

2007 begannen die Planungen zum Umbau des Gutes Neu Sacro. Ziel war eine „Landwirtschaft zum Anfassen“, wie Helmut Baum ausführt. Er ist einer der beiden Vorstände der Bauern AG Neißetal und lenkt gemeinsam mit Bernd Starick die Geschicke des Landwirtschaftsbetriebes am Rand des Tagebaus. Die Bauern AG kaufte das Gut mit rund 500 Hektar Fläche von der Treuhand und investiert seit dem in die bestehenden Gebäude und Stallanlagen – und in die Idee von der Landwirtschaft zum Anfassen“. Mit diesem klaren Konzept und vielen Visionen gingen die Landwirte an die Umsetzung. Vor zwei Jahren, am 5. Oktober 2013 öffnete der Erlebnishof mit Bistro, Restaurant und Hofladen im ehemaligen, rund 150 Jahre alten Getreidespeicher seine Pforten. Etwa 20 regionale Erzeuger bieten hier ihre Produkte an. Neben kulinarischen Höhepunkten gibt es eine Vielzahl von Attraktionen und Festen auf dem Gut. Im fast vierzehntägigen Rhythmus werden Veranstaltungen angeboten. Objektmanagerin Sylvia Müller nennt hier vor allem die „Ernte Live“, das Hoffest und den Guts-Cup. Ein Mix von Mitmach-Veranstaltungen und Landtechnik-Schau. Viele Gäste nutzten die einmalige Gelegenheit, auf einem Mähdrescher oder Riesentraktor mitzufahren. Zwei Mal im Monat haben die Besucher die Möglichkeit, in die Schweineställe hineinzusehen und das Wachsen des „Sonntagsbratens“ zu beobachten. Helmut Baum prägte dazu einmal den eingängigen Begriff „Schweinekino“. Nicht nur ein Vermarktungs-Slogan, sondern Programm. Vom Muttertier mit niedlichen Ferkeln bis zum schlachtreifen Mastschwein können die Besucher das Schweineleben nachvollziehen. Hier wird Landwirtschaft gezeigt, wie sie heute ist. „Wir haben nichts zu verbergen“, meint Helmut Baum, der zu dem steht, was moderne Landwirtschaft heute ausmacht. Derzeit wird schon weiter an der Umsetzung der anschaulichen Schweinehaltung gearbeitet: Im noch ungenutzten Teil des alten Speichers soll ein neuartiges Restaurant entstehen mit einem verglasten Boden. Darunter wird in der Kellerebene ein Schweinestall eingebaut und so könnten die Restaurantgäste durch den gläsernen Boden die Entstehung „ihres“ Schnitzels verfolgen. „Schweinekino“ eben. Traktorfahren oder der Ritt auf der Ackerbanane, Kremserfahrten, eine Hüpfburg aus Stroh und der Streichelzoo gelten als Attraktion bei den kleinen Besuchern, die dankbar auch den erst unlängst aufgebauten Spielplatz in Besitz genommen haben. Die meisten Gäste nutzen die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Gutsrundgang. Landwirtschaft zum Anfassen ist auch das im Oktober stattfindende Schauschlachten. Hier gibt es noch weitere Überlegungen zur Umsetzung der Konzeption. Mit der Fertigstellung der „Eventhalle“, wie Bernd Starick den zum Veranstaltungsraum ausgebauten ehemaligen Kuhstall nennt, können Veranstaltungen nun wetterunabhängig durchgeführt werden. Weiter geht es in diesem Jahr mit dem Hubertus- sowie Martinsgans-Brunch, und dann kommt auch schon der Nikolaus aufs Gut. Zum ersten Gutsjubiläum im vergangenen Jahr hatte sich die Bauern AG gemeinsam mit Bäckermeister Klaus Merschank das Johannisbrot einfallen lassen - gebacken aus einem Urkorn, dem Waldstauden- oder auch Johannisroggen, der auf zehn Hektar landwirtschaftlicher Rekultivierungsfläche des Braunkohletagebaus Jänschwalde angebaut wird. Aus dem Mehl werden außerdem auch Johannisbrötchen gebacken, für den Gutsburger mit Fleisch aus eigener Produktion, den es nur auf dem Gut Neu Sacro gibt. „Das Brot ist ein Renner“, erklärte Objektmanagerin Sylvia Müller unlängst. Da war sie mit ihrem Team beim Bürgerfest in Potsdam und repräsentierte gemeinsam mit dem Landkreis die Region Spree-Neiße. Zum Gut Neu Sacro gehört auch eine alte Schnapsbrennerei. Die hatte man einst mitgekauft im großen Paket. Ursprüngliche Gedanken, die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen, sind aber vom Tisch. „Es wird keinen selbstgebrannten Gutsschnaps bei uns geben“, erklärte Helmut Baum unlängst während eines Gesprächs. Und er resümierte: „Wir haben viel erreicht“. Die augenscheinliche Entwicklung der Besucherzahlen spricht für das Konzept von der „Landwirtschaft zum Anfassen“ und dem Schweinekino.