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Zum Jubiläum 300 Jahre Kursächsische Postmeilensäulen

Pirna. Copitzer Elbufer hat historischen Kursächsischen Viertelmeilenstein wieder.

300 Jahre nach der Einführung der Kursächsische Postmeile: Am Elbufer in Pirna-Copitz nahe dem Zugang zur Fähre steht wieder ein Kursächsischer Viertelmeilenstein! Genau an der Stelle, wo er 1727 an der damaligen Elbquerung errichtet wurde und wo er Ende des 19. Jahrhunderts verschwand, hat Steinbildhauerin Maria Kaiser eine historische Nachbildung aufgestellt. Die 24-Jährige aus Medingen wurde dabei von Sven Mudlagk (43) von der Firma Naturstein Naumann GmbH aus Ottendorf-Okrilla unterstützt. Fünf Tage hat Maria Kaiser, die bei dieser Arbeit für den Meisterbetrieb Natur- und Werkstein GmbH aus Welzow tätig war, nach eigenen Angaben in die neue gefertigte Messmarke aus Cottaer Sandstein gesteckt. Als Vorbild diente ihr der original erhaltene Viertelmeilenstein Nr. 9 von 1729 an der Alten Dresden-Teplitzer Poststraße unweit der Eulmühle bei Niederseidewitz.

 

Die junge Frau hat das Steinbildhauer-Handwerk in der Dresdner Zwingerbauhütte gelernt und hat sich erst vor kurzem selbstständig gemacht. Dieser Viertelmeilenstein ist in ihrer beruflichen Karriere der erste, berichtet sie. Mit der Einführung der Kursächsische Postmeile unter August dem Starken prägte auf der linkselbischen Seite eine Kursächsische Postmeilensäule, die einzige weit und breit auf der auch Entfernungen der Elbe als Wasserweg verzeichnet waren das Bild - ihr gegenüber ein Viertelmeilenstein auf Copitzer Seite.

 

Meilensteine bis Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich

 

Diese Art des Meilensteins war ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr aktuell, erklärt André Kaiser von der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen aus Grillenburg (Stadt Tharandt). Da ab etwa 1840 ein neues Meilenmaß eingeführt wurde und damit die Entfernungen nicht mehr stimmten, seien viele Viertelmeilensteine aus der Bildfläche verschwunden.

 

Dass nun dieser in Pirna Copitz ausgerechnet zum Jubiläum 300 Jahre Kursächsische Postmeilensäulen, zu denen die Viertelmeilensteine als Markierungen im damaligen Kurfürstentum Sachsen gehörten und auf Anordnung von August dem Starken etabliert wurden, neu gefertigt und aufgestellt wurde, sei den Mitgliedern des Lionsclub Pirna und dem in Pirna lebenden Amerikaner Robert Reimann, der das Projekt "Postwege - The Royal Roads of Saxony" ins Leben rief und damit die alten historischen Postwege insbesondere für Radfahrer und Wanderer erschließt, zu verdanken.

 

"Postwege - The Royal Roads of Saxony"

 

Am Sonnabend, 18. Juni 2022, 11 Uhr, werden seine Majestät Kurfürst August der Starke alias Uwe Müller (Vereinsvorsitzender Augustus Rex e.V. aus Radeberg) und sein Landvermesser Adam Friedrich Zürner alias André Kaiser den neuen Viertelmeilenstein einweihen. In einem kurzen Gespräch wollen sich der Kurfürst und der Erschaffer des "Atlas Augusteus der Chursächsischen Lande" über die Bedeutung und Erschaffung der kurfürstlichen Postwege austauschen. Erwartet wird dabei auch Barbara Klepsch, Ministerin für Kultur- und Tourismus im Freistaat Sachsen, die die Schirmherrschaft für das Projekt "Postwege - The Royal Roads of Saxony" übernommen hat.

 

Reimanns Idee ist es, die Kursächsischen Poststraßen des 18. Jahrhunderts und damit die historischen Postwege - zunächst die im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge später in ganz Sachsen - zu beleben und für Touristen insbesondere Radfahrer oder auch Camper etc. "zu einem internationalen Reiseziel" zu machen. "Es gibt nirgendwo auf der Welt so ein Netzwerk von alten, historischen Postsäulen wie in Kursachsen, zu dem neben dem heutigen Freistaat Sachsen, auch Gebiete von Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Polen gehören", erklärt der leidenschaftliche Radfahrer. Fast 170 dieser Denkmäler gibt es. Um die Postwege, die vor der Industrialisierung entstanden sind, kennenzulernen, müssten keine neuen Radwege gebaut werden, so Reimann. Für Erlebnis-Touren würde die damals entstandene Infrastruktur genutzt. Unterwegs auf diesem einzigartigen Rad-Fahr-Netz wollen er und seine Mitstreiter die Vergangenheit in das heute holen und ein Gefühl für die damalige Zeit vermitteln. "Mich interessieren alte Wege und deren Historie", erklärt Reimann. In Archiven habe er die alten Landkarten studiert, Standorte recherchiert und in eine moderne digitale Karte übertragen. Interessenten, die die Postwege bereisen wollen, finden die Standorte und Routen nun auf der Internetseite http://postwege.de/, die am 18. Juni freigeschalten wird.


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