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"So viel Gelassenheit tut uns auch gut"

Franzosen sind Lebemenschen, legen keinen Wert auf ihr Auto, dafür aber auf´s Essen. Zudem sind sie Fremden gegenüber ziemlich verschlossen. Stimmt das, was man hierzulande über unsere Nachbarn hört?

22 Franzosen aus Meißens Partnerstadt Virty-sur-Seine weilen dieser Tage in Meißen. Sie sind der Einladung des Städtepartnerschaftsvereins gefolgt, der ein umfangreiches Ausflugsprogramm auf die Beine gestellt hat. „Ich freue mich, dass inzwischen auch viele junge Franzosen mit nach Meißen kommen“, sagte Matthias Cotta vom Verein. Viele neue Gesichter waren dieses Mal unter den Besuchern. „Es sind Freunde, egal ob wir sie schon kennen oder nicht. Von der ersten Minute an spürt man eine unglaubliche Herzlichkeit“, so Cotta weiter. Das wahre Leben Traditionell kommen sie bei Meißner Gastfamilien unter. Der Familienaustausch ist nicht nur eine gute Gelegenheit das wahre Leben auf beiden Seiten kennen zu lernen, sondern auch lang gepflegten Stereotypen auf den Grund zu gehen. Jürgen Reiß hat zum fünften Mal ein betagtes Seniorenpärchen aus Vitry zu Gast. Dass unsere Nachbarn eine Schutzbarriere mit sich tragen, kann er nicht bestätigen. „Wir haben uns von der ersten Minute an prima verstanden und machen das auch heute noch, obwohl wir uns so selten sehen“, sagt er. Zur Not werde mit Händen und Füßen kommuniziert. Die Franzosen, so erzählt er weiter, seien unglaublich entspannt und würden nicht gleich bei jeder Kleinigkeit hochfahren. „Eine Tugend, die auch uns manchmal gut tun würde“, fügt er noch hinzu. Essen, ein Event - Auto, Mittel zum Zweck Das Essen, insbesondere das Abendbrot, habe hingegen einen hohen Stellenwert. „Unter zwei Stunden geht dort nix“, lacht er. Die geringe Wertschätzung gegenüber dem eigenen PKW kann Reiß allerdings bestätigen. Zwar fährt er auch mit dem eigenen Auto nach Frankreich, die Pariser Straßen überlässt er dann doch lieber den Gastgebern. Als dort in einer Einbahnstraße ein Auto durch eine LKW-Tür stark beschädigt wurde,  habe das niemanden interessiert. Unkompliziert Eine andere Meißner Gastgeberin spricht von französischer Unkompliziertheit. „Wo wir uns einen Kopf machen, ob wir auch an alles gedacht haben für unseren französischen Besuch, wird dort nach der Ankunft erst einmal die Pritsche aus dem Keller geholt“, lacht sie. Zudem sei das Wochenende in Frankreich weniger für Arbeiten im Haushalt, sondern vielmehr zur Erholung gedacht, beispielsweise im Freien oder dem Café. In den letzten Jahren sind durch den Familienaustausch zahlreiche Freundschaften entstanden. „Viele besuchen sich gegenseitig auf eigene Faust“, weiß Cotta. Für Familie Reiß geht es demnächst wieder in die Partnerstadt. Sie wurden zum Geburtstag eingeladen. Straffes Programm: Für die französischen Gäste gab es heute eine Sonderführung im Stadtmuseum, inklusive Depot-Besuch. Foto: Schramm


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