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Cottbuser holen wieder „Bücher aus dem Feuer“

Zaida Ballesteros Parejo liest Rose Ausländers „Mutterland“ und tanzt zu Eigeninterpretationen des Cottbuser Club-Orchesters.

Die junge aus Grenada stammende Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin des städtischen Kinder- und Jugendtheaters „Piccolo“ ist am Freitag (8. Mai) eine von rund 30 Mitwirkenden bei der szenischen Lesung zum Gedenken an die Bücherverbrennung und zum 76. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Unter dem Motto „Holt die Bücher aus dem Feuer“ haben sich dieses Mal das „Piccolo“-Theater, das Jugendkulturhaus „Gladhouse“ und die Club-Kommission-Cottbus sowie die Kultursiedlung „Bunter Bahnhof“ und die Bücherei im Cottbuser Stadtteil Sandow zu einer gemeinsamen Aktion zusammengeschlossen. Die Lesung mit künstlerischen Einlagen wird aus  dem Cottbuser Club „Scandale“ als 360 Grad-Veranstaltung gestreamt. Den Link zum Stream gibt es am „Tag der Befreiung“, 20.15 Uhr, unter ,  und . „Die Texte verbrannter Schriftsteller*innen lesen stadtbekannte Künstler, Musiker und Menschen des gesellschaftlichen und politischen Lebens der Stadt“, sagte der stellvertretende „Piccolo“-Theaterleiter Matthias Heine. Der Regisseur erfolgreicher Kinder- und Jugendstücke liest „Ein älterer, aber leicht besoffener Herr“ von Kurt Tucholsky. Das ebenfalls von Tucholsky stammende Stück „Das Mitglied“ will der Branitzer Stiftungsvorstand Dr. Stefan Körner vortragen. „Über die Bücherverbrennung“ von Bertolt Brecht ist der Cottbuser Finanzdezernent und Bundestagskandidat Dr. Markus Niggemann (CDU) zu hören. Oskar Maria Grafs „Verbrennt mich!“ zitiert der Geschäftsführer des Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums (CTK), Dr. Götz Brodermann. In das „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers teilen sich „Piccolo“-Autor Mathies Rau, Schauspielerin Charlott Lehmann und Oscar-Preisträger Urs Rechn. Der Sohn des bekannten Cottbuser Malers Günther Rechn interpretiert auch gemeinsam mit Momo und Kai-Uwe Kohlschmidt den Brecht-Song „Untergang des Egoisten Fatzer“. „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“ hatte damals Heinrich Heine in seinem Drama „Almansor“ beschworen. Das Zitat des großen deutschen Dichters steht seit vielen Jahren in Cottbus als Leitgedanke über einer ganz besonderen Veranstaltung. Sie gedenkt jetzt erneut mit Zitaten und Songs an den 10. Mai vor 88 Jahren, als die Nazis auf dem damaligen Opernplatz in Berlin die Bücher unliebsamer Autoren öffentlich verbrannt haben. Auf dem heutigen Bebelplatz erinnert ein unterirdisches Mahnmal, das durch eine Scheibe im Boden betrachtet werden kann, mit leeren Regalen an die Bücherverbrennung von 1933. (kay) 


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