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Sparkonzept fürs GHT sorgt für Kritik

Vergangene Woche wurden Sparpläne für das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau bekannt. Das Görlitzer Haus könnte demnach zur Gastspielbühne werden. Dafür hagelt es Kritik.
Für das Theater in Görlitz schlägt das Gutachten vor, es zu einer reinen Spielstätte des Volkstheaters in Bautzen zu machen. Foto: Keil

Für das Theater in Görlitz schlägt das Gutachten vor, es zu einer reinen Spielstätte des Volkstheaters in Bautzen zu machen. Foto: Keil

Bisher sind es nur Vorschläge, aber sie sorgen für reichlich Kritik. Der Landkreis hat eine Studie in Auftrag gegeben, die Untersuchen sollte, wie es mit dem Theater weitergehen kann, wenn der Kulturpakt Ende 2022 ausläuft und damit die zusätzlichen Mittel des Freistaats wegfallen. Das von der Beratungsfirma actori erstellte Gutachten enthält Sparvorschläge, die auf wenig Verständnis stoßen. Denn da das Haus bereits einige „Schlankheitskuren“ hinter sich hat, lässt sich nur sparen, wenn ganze Sparten wegfallen. So soll das nicht öffentliche Gutachten vorschlagen, die Orchester des Sorbischen Nationalensembles und der Neuen Lausitzer Philharmonie zu fusionieren. Ebenso könnten die Schauspielsparten in Zittau und Bautzen zusammengelegt werden, um sie dann mit zwei Ensembles an beiden Standorten zu betreiben. Dem Musiktheater-Ensemble und der Tanz-Company droht sogar gänzlich das Aus, sollten die in dem Gutachten vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden. Das Görlitzer Theater würde zu einer reinen Spielstätte des Volkstheaters in Bautzen werden und nur noch fertige Produktionen einkaufen. Für das Sparkonzept hagelte es umgehend Kritik. So lehnen etwa die vier Gewerkschaften Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO), Deutsche Orchester-Vereinigung (DOV) und ver.di die Pläne ab. "Das Görlitzer Theater gäbe es praktisch nicht mehr, es wäre eine reine Spielstätte des Bautzener Hauses. Das tragen wir Gewerkschaften auf keinen Fall mit", sagt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens.  Die Gewerkschaften kritisieren, dass ihnen das neue Gutachten noch nicht einmal vorliegt. "Es kann nicht sein, dass wir aus der Zeitung von Überlegungen zur vollständigen Abwicklung des Musiktheaters in Görlitz erfahren", sagt Gerald Mertens. Transparenz sehe anders aus."Wir fordern die vollständige Offenlegung, auch für die Öffentlichkeit. Nur so funktioniert der Dialog aller Beteiligten auf Augenhöhe."

Arbeitsgruppe soll Lösungsvorschläge erarbeiten

Die Linke hat auf Initiative des Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden der Kreistragfraktion Mirko Schultze eine Arbeitsgruppe Theater ins Leben gerufen. Sie soll Lösungsvorschläge erarbeiten, wie die Existenz des Gehart-Hauptmann-Theater mit seinen Spiel- und Inszenierungsstandorten sowie die Spartenvielfalt erhalten werden kann. "Für uns ist die Studie ein Szenario des Grauens und wir verstehen nicht, wie die Auftraggeber im Rahmen der Beratungen eines sogenannten Lenkungsausschusses den Ursprünglichen Auftrag des Kreistages, die Standorte und das Angebot zu sichern, so aus den Augen verlieren konnten", teilt Mirko Schultze mit. Man werde nicht zusehen, wie das Theater kaputtrationalisiert wird. Die Arbeitsgruppe soll neben Mitgliedern der Fraktion auch für Menschen geöffnet werden, die sich an dem Prozess beteiligen wollen. Interessierte können sich unter mirko.schultze@slt.sachsen.de melden Ins Protest-Horn stößt auch die Fraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne. Das Gutachten reihe sich ein in zahlreiche Untersuchungen. Es komme deshalb auch zu keinen neuen Schlussfolgerungen. "Wir können nur davor warnen, die Theaterdebatte mit den aktuellen Haushaltsnöten des Kreises zu verknüpfen. Es bedarf einer breiten inhaltlichen Diskussion, wie es mit dem GHT weitergehen soll. Rein finanzielle Betrachtungen lehnen wir ab", so der Fraktionsvorsitzende Mike Altmann. Es gehe nicht nur darum, dass man regelmäßig Operetten und Musicals in Görlitz sehen kann. "Unser GHT mit seinem Ensemble und den weiteren Mitarbeitern organisiert lebendige Kultur in der Region." Man könne ein Theater nicht nur von der Ausgabenseite betrachten. Der Gegenwert, den der Landkreis Görlitz und der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien dafür bekommen, müsste als Einnahme beziffert werden. Auch CDU-Kreisrat Florian Oest erklärte nach einer Klausurberatung zum Thema am 22. April, dass das Theater mit seinen Sparten und seinem Programmangebot erhalten bleiben müsse: "Aktuell erlebt jeder, welch elementare Bedeutung Konzerthäuser, Theater, Kinos oder Musikclubs für die ganz persönliche Lebensqualität haben. Das Gerhart-Hauptmann-Theater hat eine 200-jährige Tradition und ist mit seinen verschiedenen Aufführungsorten und Programmangeboten ein ganz wichtiger Standortfaktor für unseren Landkreis. Es ist Unterhaltungs- und Bildungseinrichtung zu gleich. Deshalb müssen wir alles in unserer Macht stehende tun, um das Gerhart-Hauptmann-Theater mit seinen Standorten zu erhalten und das Angebot sogar auszubauen. Dabei denke ich an ein Sommertheater am Bärwalder See oder im Schlosspark Bad Muskau."


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