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Bald neue Häuser Am Sand?

Wenn es nach Bürgermeisterin Carola Balk und der Gemeindeverwaltung Diera-Zehren geht, werden Am Sand in Nieschütz bald zehn neue Bungalow-Eigenheime gebaut...

Dagegen wehren sich nicht nur die direkten Anwohner des idyllischen Abschnittes am Elberadweg mit Blick auf die Spargelfelder, sondern auch eine ganze Reihe anderer Nieschützer. Jedenfalls platzte der Versammlungsraum der Feuerwehr zur jüngsten Gemeinderatsitzung aus allen Nähten, so groß war das Interesse an dem Beschluss zum Bebauungsplan. Das umstrittene Areal befindet sich am Ortsrand von Nieschütz, direkt am Elberadweg und mit Blick auf die Elbwiesen, den Fluss und den Gohrischfelsen. Ein Teil der typischen Spargelfelder, für die Nieschütz in der Region bekannt ist, müssten weichen. Das wollen die Bürger auf keinen Fall hinnehmen: »Warum machen wir hier Natur platt, für die wir anderer Orts beneidet werden«, fragte Anwohner André Klotz. Romy Große findet es sehr verstörend, dass sogar schon Gerüchte über Grundstückspreise von 120 Euro/qm die Runde machen und sich mutmaßliche Bauherren vor Ort bereits umsehen. Bodo Palmen verweist auf die vielen freien Flächen innerhalb des Ortes, die gerne bebaut werden könnten. Er addiert fünf, sechs Areale zusammen und kommt auf eine Fläche von sechs Hektar - immerhin entspräche das einer Größe von acht Fußballfeldern. Da könnte man ordentlich neue Nieschützer ansiedeln, fügt er an. Auch würde den Bauvorhaben eine alte Streuobstwiese zum Opfer fallen, deren Ausgleichsanpflanzungen in Neuseußlitz geplant würden. Der Elberadweg müsste im Abschnitt Am Sand auf die Breite einer zweispurigen Straße erweitert werden. Das ändere jedoch nichts an den viel zu engen Zufahrtswegen durch das bereits bestehende Wohngebiet Am Sand. Schwere Baufahrzeuge haben keine Chance. Auch ist ein Begegnungsverkehr an vielen Stellen kritisch bis unmöglich. Sogar die wichtigen Überlegungen zum Hochwasserschutz gehen vielen der Gäste der Gemeinderatssitzung nicht weit genug. »Hochwasser wird wieder kommen. Wir brauchen kein zweites Röderau-Süd«, stellt Romy Große fest. Wohnraumknappheit? Die Argumente der Gemeinde für das neue Baugebiet lassen sich schnell zusammenfassen, man will damit Wohnraumknappheit beseitigen und ein zusammenhängendes kleines Wohngebiet für neue Bürger schaffen. Die Planungen sind angelaufen und mit dem künftigen Investor der Hope Immobilien GmbH aus Meißen scheint man sich einig über die Erschließung und Vermarktung. Allerdings müsste beim Bau auf eine Unterkellerung verzichtet werden, weil durch die unmittelbare Elbnähe eine Überschwemmung bei Hochwasser nicht auszuschließen sei. Das würde künftigen Bauherren auch so kommuniziert. Genug freie Flächen im Ort Das Landratsamt Meißen schätzt die Lage allerdings ganz anders ein und zeigt, dass die Bürger mit ihren Einwänden ganz nah an der geltenden Rechtslage sind. Das Kreisentwicklungsamt stellt auf Anfrage klar, dass die Gemeinde über ausreichend Flächen innerhalb der Ortslage Nieschütz verfügt. Es wirft der Gemeinde einen Verstoß gegen das Gebot der Erforderlichkeit vor. Außerdem stünden die aktuellen Pläne im Widerspruch zu einem Grundsatzbeschluss der Gemeinde aus dem Jahre 2015. Nach dem sollten künftige Nachfragen nach Wohnbauland auf bereits erschlossene Baugebiete mit Bebauungsplänen in der Ortslage gelenkt werden. Auch der als Grund für die schnelle Aktion Am Sand genannte §13b (Beseitigung von Wohnraummangel) greife hier nicht, denn der tritt nur in Kraft, wenn alle Innenentwicklungspotenziale ausgeschöpft seien - und nur dann! Außerdem bedarf die Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen einer besonderen Begründungspflicht. Die Gemeinde hat keinen gültigen Flächennutzungsplan. Die Gemeinderäte wollten aufgrund der unklaren Lage noch keinen Beschluss zum Bebauungsplan fassen und haben eine Entscheidung vertagt. Bleibt zu hoffen, dass die Räte durch die Ausführungen des Landratsamtes jetzt mehr Klarheit erlangt haben. Den Anwohnern Am Sand bleibt es zu wünschen... Info: Die nächste Gemeinderatssitzung findet am 6. Mai, 18.30 Uhr, in der Elbklause Niederlommatzsch statt. 


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