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Jahnhalle: Mit Leib und Seele

Für die Jahnturnhalle in Meißen gibt es Hoffnung: Nach einer Ausschreibung durch die Stadt, hat die Bürgerstiftung Meißen Ende September ihr Konzept eingereicht. Der Kreis der Interessenten für das über 100 Jahre alte Anwesen und das Areal ringsum ist offenbar größer.

Die Turnhallen von heute sind großzügig, lichtdurchflutet und entsprechen allen Regeln des Baugesetzbuches. Es macht mehr oder minder keinen Unterschied mehr, welche Turnhalle gerade Gastgeber für Handballpartien oder Turnveranstaltungen ist – die Funktionalität und eine Vielzahl von Sicherheitsaspekten hat den Zeitgeist der gemeinsamen Leibesertüchtigung vergangener Tage längst entsorgt. Nicht so in der 1895 erbauten Meißner Jahnhalle. Sie besitzt noch diesen Charme, den Eltern und Großeltern kennengelernt haben. Manche sprechen sogar von einer Seele, trotz Baufälligkeit und Hausschwamm.  Nummer zu groß Versuche, das Areal die letzten Jahre zu reaktivieren, scheiterten. Zuletzt gab der Fußballclub Dynamo Meißen seine Verantwortung dafür an die Stadt zurück. Die Angelegenheit war einfach eine Nummer zu groß (zu teuer) für die Kicker von der Jugendwiese. Die Verwaltung suchte darauf hin Konzepte und Ideen für die Sanierung und zukünftige Nutzung. Im Wissen um die Schwierigkeit verzichtete man auf einen ausgefeilten Bedingungskatalog. Lediglich die Nutzungs- und Finanzierung sollte mitgeliefert werden. Fehlende Freizeitmöglichkeiten in Meißen Ende September haben nun engagierte Meißner eine Bewerbung bei der Stadt eingereicht. Zu ihren Unterstützern gehören u.a. Grit Hampel, die Tochter der Meißner Turnlegende Rainer Hampel, aber auch der bekannte Mathematiker Dr. Norbert Herrmann. „Die Jahnhalle war immer eine Turnhalle mit sehr viel Flair, wo das Sporttreiben Spaß gemacht hat. Davon abgesehen denke ich, dass Meißen eine bessere Förderung von Bewegung gut gebrauchen kann“, sagt Grit Hampel. Für Dr. Norbert Herrmann steht ein weiterer Aspekt im Mittelpunkt. Die Möglichkeiten, mit Kindern etwas in Meißen zu erleben seien gegenwärtig sehr überschaubar, sagt er. Von Kind bis Oma: Gemeinsam Sport treiben Dem Konzept zufolge soll das gesamte Areal künftig als öffentlicher Bewegungsraum genutzt werden. Die Rede ist von einer sogenannten Bewegungslandschaft. Sportwissenschaftler sprechen dabei von variablen Sport- und Spielgeräten, die  dem Bürger frei zugänglich sind. Vergleichbar ist das Ganze mit einem Fitnessstudio-Parcours im Freien. Vorbild sind die „alla-hopp-Anlagen“ aus dem Rhein-Neckar-Raum. Zudem ist eine Multisportanlage vorgesehen, die über Fußballtore und Basketballkörbe verfügt. „Unsere Idee ist es, möglichst alle Altersgruppen damit anzusprechen, darunter auch Menschen mit Handicap“, sagt Sportwissenschaftlerin Johanna Heß. Die Turnhalle selbst bietet dem Konzept zufolge Platz für eine Kletterlandschaft, Spielleitern, Schaumstoffelemente, Rutschen, Balancierelemente u.v.m.. „Man kann es mit einem Indoor-Spielplatz vergleichen“, erklärt Johanna Heß weiter. Räumlichkeiten für Vereinsarbeit und ein Café sind ebenfalls angedacht. Die Finanzierung des Ganzen ist kein Pappenstiel. Zwei Millionen Euro Eine erste Schätzung der Initiatoren geht von zwei Millionen Euro aus. Dafür wolle man eine Bürgerstiftung gründen, um einerseits die Bürger(innen) eng mit einzubinden und anderseits möglichst viele Spenden- und Sponsorenquellen zu erschließen.
Die Bürgerstiftung Dresden hat sich bereit erklärt, die Treuhänderschaft für ihre Meißner Tochter zu übernehmen. Irgendwann soll dann eine selbstständige Bürgerstiftung Meißen gegründet werden, vorausgesetzt, die Idee bekommt grünes Licht vom Stadtrat. Oberbürgermeister Olaf Raschke hält sich derzeit bedeckt über den Kreis der Interessenten für das Jahn-Areal. „Aus Rücksicht auf die Verhandlungen“, wie er sagt. Derzeit würden alle Angebote gesichtet und bewertet, bevor sie in den zuständigen Stadtratsgremien diskutiert werden.  Eines haben die Initiatoren schon jetzt festgestellt: Die Jahnhalle hat viele Freunde in Meißen. Ende des 19. Jahrhunderts waren es ebenfalls die Bürger(innen), die angefacht durch die Jahn-Bewegung, genau jene Sportstätte bauen ließen... Foto: Archiv
      


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