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Alte Ziegelei wird Geoparkzentrum

Als Ortsteil der Gemeinde Neiße-Malxetal liegt Klein Kölzig im Zentrum des Geoparks. Im Mai 2020 wird die Geschäftsstelle des UNESCO Geoparks in das Gebäude einziehen.
Nancy Sauer vor der Alten Ziegelei. Noch ist Baustelle sichtbar, doch der Einweihungstermin steht fest. Foto: Jost Schmidtchen

Nancy Sauer vor der Alten Ziegelei. Noch ist Baustelle sichtbar, doch der Einweihungstermin steht fest. Foto: Jost Schmidtchen

Parallel dazu wird an der Gründung eines EVTZ (Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit), der die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen dem brandenburgischen, sächsischen und polnischen Teil des Geoparks regeln soll, gearbeitet. Über Einzelheiten dazu und zukünftige Vorhaben sprach der WochenKurier mit Nancy Sauer, Leiterin der Geschäftsstelle. Frau Sauer, die Alte Ziegelei in Klein Kölzig dürfte unseren Lesern nicht unbekannt sein. Um was für ein Bauwerk handelt es sich? Die Alte Ziegelei mit dem noch vollständig vorhandenen Ringofen ist das einzige noch erhaltene Gebäude einer einst blühenden Ziegelindustrie im Muskauer Faltenbogen. Sie  wurde in den Jahren 1892 bis 1894 erbaut und produzierte 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr Mauerziegel für die umliegenden Dörfer. 1962 wurde die Produktion eingestellt. Danach erfolgte der Umbau der Ziegelei zum Getreidespeicher und wurde bis 1989 als solcher genutzt. Danach stand das Gebäude viele Jahre leer und war sich selbst überlassen.  Wer erweckte es aus dem Dornröschenschlaf? Das Gebäude wurde an die Gemeinde Neiße-Malxetal übertragen. Die Gemeindevertreter haben das Potenzial der Alten Ziegelei erkannt und wollten das eindrucksvolle Zeugnis der Industriekultur erhalten. In den Jahren 2004 bis 2006 konnte dank Fördermittel eine Außenhautsanierung vorgenommen werden. Seitdem gab es viele Ideen für eine nachhaltige Nutzung. Immer spielte auch der Geopark eine Rolle. Im Oktober 2016 fasste die Gemeinde Neiße-Malxetal den Beschluss, das Ziegeleigebäude als Besucherzentrum umzubauen und dafür Fördermittel zu beantragen. Nach Bewilligung durch das Land Brandenburg wurden die Baumaßnahmen durch das Amt Döbern-Land öffentlich ausgeschrieben und die ersten Bauarbeiten begannen im Frühjahr 2019.  Wie kam es zum Entschluss, die Geschäftsstelle ebenfalls in die Alte Ziegelei zu verlegen? Die Idee an sich ist nicht neu. Bereits in einem Masterplan aus dem Jahr 2001 stand die Alte Ziegelei im Fokus für ein zukünftiges Besucherzentrum. Schon damals erkannte man den Wert des industriellen Erbes für die Region. Der Gedanke hat uns immer begleitet und Perspektiven für die Zukunft eröffnet. Seit 2015 trägt die Region nun den offiziellen UNESCO-Titel, und der Geopark hat damit auch Repräsentationspflichten. Durch den Einzug auch der Geschäftsstelle können nun Verwaltung und Besucherzentrum zweckmäßig an einem Ort agieren und damit die Attraktivität des Gebäudes steigern. Wichtig war der Geschäftsstelle vor allem der Erhalt des Gebäudes durch Nutzung, und diese ist zukünftig nun gegeben. Hier an historischer Stelle haben wir beste Arbeitsmöglichkeiten. Das bestätigten uns auch Vertreter der UNESCO, denen wir die Alte Ziegelei im Rahmen der im Juni 2019 erfolgten Re-Evaluierung des UNESCO Titels präsentierten.  