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»Die Anfängerin« im Riesaer Kino

Interview mit einer echten Eisprinzessin: Christine Stüber-Errath (61).
Christine Stüber-Errath. Foto: Privat

Christine Stüber-Errath. Foto: Privat

Der Film „die Anfängerin“ handelt von einem ganz speziellen Metier, hat er aber auch das Zeug bei einer breiten Zuschauermenge zu punkten? Warum? Ich bin sicher, dass "Die Anfängerin" in Regie von Alexandra Sell in der Sportstadt Riesa viele Zuschauer erreichen wird. Auch weil es um eine entscheidende Frage in unserem Leben geht: Wie gehen wir mit unseren Träumen um. Gerade im Alter.Warum lassen wir uns manchmal zu schnell entmutigen, anstatt zu kämpfen. Und wie sensibel verhalten wir uns unseren Kindern gegenüber. Der Film hat schon so viele Menschen berührt, weil er der erste wirklich authentische Film übers Eiskunstlaufen ist. Es spielen viele Eiskunstläufer/ innen und Trainer aus den Berliner Vereinen mit. Jede Szene ist echt, nichts gedoubelt. Auch unsere Hauptdarstellerin, Ulrike Krumbiegel, in ihrer Rolle als Annebärbel, läuft jede Szene auf dem Eis selbst. Auch die Stürze sind echt. Eiskunstlaufen war und ist eine unglaublich beliebte Sportart. Zu DDR-Zeiten, als Heinz-Florian Oertel die Wettkämpfe kommentierte, schaute fast jede Familie zu. Wir sind alle älter geworden, aber die Erinnerungen an die Zeiten leben in uns weiter. Und durch den grandiosen Olympiasieg von Aljona Savchenkound Bruno Massot in diesem Jahr, ist die ganz große Begeisterung fürs Eiskunstlaufen zurückgekommen. Wie schön. Die Geschichte des Films spielt zum großen Teil auf dem Eis, aber eigentlich geht es darum, dass es NIE zu spät ist seine Träume zu leben. Eine vom Leben enttäuschte 58jährige Ärztin taut sozusagen auf dem Eis auf und erfährt durch das Eislaufen neue Lebensfreude. Sie erfüllt sich ihren Kindheitstraum. Das ist sehr emotional. Selbst in den USA, wo "Die Anfängerin" im April beim River Run Film-Festival in North Carolina gelaufen ist, waren die Kinobesucher begeistert. Mir gefällt, dass es ein Film mit sehr viel Humor ist. Immer wieder haben die Zuschauer Tränen in den Augen vom Lachen ... aber auch vom Weinen. Das wird bestimmt ein unvergesslicher Kinobesuch für alle, die diese einmalige Gelegenheit nutzen und sich im Filmpalast "Die Anfängerin" am 10. September anschauen. Sehr gern erzähle ich auch interessante Details zu den Dreharbeiten und beantworte die Fragen der Zuschauer. Sie spielen sich selbst und stehen mal wieder auf dem Eis, Wie war das für Sie? Dazu muss ich sagen, dass ich nach 20 Jahren Pause 2012 für den Film wieder mit dem Eislaufen angefangen habe. Alexandra Sell, die Regisseurin des Films hatte mich gefragt, ob ich in einer Nebenrolle mich selbst spielen möchte. Ich bin 4 Jahre jede Woche einmal zum Training gegangen, um mich wieder "elegant" auf dem Eis bewegen zu können. Es ist tatsächlich anders als beim Radfahren oder Schwimmen ... das Eisgefühl musste ich mir erst wieder erarbeiten. Wie es dann im Film auch gezeigt wird, trainiere ich heute in einer Gruppe von Hobby-Eisläufern. Eine Läuferin in meiner Gruppe ist sogar 78 Jahre alt. Das ist eine total spannende Geschichte: Weltweit gibt es Amateur-Eisläufer, die sich alljährlich in Oberstdorf zu internationalen Meisterschaften treffen. In diesem Jahr im Mai waren dort 700 Sportler/innen aus 32 Nationen auf dem Eis. Spektakulär. Und diese Eislauf-Begeisterten haben den Mut, auch im höheren Alter in bunten Kostümen nach Musik auf dem Eis zu tanzen und sich von Preisrichtern bewerten zu lassen. Diese Leidenschaft sieht man/frau auch in unserem Film. Es ist bezaubernd, wie die Hobby-Läufer/innen sich auf ihr Schaulaufen vorbereiten und wie groß das Lampenfieber ist. Bei mir war das natürlich auch so. Die Eishalle, in der die Dreharbeiten stattfanden, ist genau die Halle, in der ich 15 Jahre meines Lebens verbracht habe. Jeden Tag Früh um sieben Uhr in der Früh stand ich auf dem Eis. Nach so langer Zeit, in meinem 60sten Lebensjahr auf diese Eisbahn zurückzukehren