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Lausitz: Corona-Antikörper-Studie gestartet

In einer gemeinsamen Studie untersuchen die Klinikum Niederlausitz GmbH und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg die Verbreitung von Antikörpern gegen das Corona-Virus unter den Angestellten des Klinikums.
Marion Keller, leitende MTA des Instituts für Klinische Chemie, Labordiagnostik und Mikrobiologie, während der Untersuchung von Blutproben auf Antikörper. Foto: © KNL /Steffen Rasche

Marion Keller, leitende MTA des Instituts für Klinische Chemie, Labordiagnostik und Mikrobiologie, während der Untersuchung von Blutproben auf Antikörper. Foto: © KNL /Steffen Rasche

Wer hatte unbemerkt und ohne Symptome mit dem Corona-Virus Kontakt? Wer hat also schon Antikörper gegen das Virus in seinem Blut? Wenn es diese Antikörper gibt, verschwinden sie vielleicht wieder nach einigen Wochen und Monaten und wie lange ist man überhaupt immun? Ziel der gemeinsamen Studie zwischen der Klinikum Niederlausitz GmbH und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) ist es, diese Fragen zu beantworten. Dazu startete das Klinikum unter seinem Personal einen Aufruf zur freiwilligen Testung auf Antikörper im Blut. In kurzer Zeit hatten sich schon über 150 Freiwillige aus den verschiedenen Abteilungen des Klinikums zur Teilnahme gemeldet.
Wer Antikörper gegen das Virus in seinem Blut hat, der hat - auch unwissentlich - bereits eine Corona-Infektion durchlaufen. Antikörper gegen Sars-CoV-2, so der medizinische Name des Virus, bilden sich frühestens nach sechs Tagen spätestens allerdings bis zu drei Monaten nach einer Corona-Virus Infektion. 
Angelegt ist die Verlaufsstudie über die Monate Juli bis Dezember mit einer monatlichen Testung von Blutproben der Teilnehmer. Die Blutabnahme sowie die Durchführung der Labortests auf Antikörper erfolgt in den Laborräumen des Klinikums. Die Studienverantwortlichen sind Dr. Heinz-Detlef Gremmels und Juliane Schiebel vom Institut für Klinische Chemie, Labordiagnostik und Mikrobiologie.
Kooperationspartner Gleichzeitig mit der Blutabnahme wird ein ausführlicher Fragebogen ausgegeben, der helfen soll Ausbreitungswege und mögliche Risikofaktoren besser zu verstehen. Diese Auswertung erfolgt durch die Studienverantwortlichen an der BTU, Prof. Dr. Jacob Spallek und Stephanie Hoffmann vom Fachgebiet Gesundheitswissenschaften und Institut für Gesundheit am Standort Senftenberg.

Prof. Jacob Spallek, Epidemiologe und Prodekan des Institutes für Gesundheit, hofft, mit der Studie ein weiteres wichtiges Puzzleteil für das Verständnis der Corona-Pandemie zu liefern: „Wir wollen herausfinden, welche Faktoren für eine Ansteckung bedeutsam sind und wie viele Menschen im Landkreis tatsächlich schon infiziert sind.“
Dies kann man aus der Studie ableiten, da nur sorgsam ausgewählte Klinikbereiche eingeschlossen sind wie etwa die Intensivstation oder auch die Verwaltung. Es ist anzunehmen, dass die Mitarbeiter der Klinikverwaltung eine Kontakthäufigkeit mit dem Virus und damit ein Risikopotential haben, das der Allgemeinbevölkerung vergleichbar ist. Während das Personal der Intensivstation schon häufiger mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnte und somit einem höheren Risiko ausgesetzt war. Diese und weitere Vergleichszahlen mit weiteren medizinischen Abteilungen wie der Kardiologie oder Geriatrie werden mit Spannung erwartet. Weiterhin begleitet Univ.-Prof. Dr. med. habil. Frank Hufert, ärztlicher Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Virologie der Medizinische Hochschule Brandenburg, mit seiner Expertise die Studie. Hier wird es auch um die Frage gehen, ob die nachgewiesenen Antikörper tatsächlich einen Immunschutz gewähren können. Konkret heißt das, ob sie vor einer zweiten Infektion schützen oder vor einem Ausbruch der Erkrankung, die mit einer Infektion einhergehen kann – mit Covid-19.
Bedeutung Bisher gibt es nur sehr wenige Hinweise aus anderen Studien über das mögliche Ausmaß des Infektionsgeschehens unter Klinikpersonal in Deutschland.
Damit leistet die Studie einen Beitrag zum besseren Verständnis und Bekämpfung der anhaltenden Corona-Pandemie, wie der Leiter der Studie im Klinikum Dr. Heinz-Detlef Gremmels hervorhebt: „Bislang ist unklar, ob zum Herbst/Winter 2020 eine 2. Welle der Pandemie kommt. Die bei uns im Klinikum erhobenen Daten liefern wertvolle Erkenntnisse bezüglich des weiteren Pandemie-Verlaufs und der Immunität in der Bevölkerung“.
Die Studie stellt außerdem den Auftakt einer künftigen engen Zusammenarbeit zwischen der wissenschaftlichen Kompetenz der Universität und der medizinischen Kompetenz des Klinikums dar. Die BTU und die Klinikum Niederlausitz GmbH teilen sich die Kosten der Studie und werden die Ergebnisse gemeinsam publizieren.
Tobias Vaasen, Geschäftsführer des Klinikums freut sich auf die Ergebnisse: „Wir profitieren natürlich von den Ergebnissen der Studie, da wir Aussagen über die Immunität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die täglichen Arbeitsabläufe nutzen können.“

Hintergrund

Der pandemische Ausbruch des neuartigen Sars-CoV-2 stellt das deutsche Gesundheitssystem vor Herausforderungen. Zur Vorbeugung einer Infektion steht noch kein Impfstoff zur Verfügung, sodass Schutzmaßnahmen momentan den einzigen Infektionsschutz darstellen. Darüber hinaus bietet eine bereits durchgemachte Infektion durch die Ausbildung spezifischer Antikörper einen Immunschutz, dessen Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit aber bisher nicht bekannt ist. (PM/Klinikum Niederlausitz GmbH)


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