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Meißner Altstadt: Einen Zweitjob für die Ladenmiete?

Normale Fluktuation oder Grund zur Sorge? Auf Meißens Einkaufsmeile in der Altstadt stehen wieder zahlreiche Geschäfte leer. Sind die Mieten zu hoch, fehlen die Kunden oder gibt es dafür womöglich andere Gründe?
Teures Pflaster: Ein künftiges Thema dürften auch die Mieten sein. Wir haben von Ladenmieten zwischen 12 und 17 Euro erfahren. 			           Foto: Schramm

Teures Pflaster: Ein künftiges Thema dürften auch die Mieten sein. Wir haben von Ladenmieten zwischen 12 und 17 Euro erfahren. Foto: Schramm

Die Fleischergasse und Burgstraße sind zweifelsohne bei Touristen beliebt. Immer wieder hört man, dass es diese hübschen kleinen Läden anderswo nicht (mehr) gibt.  Beim Gang über die 400 Meter Kopfsteinpflaster ist der Ladenleerstand jedoch nicht mehr zu übersehen.  Acht Geschäfte warten auf neue Mieter. „Es ist schwer geworden, über die Runden zu kommen“, sagt Yvonne Hertwig vom Kinderbekleidungsgeschäft „Lilly Larson“ auf der Fleischergasse beim Blick auf die Umsatzzahlen. Im letzten Jahr sei es wieder weniger geworden. Die Unternehmerin ist sich nicht mehr sicher, ob sie ohne die treuen Stammkunden und dem längerfristigen Mietvertrag noch hier wäre. Was fehle, sei einfach Laufkundschaft. Während des längeren Gespräches passieren gerade einmal zwei Fußgänger die Ladenstraße. „Man muss ehrlicherweise sagen, dass die ersten Monate des Jahres ohnehin immer schleppend laufen“, erklärt sie. Das Nachbargeschäft steht schon leer – seit April 2015. "Wasser bis zum Hals" Unweit davon hat Holger Münzberg sein Fotostudio nach dem Hochwasser eröffnet, nutzt es zum größten Teil als Firmensitzt und ist ansonsten viel zu Aufträgen unterwegs. „Vielen hier steht das Wasser bis zum Hals“, meint der Fotograf. Er erzählt von Händlern, die ihr letztes Personal entlassen oder vor bzw. nach der Arbeit noch einen Zweitjob annehmen mussten, um die Ladenmiete zu bezahlen. „Im besten Fall haben die Ladeninhaber einen Partner oder eine Partnerin, der/die das Geld nach Hause bringt“, sagt er.  Münzberg macht sich selbst hin und wieder auf den Weg auf die Elbstraße, um zu vergleichen. „Hier gibt es, wenn überhaupt auch nur eine Hand voll Besucher mehr, als in unserer Ecke“, sagt er.  Überregionales Problem Die Entwicklung habe seiner Ansicht nach nichts mit den Neumarkt-Arkaden oder der Stadt selbst zu tun. Es sei ein globales Problem, mit dem derzeit viele Städte landesweit zu kämpfen haben. Gegen das Internet könne man nicht konkurrieren. „Natürlich fragt man sich, was verkehrt läuft, wenn die Produkte beim eigenen Großhändler teurer sind, als beim Internethändler“, erzählt er weiter. Man könne natürlich auch einen eigenen Online-Shop betreiben. „Dafür braucht man Produkte, die kein anderer hat oder man verkauft zum Nulltarif“, sagt er. Dass allerdings Radios oder TV-Stationen für den Einkauf im Web werben und den Einzelhandel in ihren Spots dermaßen in Misskredit bringen, findet er abmahnungswürdig. „Wir haben eine Chance, wenn wir gemeinsam neue Wege gehen und einmalige Gelegenheiten und Angebote schaffen“, meint er. Ein City-Anzeiger wäre ein erster guter Schritt, dies dann nach außen zu tragen. "Eigentlich zufrieden" Im letzten Herbst eröffnete „Die Zauberwerkstatt“ ihre Türen. In dem Geschäft auf der Burgstraße gibt es u.a. ausgefallene Bekleidung für festliche Anlässe und handgemachte Accessoires. Dazu finden regelmäßig Filzkurse statt. Bis auf Kleinigkeiten ist Inhaberin Nadine Machner mit dem Standort ganz zufrieden. „Unsere Kurse und Veranstaltungen sind gut besucht. Vielleicht liegt  es daran, dass kunstgewerbliche und kreative Dinge an diesem Standort einfach besser funktionieren“, sagt sie. Vor allem um die Weihnachtszeit hätten Kunden sich mit reichlich Stoff bei ihr eingedeckt. Darunter seien auch viele Auswärtige gewesen. Bei der Umfrage erfuhren wir von Mietpreisen zwischen 12 und 17 Euro pro Quadratmeter, die auf der Einkaufsstraße verlangt werden.


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