

„Ich spreche deshalb von einem Erntedankfest, weil ich aus diesem Anlass, eben dem 80. Geburtstag, für alle´Ernten‘ in meinem bewegten Leben, gleich ob es sich um den direkt persönlichen, den beruflichen oder gesellschaftlichen Rahmen handelt, bedanken will und hoffe, dass mir das auch so möglich sein wird.“ Große Fußspuren vor Augen Die Schar der Gratulanten wollte zeitweilig nicht enden. Mehrere Laudatoren, unter ihnen der frühere Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete Dr. Klaus Peter Schulze, Landrat Harald Altekrüger, Bürgermeisterin Christine Herntier und der Fraktionsvorsitzende der CDU Andreas Bränzel ergriffen das Wort. Peter Schulze sagte „Egon Wochatz hat große Fußspuren damals zu meinem Amtsantritt hinterlassen und gemeinsam mit den Stadtverordneten und Rathausmitarbeitern einen Grundstein für eine weitere gute Arbeit gelegt, er hatte ein gut bestelltes Haus hinterlassen“. Andreas Bränzel formulierte es so: „Ich bin heute noch stolz, dass Egon Wochatz Bürgermeister der ersten Stunde war. Dass er mit seiner Lösungsorientiertheit unser Spremberg dahin geführt hat, dass es wirtschaftlich stark auf einem sicheren Fundament stand“. Einfach gemacht Ehemalige Schüler der Berufsschule Dr. Theodor Neubauer der Kraftwerke Lübbenau/Vetschau hatten ihren alten Lehrer auch nicht vergessen. Sie brachten dem Jubilar ein Ständchen und verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Auch der Spremberger Stadtchor um Ramona Pietjiewicz dankte musikalisch. Die Zeit, in der Egon Wochatz Spremberg prägen sollte, begann kurz nach der Wende. Der Jubilar erinnert sich: „1990, als in Spremberg keiner Bürgermeister werden wollte, hab ich mich dazu bereit erklärt.“ Wichtige Wegepunkte Wochatz stellte sich von Beginn an uneingeschränkt in den Dienst der Sache. Was ihm nicht nur in der Verwaltung der Stadt, sondern auch in weiten Teilen der Spremberger Bevölkerung großen Respekt einbrachte. Ohne vorherige Erfahrungen für dieses Amt und einem damals völlig neuem Rechtssystem lenkte er, manchmal auch unkonventionell, die Geschicke der Stadt. In seine Amtszeit fallen so wichtige Wegpunkte wie der Kraftwerks-Neubau der damaligen VEAG und die Bebauung des Marktplatzes von Spremberg, der seit Kriegsende 1945 an zwei Seiten unbebaut geblieben war. Eine der ersten Aufgaben des neugewählten Bürgermeisters war, den schon geplanten Plattenbau an der Markt Nord- und Ostseite zu verhindern. Aber auch den Verlust von Traditionsunternehmen wie die Stilllegung des Kraftwerk Trattendorf, die Abwicklung der Spremberger Textilbetriebe oder die Schließung des Spremberger Vordruckverlages musste er hinnehmen. Ruhestand genießen Bis Mai 2002 war Wochatz im Amt, danach übergab er es an Dr. Klaus-Peter Schulze. Von 2003 bis Oktober 2010 war er Vorsitzender und von Oktober 2010 bis zu seinem Ausscheiden im Mai 2014 stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion des Kreistags des Landkreises Spree-Neiße. Mittlerweile genießt er seinen Ruhestand. Zur Person: Egon Wochatz wurde am 6. Dezember 1936 geboren. Er wuchs zusammen mit seiner Schwester in einfachen Verhältnissen in Spremberg auf. Seine Mutter war von Beruf Näherin, der Vater fiel im Zweiten Weltkrieg am 29. August 1942 in der Nähe von Stalingrad. Aus seinen zwei Ehen wuchsen fünf Kinder heran, zwölf Enkel sind inzwischen dazugekommen. In den Jahren 1955 bis 1958 absolvierte er in Leipzig eine Ausbildung zum Lehrer für Deutsch und Geschichte. (Detlef Bogott)