und noch einmal vor Publikum zu laufen, hat mich emotional stark berührt. Ich bin Alexandra Sell sehr dankbar, dass sie mir diese Chance gegeben hat. Es ist ja eine fiktive Geschichte, aber meine reale Karriere ist mit der Fiktion eng verwoben. Das ist sicher auch für die Zuschauer sehr spannend. Bewegen Sie sich in Ihrer Freizeit auch manchmal noch auf Kufen? Natürlich gehe ich nach wie vor aufs Eis. Jeden Donnerstag. Ich bin so glücklich, dass sich das Eislaufen für mich wieder anfühlt wie Schweben. Und tatsächlich vergesse ich in den 60 Minuten auf dem Eis auch alle meine Probleme. Ich habe in den letzten Jahren erlebt, wie sich durch das regelmäßige Training meine Fitness spürbar verbessert hat. Ich kann nur sagen, dass es wichtig ist für Körper und Geist, wenn wir uns regelmäßig bewegen. Und dafür sollte sich jeder etwas aussuchen, das Spaß macht. Bei mir ist es noch immer das Eislaufen. Was hat Sie am Film besonders begeistert? Wie „echt“ ist der Film? Wie nah an der Realität? Die Authentizität des Films habe ich schon erwähnt. Es wird viele Zuschauer sehr überraschen zu sehen, wie hart schon die jungen Talente trainieren müssen. Unsere junge Hauptakteurin, Maria Rogozina, die im Film die Jolina spielt, ist eine sehr erfolgreiche "echte" Leistungssportlerin. Ihre Trainerin ist sehr streng. Es kommt dann immer die Frage auf, ob das wirklich so ist. Dazu können wir im Kino gerne diskutieren. Jedenfalls etspricht es der Realität, dass man/frau/ kind auch hinfällt beim Erlernen eines Sprungs. Das tut oft weh. Das Eis ist hart. Um so mehr hat es mich begeistert, dass Ulrike Krumbiegel sich auch die Stürze selbst zugetraut hat. Das war mutig. Von mir hat sie dafür eine glatte 6,0 verdient. Für mich war es eine faszinierende Erfahrung, einmal im Leben an der Seite von so bekannten und beliebten Schauspielern wie Ulrike Krumbiegel, aber besonders auch Annekathrin Bürger, oder Stephan Grossmann vor der Kamera stehen zu dürfen. Ich ziehe den Hut vor allen, die diesen Beruf ausüben. Es ist wirklich harte Arbeit und es kostet unglaublich viel Zeit, ehe eine Szene im Kasten ist. Dafür braucht es wie im Sport Konzentration, Ausdauer, Kondition und man/frau muss auf die Sekunde fit sein! Sie stellen sich im Kinogespräch auch den Fragen der Zuschauer vor Ort, Was haben Sie da schon erlebt? Was waren so die häufigsten Fragen? Einiges habe ich bereits angedeutet. Das mit der strengen Trainerin im Film zum Beispiel. Oft wurde bemerkt, dass dieser Film alles so wahrheitsgertreu erzählt, dass man/frau glauben könnte, alles spielt sich gerade tatsächlich vor unseren Augen ab. Alexandra Sell hat es wirklich verstanden, Momentaufnahmen einzufangen, die beeindrucken. Ich werde auch gefragt, was meine Motivation war, im Film mitzumachen? Tatsächlich habe ich einige Zeit gezögert, weil ich auch Angst davor hatte, mich zu blamieren. Wenn frau, so wie ich, als ehemalige Weltmeisterin mit 60 Jahren (inzwischen 61) sich noch einmal ein Eislaufkleid anzieht und öffentlich auftritt, kann das auch albern aussehen. Ich habe also viel trainiert und mir vorgenommen, anderen Menschen Mut zu machen, sich in jedem Alter etwas zuzutrauen. WIR können alles schaffen. Wir müssen es nur probieren und unsere Zweifel besiegen. Ich hoffe, dass ich ein gutes Beispiel sein kann, dass es tatsächlich nie zu spät ist, seinen Traum zu leben. Und interessant ist auch noch, dass ich in dem Film und heute im Training mit meinen Schlittschuhen aus dem Jahr 1976 laufe, mit denen ich 1976 bei den Olympischen Spielen Bronze erkämpft habe. Ich werde die Schlittschuhe und meine Eislaufkleider zur Aufführung am 10. September mitbringen. Ich freue mich schon heute auf alle Sportfreunde und Kinofans, die mich auch einmal live erleben möchten. Herzliche Grüße. Termin: Welt- und Europameisterin Christine Stüber-Errath kommt ins Kino Riesa zum Filmgespräch über den Film »Die Anfängerin«: 10. September, 14.30 Uhr, im Rahmen des Seniorenkinos mit Kaffee und Kuchen.


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