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"Paula on Tour": Überwältigt von Natur und dem Mercedeswerk vor Ort

Zeithain/Chile. Endlich Sonne, herrliche Wasserfälle und ein misteriöses Nationalgericht - alles wird probiert. Übrigens, »Paula« bekommt eine Komplettüberholung im Mercedeswerk in Santiago.

»Kurz vor 21 Uhr stehen wir am Ticketschalter der Fähre und sind die Dritten in der Schlange. Eigentlich wollten wir ja nur fragen, ob für übermorgen etwas frei ist. Leider ist für die nächsten zwei Wochen alles ausgebucht, aber 23 Uhr ist noch was auf der Fähre nach Puerto Montt offen. In zwei Sekunden haben wir uns entschieden und drei Stunden später liegen wir in »Paula« im Bett und schippern mit der Nachtfähre sanft über die Wellen. Der nächste Morgen zeigt, dass wir alles richtig gemacht haben. Die Nachtfähre hat uns nicht nur nach Puerto Montt gebracht, sondern auch in eine neue Wetterzone gebeamt. Sonnenschein ist angesagt, und das auf ganzer Fläche. Über die paar Schäfchenwolken lachen wir hinweg. Runter von der Fähre, 50 Kilometer fahren und wieder rauf auf die Fähre nach Chiloe. Neben der Dorfkirche von Chacao bleiben wir stehen und schlendern durch den Ort. Sonne, wir haben Sonnenschein. Es ist kaum auszuhalten.

Chiloe ist Südamerikas fünftgrößte Insel und Heimat eines auf Unabhängigkeit pochenden seefahrenden Volkes. Die ersten Bewohner der Insel gehörten zum Volk der Chono, die durch die Mapuche hierher verdrängt wurden. Eine Windpockenepidermie 1562 und eine Masernepidemie 1580 schrumpfte die Chono erheblich. Nach heftigen Kämpfen 1820 und 1824 gegen die Kreolen musste sich die Insel letztendlich geschlagen geben. Doch es sollte noch ein Jahrhundert vergehen, bis die erste Straße gebaut wurde. Der größte Unterschied in Bauart und Küche stellen die Pfahlbauten, die chilotischen Holzschindeln, die markanten Holzkirchen ( 16 davon stehen auf der UNESCO Welterbeliste) und der großartige „Curanto“. Ein deftiger Eintopf aus Muscheln, Fleisch, Kartoffeln und Klößen. Schaut man genauer hinter die Kulissen findet man noch eine Mythologie aus Hexerei, Geisterschiffen und Waldschraten.

Vier Tage verbringen wir hier, lassen uns treiben, besichtigen einige Holzkirchen, zwei Museen, bestaunen die Pfahlbauten, probieren den „Curanto“ (sc hmeckt nicht so schlecht, wie man bei der Zusammenstellung gedacht hätte) und genießen jeden Tag aufs neue die Sonnenstrahlen. Dann verlassen wir die Insel wieder.

Nächste Station ist Villarrica. Direkt am See gegenüber vom gleichnamigen Vulcan finden wir einen tollen Stellplatz. Hier bleiben wir auch, da uns das touristische Treiben in der Stadt regelrecht erschlägt. Der Vulcan dampft immer mal wieder und es gab schon eine Warnstufe mit Evakuierungsprogramm. In der Nacht glüht die Spitze rot. So etwas haben wir noch nicht gesehen, absolut magisch. Leider tut er uns nicht den Gefallen zu spucken und wir ziehen nach einer „ angemessenen“ Beobachtungszeit weiter.

Wir fahren immer die Ruta 5, die Panamericana - Chile, gen Norden und verzichten auf einige Strecken links und rechts der Hauptroute. Uns ist wichtig, das Auto nochmal richten zu lassen, da es doch etwas wacklig fährt, bevor wir wieder die Rüttelpisten bezwingen. Deshalb haben wir in Santiago bei Mercedes einen Termin gemacht. Doch bevor wir Santiago erreichen schauen wir uns noch einen tollen Wasserfall in las Lajas an, fahren durch das Valle Colchagua, ein wunderschönes Weintal, und besuchen in Santa Cruz ein privates Museum, das die Welt noch nicht gesehen hat. Es zeigt präkolumbische Keramiken aus ganz Lateinamerika, religiöse Artefakte, Waffen, Silberarbeiten der Mapuche, Ausrüstungen der Gauchos, Pablo Neruda ist verewigt und eine komplette Halle ist der „Großen Rettung“ gewidmet, bei der 2010 33 Bergleute aus einer Tiefe von 700 Metern gerettet wurden. Die Bilder gingen um die Welt und das Drama hat damals jeder im Fernsehen verfolgt. Selbst die originale Rettungskapsel steht hier. Für uns ein völliges Rätsel, wie jemand privat einen solchen Fundus zusammenstellen kann. Wir verbringen eine gefühlte Ewigkeit hier.

Dann erreichen wir Santiago. Der Mercedes Standort ist unwirklich. 700 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Zwei Tage und Nächte verbringen wir in der Werkstatt. Unser deutschsprechender Kontaktmann Michael zeigt uns alles, von der Annahme über die Lackierung bis zur Reparatur. Ein riesiger Komplex. Mittagessen bekommen wir kostenlos in der werkseigenen Kantine. Werkstatttage können schlechter laufen. Aber bei all dem Service, können sie uns auch helfen?

Bücher zu vorangegangenen Touren »Südamerika I« und »Westafrika« unter: www.paula-on-tour.de  und in der Riesa Information (Hauptstraße 61).


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