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Daniel Förster

Täve Schur in Altenberg

Der Italiener Antonio Tiberi hat in Altenberg die Königsetappe der 48. Internationalen Junioren-Friedensfahrt gewonnen. Im Ziel gratulierte eine deutsche Radsportlegende.

Auf den letzten fünf Kilometern, auf denen die 104 Rad-Junioren über Zinnwald-Georgenfeld auf deutsches Territorium über die Grenze spurteten, zeigten die Italiener bei der 48. Course de la Paix Juniors einmal mehr, wie stark sie sind. Antonio Tiberi glückte nach der Schleife, die von Dubi nach Altenberg führte, eine Attacke, so dass er sich vom Feld absetzen konnte. Nach 2:25:35 Stunden rollte der 17-Jährige auf der Kopfsteinpflasterpassage der Rathausstraße in Altenberg jubelnd über den Zielstrich – mit 20 Sekunden Vorsprung auf die Führungsgruppe, die ihm auf den Fersen war. Den Schlusssprint seiner Verfolger gewann der Belgier Jago Willems (17) vor dem Michel Heßmann (18) aus dem Deutschen Nationalteam, amtierender Deutscher Meister im Zeitfahren. Die 388,5 km lange Rundfahrt mit vier Straßenrennen und einem Einzelzeitfahren (11,2 km) gewann der Franzose Hugo Toumire in 9:43:33 Stunden, vor dem Berliner Maurice Ballerstedt (18) – neun Sekunden zurück. Der 17-Jährige Toumire hatte sich bereits nach der ersten Etappe das gelbe Trikot übergestreift und gab es bis zum Schluss - auch nach der Etappenankunft in Altenberg - nicht her. Eric Lutter vom Dresdner Sportclub 1898, der im tschechisch-deutschen Mixed-Team der Euroregion Elbe-Labe als Lokalmatador an den Start gegangen war, hatte in der finalen Phase der Altenberger Etappe nach einer Attacke von der vierten zur dritten Gruppe aufgeschlossen. In der Gesamtwertung der 48. Course de la Paix Juniors landete der 17-Jährige aus Dresden-Bühlau auf dem 38. Platz hinter seinem Teamkollege Tom Lindner aus Niedercrinitz bei Zwickau, der in Altenberg als Elfter gefinisht hatte und Gesamt-Zwölfter wurde. Das Team der Euroregion platzierte sich im Schluss-Ranking auf dem achten Platz. Beste Mannschaft wurde das deutsche Nationalteam. Während der eine oder andere aus dem Publikum in Altenberg vor Kälte am Ziel zu frieren begann, sei das was die Sportler bei ihrem Rennen über den Erzgebirgskamm geleistet haben, „eine wahre Schinderei“ gewesen, sagte DDR-Radsportlegende Gustav-Adolf „Täve“ Schur. Der mittlerweile 88-Jährige und einst populärste Ost-Sportler war im himmelblauen Oldtimer-Trabi mit einer weißen Friedenstaube auf der Motorhaube gemeinsam mit dem befreundeten Friedensfahrt-Dolmetscher Karel Gerolt (Inhaber der Gerolt Oldtimer Appartement Dresden) nach Altenberg gefahren, um bei dem Ereignis dabei zu sein und gemeinsam mit Altenbergs stellvertretende Bürgermeisterin Dr. med. dent. Sabine Schilka (Die Linke) die Sieger zu ehren. „Täve“ klopfte den Erstplatzierten bei der Siegerehrung nicht nur auf die Schulter, sondern zeigte auch auf deren Oberschenkel- und Wadenmuskulatur. „Schaut her, das sind die Helden der kommenden Radsport-Generation“, rief er vom Podium und lobte die Rad-Junioren nach dem sie die „extrem kräftezerrende“, topografisch sehr hüglige vierte Etappe unter widrigsten Bedingungen absolviert hatten. Dabei war der Etappensieger auf der 99,8 km langen Strecke von Teplice nach Altenberg immerhin mit im Schnitt 38,5 Stundenkilometern unterwegs. Die Fahrer waren bei Regen im Kurort Teplice / Teplitz-Schönau auf die 98,9 Kilometer Strecke gegangen. Während es zum Zeitpunkt des Zieleinlaufs in Altenberg trocken war, hatten die Rennfahrer unterwegs über die steilen, schwierigen Anstiege des Erzgebirges mit Kälte und Nässe zu kämpfen. In den Höhenlagen wie beispielsweise oberhalb rund um Mikulov v Krušných horách (deutsch: Niklasberg) und in Zinnwald herrschte dichter Nebel mit äußerst geringen Sichtweiten. „Wenn du in die Pedalen trittst bist du zwar warm, aber die Kälte ringsherum beißt sich an deinem Körper fest“, gab „Täve“ den Zuschauern zu verstehen. Um den Abstecher, den die grenzüberschreitende Friedensfahrt der Rad-Junioren nach Deutschland macht, mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, sei das Ziel der Königsetappe auf Anregung und auf Bemühen des Dresdner Vereins Internationale Sachsen-Tour des Radrennsports in diesem Jahr ins Zentrum der Stadt Altenberg verlegt worden, erklärte Wolfgang Friedemann, der jahrelang die Sachsentour organisierte und sich nach wie vor im Radsport engagiert. Schließlich fördere ja die Euroregion Elbe/Labe auch das Rennen des tschechischen Veranstalter Cyklistický klub Slavoj Terezín seit Jahren. In der Vergangenheit waren die Radsportler auf ihrer Etappe über die Grenze am Kalkschneller in Zinnwald-Georgenfeld unterhalb des Hotels Lugsteinhof ins Ziel gefahren. Kurios: Die Dopingkontrolle fand übrigens in der der Rathausstraße naheliegenden Kirche statt.


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