

In einer Wohnung in Görlitz klingelt das Telefon. Katharina nimmt den Hörer ab, doch am anderen Ende ist erstmal Stille. Nach kurzer Zeit sammelt sich der Anrufer, nimmt seinen Mut zusammen und beginnt, über ein Problem zu sprechen. Gewählt hat er die Nummer der Telefonseelsorge Oberlausitz. Katharina heißt eigentlich gar nicht Katharina, doch weil Telefonate bei der Telefonseelsorge in beide Richtungen anonym ablaufen, nutzt sie für ihre ehrenamtliche Tätigkeit diesen Namen. Dabei ist sie seit der ersten Stunde, hat im Juli 2000 den allerersten Dienst bei der damals neuen Telefonseelsorge Oberlausitz übernommen und den ersten Anruf angenommen. Schon davor hat sie sich in der Kirchgemeinde engagiert, dort kranke und alte Menschen besucht und ihnen so geholfen. „Als ich dann in der Zeitung gelesen habe, dass eine Telefonseelsorge aufgebaut werden soll, da dachte ich sofort, das ist meins.“ Wenn sie ans Telefon geht, dann ist Katharina voll und ganz für den Anrufer da. Wenn sie nach dem Dienst nach Hause geht, gilt es, alles Gehörte und Besprochene, die Sorgen und Nöte der Menschen, nicht mitzunehmen, damit sich nicht zur Belastung für einen selbst werden. „Diese Sachen bleiben im Raum. Wenn das Gespräch vorbei ist, dann ist es vorbei.“ Wenn das nicht klappt, wenn etwas sehr nahegegangen ist, sie im Nachhinein belastet, dann gibt es natürlich Hilfe bei der Diakonie Bautzen, dem Träger der Telefonseelsorge Oberlausitz. Einmal im Monat findet dort eine Supervision statt, in der in der Gruppe Fälle besprochen und mögliche Probleme geklärt werden. „Die ehrenamtlichen Mitarbeiter können uns auch jederzeit anrufen. Ich habe in kritischen Fällen auch schon morgens um 3 Uhr Anrufe bekommen“, erzählt Gerald Demmler. Er leitet die Telefonseelsorge. Diese kritischen Fälle seien die absolute Ausnahme, aber es sei wichtig, dass sich die Mitarbeiter auch dann an jemanden wenden können. Die Zahl der jährlichen Anrufe liegt im fünfstelligen Bereich. Damit die auch angenommen werden können, braucht es über 90 ehrenamtliche Helfer. Weil aber aus unterschiedlichsten Gründen auch immer wieder Mitarbeiter aufhören, ist die Telefonseelsorge immer auf der Suche nach neuen Mitstreitern.