Wer zieht außer Ihnen noch ein? Das Erdgeschoss mit dem Ringofen verbleibt beim Ziegeleibahnverein und kann besichtigt werden. Der Verein betreibt auch die wiederhergestellte Tonbahn, die jetzt auf einem Rundkurs von vier Kilometern mit Besuchern durch den Geopark fährt. Abfahrt und Endpunkt ist vor der Alten Ziegelei. Die UNESCO-Vertreter fuhren auch eine Runde. Fazit: Eisenbahn begeistert immer und alle!  Das erste Obergeschoss teilen sich zukünftig unsere Geschäftsstelle und die Heimatstube Klein Kölzig, die hier ebenfalls ein neues Domizil gefunden hat. Der weiträumige Flurbereich ist als Ausstellungsfläche für den Geopark vorgesehen. Insbesondere Bauamtsleiter Uwe Eppinger haben wir es zu verdanken, dass das sichtbare Ziegelmauerwerk und die rustikalen Holzbalken weitgehend original belassen wurden und der Charme des Gebäudes damit erhalten bleibt. Für Veranstaltungen wird es zudem einen Konferenzraum für bis zu 80 Personen geben. Im zweiten Obergeschoss steht nach Eröffnung ein Veranstaltungssaal für knapp 200 Personen zur Verfügung. Auch an mobilitätseingeschränkte Besucher wurde gedacht. Für sie wurde im Außenbereich ein barrierefreier Zugang zum neuen Personenaufzug geschaffen und im zweiten Obergeschoss eine barrierefreie Toilettenanlage.  Wann wird die Eröffnung sein? Das Amt Döbern-Land lädt schon jetzt alle interessierten Gäste zu einem großen Einweihungsfest am 24. April ein. Auftakt bildet die „Saisoneröffnung“, eine Veranstaltung des UNESCO-Geoparks mit Rück- und Ausblick auf die Arbeit der Geschäftsstelle. Dazu gibt es einen Markt mit regionalen Produkten und Handwerk, musikalischen Einlagen und Angeboten für Kinder. Als Markttreibende werden Erzeuger aus Polen und Deutschland erwartet. Natürlich wird auch die Tonbahn fahren. Zeitnah werden wir in der Presse informieren.  Was wird mit der bisherigen Geschäftsstelle in Döbern? Die bleibt mit einem Büro erhalten und wird dann saisonabhängig von einer Mitarbeiterin besetzt. Angeboten werden dort weiterhin touristische Dienstleistungen. Erfreulich ist, dass wir eine Geowissenschaftlerin für den geowissenschaftlichen Fachbereich und zwei Assistentinnen der Geschäftsführung neu einstellen konnten. Damit ist es uns möglich, unseren Personalstamm zu festigen und wir verfügen nun über eine größere personelle Flexibilität.  War die Re-Evaluierung des UNESCO-Titels erfolgreich? Wir sind zuversichtlich. Die offizielle Mitteilung der UNESCO erwarten wir Ende März.  Was verheißt der Blick ins neue Jahr? Unser Veranstaltungskalender für 2020 ist erschienen. Ein wichtiges Vorhaben ist erneut das Internationale Geoparkcamp für Jugendliche im Sommer. Demnächst folgen dazu die Ausschreibungen. Teilnehmen können Jugendliche aus allen Ländern, in denen es ebenfalls Geoparks gibt. Die Vorbereitungen mit einer deutschen und einer polnischen Jugendgruppe haben mit dem Ziel begonnen, ein bestimmtes Thema zu erforschen und wissenschaftlich niederzulegen. Auf gleiche Weise bereiten sich die Jugendlichen aus den anderen Geoparks auf dieses Thema vor. Die Ergebnisse werden dann während des Camps in einer Broschüre zusammengefasst, an deren Gestaltung und Editierung alle Teilnehmer gemeinsam mitarbeiten. Ich darf noch verraten, dass wir uns mit dem Geoparkcamp um den Preis „GGN-Global Geopark Network Award“ beworben haben. Dieses Camp ist im internationalen Vergleich einmalig und wurde hier entwickelt. Gespräch: Jost Schmidtchen


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