

Bis Ende 2020 haben die Bundesländer die Autobahnen im Auftrag des Bundes selbst verwaltet. Dabei haben sie in unterschiedlicher Intensität Personal und Ressourcen bereitgestellt. Mit Beginn des Jahres 2021 liegt nun alles in einer Hand. Für Planung, Bau, Betrieb, Erhalt sowie Finanzierung und Verwaltung ist nun die Autobahn GmbH des Bundes zuständig. Das Wissen und Können von Fachleuten aus allen 16 Ländern wurde damit gebündelt.
Verantwortung über 1435 Autobahn-Kilometer
Mit einem Zuständigkeitsgebiet von rund 54 000 Quadratkilometern zählt die Niederlassung Nordost zu den größten innerhalb der Autobahn GmbH. Von der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern über Berlin bis zum Cottbuser Ostsee in Brandenburg verantwortet die Niederlassung 1 435 Autobahn-Kilometer. Gesteuert werden Planung, Bau, Erhalt und Betrieb durch den Hauptsitz in Stolpe und die drei Außenstellen in Berlin, Cottbus und Güstrow. »In diesem Jahr verbauen wir im gesamten Niederlassungsgebiet 260 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung um etwa vier Prozent zum vergangenen Jahr. Und das vergangene Jahr war schon ein Rekordjahr«, betont Ralph Brodel, Pressesprecher der Niederlassung Nordost.
AKR Erhaltungsrückstand aufholen
Die Außenstelle Cottbus betreut im Wesentlichen die A13 und die A15. »Beide Autobahnen wurden vor 25 bis 30 Jahren grundhaft neu ausgebaut und sie haben bis auf die Ausnahmen der Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR) auch gehalten«, sagt Thomas Mattuschka, Leiter der Außenstelle Cottbus. Bei der AKR reagiert Kieselsäure, die in bestimmten Gesteinen enthalten sein kann, mit denen im Zementstein enthaltenen Alkalien. Dabei bildet sich ein Alkali-Kieselsäure-Gel, das zu Rissen im Beton führt. Dadurch kann das gesamte Betongefüge der Fahrbahn zerstört werden. Auch Streusalze sind ein Grund für die Entstehung der Betonschäden. »Die Alkali-Säure Reaktion ist schon seit den 1930iger Jahren bekannt. In den USA zeigte sich das erstmals an den großen Staudämmen und Betonstraßen. In Deutschland zeigten sich ab den 70iger Jahren Schäden an Nachkriegsbauwerken. Ausschlaggebend dabei war, aus welchem Steinbruch die Steine kamen«, berichtet Tobias Giese, Geschäftsbereichsleiter für Bau und Erhaltung der Außenstelle Cottbus und sagt weiter: »Seit den 2000er Jahren gibt es Prüfprogramme, in welchen nun die Steine untersucht werden, sodass für die seitdem errichteten Bauwerke keine AKR Schäden mehr zu erwarten sind.« Aktuell wird versucht ein AKR Erhaltungsrückstand aufzuholen. Dazu gibt es das »AKR Programm Nordost«. Um 500 Kilometer Autobahn zu sanieren, sollen 1,2 Milliarden Euro in den nächsten 10 Jahren investiert werden. So startet Ende Februar mit einem Kostenumfang von 21 Millionen Euro die komplette Erneuerung der Fahrbahn eines knapp elf Kilometer langen Abschnittes von der Anschlussstelle Forst/Bademeusel bis hin zur Grenze Polen. Hierbei wird die bereits schon einmal mit Asphalt überzogene Betondecke entfernt und durch eine neue 30 Zentimeter starke Deckschicht erneuert. Zudem werden alle Stahlschutzplanken und Betonschutzwände erneuert, ebenso wie die Entwässerungsleitungen, Autobahnfernmeldekabel und Glatteismeldeanlagen. »Am 27. Februar wollen wir mit der Einrichtung der Verkehrssicherung beginnen. In den ersten sechs Wochen werden wir intensiv im Bereich des Mittelstreifens arbeiten. Den Verkehr werden wir einstreifig an den Bauarbeiten vorbeilaufen lassen«, erklärt Mattuschka. Pro Richtung wird mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h immer nur ein Fahrstreifen von mindestens 3,50 Meter Breite zur Verfügung stehen. Ab Mitte April wird bis November die komplette Richtungsfahrbahn von Polen nach Forst gesperrt. Die Fahrbahn von Forst nach Polen bleibt allerdings auf. Beide Fahrstreifen befinden sich während dieser Zeit dann auf der Richtungsfahrbahn nach Polen. Dafür muss auch die Anschlussstelle Bademeusel für mindestens zwei Monate gesperrt bleiben. »Der komplette Oberbau wird verschwinden. Der Asphalt abgefräst, der alte Beton aufgebrochen und die ganze Fahrbahn wieder komplett neu aufgelegt. Darum werden wir das ganze Jahr für diese Baumaßnahme benötigen«, verkündet Thomas Mattuschka.
Anschlussstelle Cottbus-West:
Vor 30 Jahren wurde auf der A 15 begonnen, eine zweite Richtungsfahrbahn zu bauen. Denn die A 15 mit der Anschlussstelle Cottbus-West zählte zu den gefährlichsten Autobahnen Deutschlands. Im Jahr 1992 wurde entschieden auf 30 Kilometer eine zweite Fahrbahn zu errichten. Innerhalb von drei Jahren sollte sie fertiggestellt sein. Und diese wird jetzt wieder grundhaft erneuert. »Dabei gibt es Abschnitte, die haben nur 15 Jahre gehalten und mussten dann durch Asphalt überbaut werden. Auf einem Abschnitt, zwischen Roggosen und Cottbus, fährt man über den ursprünglichen Beton von 1993 und der ist gar nicht so schlecht«, bemerkt Thomas Mattuschka. An der Anschlussstelle Cottbus-West kann man jedoch an der Klaviertastenoptik schon erkennen, dass die Fugenbereiche durch AKR als erstes kaputtgehen und geflickt werden mussten. Ein weiteres Hauptproblem ist die Betonautobahn A13 zwischen den Anschlussstellen Freienhufen und Bronkow. Hier gibt es auf einer Länge von 600 Metern ein grobes Problem mit der Entwässerungsquerinne kurz vor einem Brückenbauwerk. Hier muss die Querrinne erneuert werden. Das ist nicht ganz so einfach, da sie an das Entwässerungssystem und Schutzplanken anschließt. Ebenfalls erneuert werden, in dieser circa 1 Millionen Euro teuren Baumaßnahme, die Entwässerungsleitungen im Mittelstreifen. Im Mittelstreifen werden zudem die Schutzplanken mit neuen durchbruchssicheren Systemen erneuert. Die Gesamtbauzeit wird in etwa zwei Monate betragen. Weiterhin seien Baumaßnahmen auf einer fünf Kilometer langen Strecke bei Duben sowie ein gefährlicher Abschnitt bei Schwarzheide in Planung. »Zudem stehen weitere Autobahnabschnitte wegen der Alkali-Kieselsäure-Reaktion und ebenso die 2342 Brücken im Bereich der Niederlassung Nordost unter ständiger Beobachtung«, erwähnt Thomas Mattuschka.