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André Schramm

Warum dauert das so lange?

Am 8. Juni 2015 begann der Bau der Hochwasserschutzlinie Heidenau und legte seitdem den beliebtesten Fernradweg des Landes lahm. Drei Jahre später wird immer noch gebaut und ein baldiges Ende ist nicht in Sicht.

 Letztes Jahr machte eine Meldung die Runde, die aufhorchen ließ. China baut seinen neuen Hauptstadtflughafen in vier Jahren. Die Chinesen sind, das muss man wohl oder übel anerkennen, längst auf der Überholspur, was Bauprojekte anbelangt. Nicht vier, aber immerhin drei Jahre wird schon in Heidenau gebaut und zwar eine neue Hochwasserschutzmauer. Sie soll die Stadt künftig vor einer Naturkatastrophe schützen, die statistisch gesehen aller 100 Jahre mindestens einmal auftritt. Das ist wichtig und eine Investition in die Zukunft, keine Frage. Doch warum dauert die Baumaßnahme eigentlich so lange?

Altlasten, ein Verbot und Lieferengpässe

»Es gab und gibt immer wieder unvorhersehbare Probleme mit dem vorhandenen Baugrund in Form von Hindernissen und Altbauwerken, die den Einbau der Hochwasserschutzwand erheblich behindert haben. Die Bergung dieser Hindernisse und der Altbauwerke sowie die Ortung des Medienbestandes behinderten den Baufortschritt und führten so zu Bauzeitverlängerungen«, teilt die zuständige Landestalsperrenverwaltung Sachsen auf Nachfrage mit. Auch mussten größere Mengen an Erdaushub gesondert entsorgt werden. »Zum Anderen gab es ein Betretungsverbot für ein Grundstück im ersten Bauabschnitt, auf Grund dessen mehrere Monate Zeitverzug beim Bau entstanden sind. Als Folge kam es zu Lieferschwierigkeiten für bestimmte Baumaterialien. Teilweise musste umgeplant werden«, erklärte Sprecher Ronny Wecke. Mittlerweile sind rund 1.600 Meter der geplanten 2.500 Meter Hochwasserschutzlinie fertiggestellt,  inklusive der Anlagen für die Binnenentwässerung. Das Bauende ist jetzt für März 2019 vorgesehen, die Freigabe des Radwegs für Ende Dezember 2018.

Touristisch professionell, infrastrukturell mau

Konrad Krause vom ADFC Sachsen ist wenig begeistert von der Dauerbaustelle. »Das ist kein Wald- und Wiesenradweg, sondern der Elberadweg. Da muss man sich mehr einfallen lassen, als eine kostenpflichtige Umleitung über die Fähre. Behelfsbrücken und Textil samt Asphalt auf der Wiese – es gibt genügend Möglichkeiten, wenn man will«, sagte er.  Der Chef des sächsischen Fahrradlobbyverbandes sieht ein strukturelles Problem beim beliebtesten Fernradweg der Republik. »Touristisch wird sich um den Elberadweg wirklich sehr professionell gekümmert. Infrastrukturell gilt das aber nicht. Hier braucht es jemanden, der den Hut auf und Mitspracherecht hat, erst recht bei Einschränkungen, die mehrere Jahre dauern«, so Krause. Den touristischen Schaden könne man seiner Ansicht nach vielleicht noch verkraften. Die Hälfte der Elberadradwegnutzer seien aber Alltagsradler. »Entweder sie haben einen praxistauglichen Schleichweg gefunden oder das Bike längst in die Ecke gestellt«, meint er.  

Pünktlich? Es geht doch!

Ein Stück elbaufwärts gibt es aber auch gute Nachrichten: Die Brücke über die Mündung der Gottleuba wird höchstwahrscheinlich pünktlich fertig. Seit August 2017 lässt die Stadt Pirna unter Vollsperrung des Elberadwegs einen Ersatzneubau für 825.000 Euro errichten.  »Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass die Bauarbeiten Ende Juni 2018 abgeschlossen werden. In der ersten Juliwoche ist noch die abschließende Brückenprüfung geplant [...]. Mit einer Freigabe ist dann Mitte Juli zu rechnen«, so Stadtsprecher Thomas Gockel. Das Hochwasser 2013 hatte dem alten Bauwerk so stark zugesetzt, dass es nicht mehr saniert und nur noch abgerissen werden konnte. Einschränkungen auf dem Elberadweg (aktuell) hier.


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