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Innovativ und weltoffen - oder?

Unkonventionelle Ideen können zwei Reaktionen hervorrufen: Begeisterung über so viel Mut oder totale Ablehnung wegen der Angst vor Neuem. Meißen zeigt bisher leider wenig Mut und Innovation, wenn es um die Bauvorschläge am Weingut Schloss Proschwitz geht.
Einige Meißner können sich nicht mit dem Bild von fünf Pagoden-Häuschen an den Proschwitzer Elbhängen, wie sie Dr. Georg Prinz zur Lippe gern errichten möchte, anfreunden. Auch die lange Partnerschaft mit Arita in Japan und die enge Verbindung in Bezug auf die Porzellan-Tradition beider Regionen konnten als Argumente bisher nicht überzeugen.   Foto: Archiv

Einige Meißner können sich nicht mit dem Bild von fünf Pagoden-Häuschen an den Proschwitzer Elbhängen, wie sie Dr. Georg Prinz zur Lippe gern errichten möchte, anfreunden. Auch die lange Partnerschaft mit Arita in Japan und die enge Verbindung in Bezug auf die Porzellan-Tradition beider Regionen konnten als Argumente bisher nicht überzeugen. Foto: Archiv

Ist es die Angst vor Veränderungen oder Missgunst, falls es klappen würde? Das ließ sich in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses gar nicht so recht klären. Eins wurde nur sehr schnell klar: Die Mehrheit der anwesenden Bürger will keine japanisch anmutende Pagode auf dem Proschwitzer Anwesen des Weingutes. Die jüngste Präsentation war nicht die erste Vorstellung des Vorhabens. Noch bei einer Beratung im Juli wurde die Idee als touristischer Hingucker oder gute Verbindung von Geschichte und Gegenwart von einigen Stadträten gelobt. Davon war in der vergangenen Woche überraschender Weise nichts mehr zu hören. Im Gegenteil, die anwesenden Bürger und auch die Mitglieder des Bauausschusses hatten viele Gründe gegen den Bau von Pagoden mit Gästezimmern und Tagungsräumen. Dagegen! Grit Yildiz sieht die Gefahr für die Natur im Vordergrund: Zum einen würde stark in die Flora und Fauna des schützenswerten Elbtals eingegriffen. Auch befürchten einige der Anwohner zu viele Touristen und starken Durchgangsverkehr. Ebenso könne man eine optische und ideelle Konkurrenz zur alles überragende Albrechtsburg nicht akzeptieren, forderte Gottfried Herrlich, Inhaber von Vincenz Richter. Die Diskussion wurde leider schnell unsachlich und glitt ins Respektlose ab, als der Name des Antragstellers verunglimpft wurde. Mit so einer Streitkultur zeigte sich Meißen leider von seiner schlechten Seite. Neues Projekt Dabei hatte sich Dr. Georg Prinz zur Lippe alle Mühe gegeben, die Vorschläge und Hinweise, der Bürger umzusetzen und innerhalb der vergangenen sechs Monate ein zu großen Teilen neues Projekt aufs Papier zu bringen. So sind aus einer knapp 25 Meter hohen Pagode fünf kleinere mit einer Höhe von 15 Metern geworden. Auch werden der neue Weinkeller und die geplante Vinothek auf dem direkten Schlossgelände angesiedelt. Damit fällt ein großer Teil des Besucherverkehrs weg. Allerdings bleibt der Standort an den Proschwitzer Elbhängen, an dem früher mal die Mühle des Anwesens stand und heute unschöne Ruinenreste eine Nutzung behindern. »Der Schandfleck wird sich auf jeden Fall verändern und nutzbar gemacht. Ich habe mit dem Weingut einen Betrieb zu führen und muss beim Blick in die Zukunft auch an Wachstum und neue Angebote denken«, führte Dr. Prinz zu Lippe aus. Weitere Schritte Oberbürgermeister Olaf Raschke beendetet die zeitweise laute Diskussion mit der Feststellung, dass der Bauantrag einreicht wurde und noch keine Entscheidung vorliege. »Jetzt muss es Abstimmungen zwischen den Fachabteilungen des Denkmalschutzes, BUND und der Stadt geben«, fügt er an. Schloss Proschwitz Das Weingut Schloss Proschwitz ist heute das älteste private Weingut in Sachsen. Die Familie des Prinzen zur Lippe gehörte bis 1918 zu den regierenden Häusern Europas. Der Zweig, dem Dr. Georg Prinz zur Lippe angehört, ist seit rund 300 Jahren in Sachsen ansässig und galt bis zum Zweiten Weltkrieg als eine der erfolgreichsten Unternehmerfamilien im Freistaat Sachsen.


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