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"Stolpern" in Meißen erwünscht

Meißen e.V.« will mit der Verlegung der neuen »Stolpersteine« an das Schicksal jüdischer Bürger aus Meißen erinnern. Damit gibt es jetzt zehn dieser Steine in der Stadt. Weitere sollen folgen...

»Nur wer vergessen wird, ist wirklich tot.« Dieser jüdische Satz umschreibt genau die Motivation der Bürgerinitiative Stolpersteine Meißen e.V. »Mit den Stolpersteinen wollen wir Gedächtnis stiften«, sagt Pfarrer und Vereinsvorsitzender Bernd Oehler zur Verlegung der drei Stolpersteine Ende November in der Elbstraße. Gedächtnis für die Menschen, die von den Nationalsozialisten mitten aus dem Leben gerissen und deportiert wurden. Eingeladen hatte der Verein in die Elbstraße. Schüler der 8. und 9. Klasse der Freien Werkschule Meißen sind der Einladung mit ihren Lehrern gefolgt - ebenso Mitglieder des Vereins und interessierte Passanten. In der Elbstraße 26 wurde der Stolperstein in Gedenken an Marie Auguste Sachs (geb. 1860) verlegt. Sie fertigte und verkaufte seit 1883 mit ihrem Mann Herrmann Damen- und Herrenkleider. In der Reichspogromnacht 1938 wurde ihr Geschäft zerstört, die inzwischen verwitwete Marie Sachs verkaufte es. Im Jahr 1942 wurde die inzwischen 82-Jährige nach Theresienstadt deportiert und dort 1943 ermordet. Verlegt werden die »Stolpersteine« vom Künstler Gunter Demnig. Er hat es sich seit 1992 zur Aufgabe gemacht, an die Opfer der NS-Zeit zu erinnern. In wenigen Minuten hat er den quadratischen Stein mit einer Kantenlänge von 96 cm und einer Messingplatte im Boden verankert. Auf der Platte steht der Name, das Geburtsjahr, das Deportationsjahr und -Ort, sowie Angaben zum Schicksal. Für die anwesenden Schüler ist dies quasi eine lebendige Geschichtsstunde. Sie behandeln gerade das Thema Zweiter Weltkrieg. Nach einer Schweigeminute vor Ort setzt sich die Gruppe in Bewegung zu den weiteren Standorten der neuen Stolpersteine. »Wir sind froh, auf der Elbstraße inzwischen fünf Stolpersteine verlegt zu haben«, sagt Pfarrer Oehler. Die Schüler interessiert, wie die Namen und Schicksale der Juden ermittelt werden. »Das funktioniert über das Bundesarchiv«, erklärt Künstler Gunter Demnig. »Die Initiative zur Recherche zu den Schicksalen«, so Demnig weiter »kommt nicht von mir sondern aus den einzelnen Städten.« Er stellt an der zunehmenden Zahl der verlegten »Stolpersteine« fest, dass die Tendenz zunimmt, sich um Schicksale ehemaliger jüdischer Bewohner zu kümmern.« Seit Oktober 2012 werden die »Stolpersteine« in Meißen verlegt. Bis jetzt wurden zehn Steine verlegt und noch 20 Personen stehen auf der Wunschliste der Bürgerinitiative. Erinnerungen: In Deutschland und 21 anderen europäischen Ländern wurden seit 1992 61?000 Steine verlegt. www.stolpersteine.eu Im Bundesarchiv kann nach Opfern der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland von 1933 bis 1945 gesucht werden. www.bundesarchiv.de/Gedenkbuch


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