’Azur. Dorthin komme ich ganz politisch unkorrekt in einem Flugzeug. Vor Ort habe ich einen Diesel gemietet. Und wenn ich abends wegfahre, lass‘ ich im Hotelzimmer gerne das Licht an. Das tun sowieso viele. Die Dunkelziffer ist sehr hoch.

Freikarten absahnen!

• WochenKurier verschenkt 3x2-Freikarten für den Gastauftritt von Vince Ebert im Weltspiegel Cottbus. • Gewinnspiel und Teilnahmebedingungen »HIER« • Teilnahmeschluss: 9. April, 23 Uhr


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