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Verena Farrar

Beeindruckt von Tradition und Kunst

Repräsentant von Taiwan besucht Porzellanmanufaktur um Freundschaft- und Handelsbeziehungen zu stärken.

Von Meißen gehört hat der Repräsentant der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik, Prof. Dr. Shieh, Jhy-wey, schon lange, jetzt endlich hatte er die Gelegenheit, sich selbst von der Kunst und langen Tradition der Porzellanmanufaktur zu überzeugen und er war sichtlich begeistert. Bereits von weitem sichtbar kündete die Porzellanmanufaktur in den vergangenen Tagen von dem hohen Besuch aus Asien. Die strahlend rote Flagge mit der Sonne auf blauem Grund wurde zu Ehren der Delegation aus Taiwan gehisst. Der Repräsentant von Taiwan, Prof. Dr. Shieh, Jhy-wey, besuchte Meißen zum ersten Mal und war von der Traditionsliebe der Sachsen begeistert. Bei seinem Rundgang durch die Produktion, das Formarchiv, die Ofenhalle und die Malereiwerkstätten konnte er sich die Entstehung der Porzellankunstwerke ansehen. Die sächsische Porzellanhochburg hat auch in Taiwan einen sehr guten Namen. „Man kennt Meißen in Bezug auf Porzellan auch in meiner Heimat. Vor allem das Logo der gekreuzten Schwerter sind vielen Bürgern ein Begriff“, erklärt Dr. Shieh. Er selbst habe in Meißen Beeindruckendes gesehen und sei begeistert von der langen Tradition und der Bewahrung der alten Muster, Rezepturen und Techniken der Porzellanherstellung und Bearbeitung. Für ihn sind die Stücke echte Wunder, die durch die menschliche Hand geschaffen werden. Besonders die 300 Jahre alten Motive mit Barock- und Jagdszenen spiegeln für ihn die deutsche Tradition und Geschichte wieder. Recht enge Wirtschafts- und Kulturbeziehungen zum kleinen Inselstaat gibt es allerdings schon lange. Die verhältnismäßig kleine Insel mit nur 23 Millionen Einwohnern ist immerhin der fünft größte asiatische Handelspartner der Bundesrepublik. Dahinter steht derzeit ein Handelsvolumen von knapp 15 Milliarden Euro. Auch politisch sind sich beide Länder mittlerweile nicht so unähnlich. Taiwan hat große Teile des Rechtsstaatsmodells und der Struktur des Landes in Landkreise und Kreisstädte aus Deutschland übernommen und sehr selbstbewusst weiter entwickelt. Dennoch war der Besuch auch politisch nicht nur eine Einbahnstraße. „Wir können noch eine Menge vom Petitionsrecht in Taiwan lernen“, erklärt die Landtagsabgeordnete Daniela Kuge. Nicht nur, dass die Einreichung von Bürgerbeschwerden viel unkomplizierter und schnelle funktioniert, auch die Entscheidungen fallen fast immer zu Gunsten der Bürger. „Denn wo ein Problem gesehen wird, ist der Staat in der Verantwortung zu helfen und das Problem zu lösen“, fügt Prof. Dr. Shieh an. Daniela Kuge hatte den Repräsentanten nach Meißen eingeladen, nach dem sie im vergangenen Jahr mit einigen Landtagskollegen den Inselstaat besucht hatte, um weitere Kontakte zu knüpfen. Ganz aktuell wird dieser Gedanke der Gemeinsamkeiten auch in die Jugend getragen. Es gibt Schüleraustauschprogramme und „Work+Travel“ Angebote. Auch das deutsche Dualebildungssystem findet in Taiwan sehr großen Anklang. Auch beim Thema Erneuerbare Energien steht man auf Augenhöhe. Ähnlich dem deutschen Versprechen ab 2020 auf Kraftwerke zu verzichten, hat sich Taiwan dieses Ziel für 2025 gestellt und erst kürzlich eine schriftliche Vereinbarung dazu unterschrieben. In den Jahren des Übergangs wolle man viel voneinander lernen und gegenseitig helfen, so Dr. Shieh. Beispielsweise bei der Entwicklung der dauerhaften Lithium Batterien und vieler anderer Innovationen. Prof. Dr. Shieh selbst ist quasi als Quereinsteiger in die Politik gekommen. Bereits vor 30 Jahren, als die jetzige Regierungspartei noch in der Opposition war, hat er sich für eine Demokratie eingesetzt, die Menschenrechte und Freiheit als zentrale Punkte hat. Dennoch sei das gelegentliche „Säbelrasseln“ aus Richtung China nicht zu unterschätzen. Für ihn sei es deshalb ganz wichtig, stabile und positive internationale Beziehungen zu stärken und weiter zu entwickeln. Er studierte Germanistik und Literaturwissenschaft in Taipeh und promovierte in Bochum. Außerdem war er Berater des Bildungsministeriums und Minister des Regierungsinformationsamtes. Besonders beeindruckt auf seinem Rundgang durch die Produktion, hatte ihn eine Porzellanskulptur in Darstellung eines frechen Schneiders auf einer Ziege. „Ich fand die Darstellung des Schneiders perfekt gelungen und tiefgründig. Immerhin hat der Schneider eine bedeutende Stellung in der Geschichte. Als Mann aus dem einfachen Volk hatte er durch seinen Beruf viel Kontakt mit der feinen Gesellschaft und herrschenden Klasse, die viel auf seine ehrliche Meinung gaben. Schlau verpackt, hatte er damit viel Macht. Tolle Satire in Meißner Porzellan gebrannt“, fügt Dr. Shieh an.


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