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Ein Mann hauste monatelang im Wald

Von Pfingsten bis September hauste Jens K. im Pirnaer Stadtwald. Die Anwohner sind verärgert, Behörden und Stadt unternahmen lange nichts
Jens K. in seinem »wilden Lager«.         Foto: D.Förster

Jens K. in seinem »wilden Lager«. Foto: D.Förster

Es ist ein Bild, was wir so nur aus Metropolen kennen. Am Rande des Pirnaer Stadtwaldes hinter dem Pirnaer Einkaufszentrum (PEZ) hat sich der EU-Rentner Jens K. (52) ein wildes Lager aufgebaut. Den Anwohnern stinkt es dabei gewaltig, denn der »Eremit« sammelt nicht nur alles Mögliche an, es liegen dort auch vergammelte Lebensmittel und jede Menge Müll. Der tägliche Toilettengang wird mit höchster Wahrscheinlichkeit auch gleich im Wald verrichtet. Zudem macht sich Jens K. des Öfteren ein Feuer, dessen Rauchwolken den Anwohnern in ihre Wohnungen ziehen. Schon oft mussten sie deshalb die Feuerwehr rufen. Der Waldbewohner wartete schon lange darauf, in eine Sozialwohnung einziehen zu können. Diese war ihm zunächst für den 1. August und dann für den 1. September versprochen worden. Jens K. behauptet zudem, in seiner Zeit als Bewohner eines Obdachlosenheims mehrmals geschlagen und beraubt worden zu sein und deshalb nicht mehr dorthin zu wollen. Er selber war am 27. Juli dieses Jahres zu einem Gerichtstermin am Amtsgericht geladen, da ihm Diebstahl, Körperverletzung, Erpressung, Bedrohung und Computerbetrug vorgeworfen werden. Seit September 2016 wohnt Jens K. nun schon in Pirna, zunächst auf der Glashüttenstraße, später in einer leerstehenden Garage. Nach einem Vorfall kam er dann mehrere Monate in ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie. Er sagt, dass er seit Pfingstsonntag, nach einem Aufenthalt im Uniklinikum Dresden, im Pirnaer Stadtwald lebt. In seinem illegalen Lager hat er sich häuslich eingerichtet, mit vielen Dingen, die er wohl nicht ganz legal beschafft hat. Essen holt er sich aus der Tonne des nahegelegenen Discounters. Zudem sind nahe seines Lagers auch zwei Toilettenhäuschen aufgestellt worden. Es sind unhaltbare Zustände. Mit ihrem Anliegen haben sich die verärgerten Anwohner bereits vor Monaten an das Ordnungsamt, das Landratsamt, den Oberbürgermeister, die Staatskanzlei, und die Polizei gewandt. Doch in den Antworten sind sie immer wieder vertröstet worden.  Anfang Juli versprach man nun unverzüglich zu handeln, doch es passierte nichts. Der Bürgermeister versicherte dann Ende August, dass das Ordnungsamt und weitere zuständige Behörden intensiv an einer Lösung arbeiten. Die Anwohner fühlen sich von Behörden und Stadt im Stich gelassen. Auch der private Eigentümer des Waldes zeigt kein Interesse für das Bürgeranliegen. Seit dem 10. September ist Jens K. nun endlich aus dem Stadtwald verschwunden und hat laut seinem Betreuer eine eigene Wohnung. Sein Müll, Unrat und Exkremente bleiben aber im Wald zurück. Am 29. September will sich der Stadtrat mit diesem Fall befassen.


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