

»Wir haben viel erlebt, aber zu Hause in Spremberg war es doch immer am schönsten.« Einer der Gründe, warum sie sich wieder gen Heimat wandten, verbindet sie mit vielen anderen Rückkehrern – die Familienplanung begann. Plötzlich war da die Großstadt nicht mehr so attraktiv. Allerdings kehrten sie nicht »blauäugig« zurück: »Als junger Mensch ist man sich bewusst, dass man auf Vieles in einer Kleinstadt wie Spremberg verzichtet. Ohne ein Auto ist man verloren, Essen gehen egal wann und was, wird plötzlich sehr schwierig. Abends noch spontan einen Cocktail trinken ist so gut wie unmöglich und Partys am Wochenende? Schwamm drüber«, berichtet das Unternehmerinnen-Duo lachend. »Aber man arrangiert sich – es wird dann eben das Glas Wein auf der Terrasse und die Garagenparty bei Freunden. Überhaupt Freundschaften – die entwickeln dadurch einen höheren Stellenwert. Und wir feiern verrückte private Partys«, betont Janine Bieber. Marilyn Seitz ergänzt: »Unsere Kinder wachsen jetzt wie auf dem Dorf auf und nicht neben der S-Bahn-Station. Wir würden jederzeit wieder hierherkommen.«
Als die beiden jungen Frauen merkten, dass der Bedarf nach Leasing-Personal im Pflegebereich mehr als gedacht vorhanden war, stellten sie ein. Mittlerweile gibt es eine zweite Filiale, das Unternehmen beschäftigt 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Einzugsgebiet von Alohomora reicht vom Speckgürtel Berlins bis an den Rand Dresdens. Hätte man nicht auch anderswo ein solche Firma gründen können? »Hätten wir, klar«, bestätigt Janine Biener. »Aber unsere Umgebung wäre nicht so schön wie hier in der Lausitz und wir hätten mehr Konkurrenz.« Denn das Konzept von Alohomora, dass man sich Krankenschwestern und Pflegepersonal auf Zeit ausleihen kann, erwies sich in der Region als fast exklusiv – und deshalb stark nachgefragt.
Die Story von Janine Bieber und Marilyn Seitz ist cool – aber noch immer die Ausnahme. Was sollte sich in ihrer Heimat tun, dass noch mehr Ex-Lausitzer wieder zurückkehren bzw. mehr Fachkräfte »Neu-Spremberger« werden.
»Die Infrastruktur muss besser werden, z.B. Anbindung an Autobahnen. Die Bahn nur stündlich nach Cottbus reicht nicht, von Dresden reden wir erst gar nicht. Der Feierabendverkehr auf dem Berliner Ring ist ein Witz gegenüber dem von und nach Cottbus. Was Freizeitangebote für Kinder und Familien betrifft, versuchen Vereine und Gewerbetreibende sehr engagiert das zu kompensieren. Aber das gehört viel mehr in die Zuständigkeit der öffentlichen Hand«, sind die beiden Firmenchefinnen überzeugt. »Der Fokus sollte nicht nur in der Wirtschaft liegen, um Zuwanderer zu gewinnen, sondern auch auf der Familienfreundlichkeit, der Lebensqualität - denn ohne Familien keine Wirtschaft.« Dieses Umfeld unterscheide sich nicht von dem, was auch dringend benötigte ausländische Fachkräfte in die Region ziehen und halten kann, sind sich Janine Bieber und Marilyn Seitz sicher.